Artikeltext
Unterwasserkameras
Von Pocket bis 6x6 SLR
Ein Überblick gängiger Kameragehäuse
"Ich möchte gerne unter Wasser fotografieren, was soll ich mir hierzu anschaffen?" Auf eine solche Frage zu antworten, fällt sicherlich recht schwer, da dem Befragten kaum Informationen über das fotografische und taucherische Können des Interessenten vorliegen.
Erleichterung schafft eine ehrliche Information über das eigene Können, die finanziellen Vorstellungen und Interessenfeld. Anfänger, Fortgeschrittener, erfahrener Taucher in Schnorcheln oder Gerätetauchen? Welche fotografische Erfahrung ist vorhanden? Kann, soll die bereits vorhandene Kamera verwendet oder eine neue angeschafft werden? Wie handlich und kompakt sollte sie sein (Gewicht-Fluggepäck)? Was und wie oft wollen Sie unter Wasser fotografieren? Wo liegt die obere Preisgrenze?.
Ein Tauchsportfachgeschäft als Beratungsquelle ist häufig eine sehr gute Informationsquelle, da sich der normale Foto-Fachhandel nicht mit allen fotografischen Gebieten eingehend beschäftigen kann. Diese Tauchsportfachgeschäfte sind Treffpunkt der aktiven Sporttaucher und UW-Fotografen, die meist gerne weiter helfen. Da heute in jeder Großstadt ein Tauchersportverein existiert, finden Sie über diese Fachgeschäfte schnell Kontakt zu UW-Fotografen mit jahrelanger Erfahrung. Wer noch mehr in die Materie einsteigen will, der kann auf eines der Bücher über die UW-Fotografie zurückgreifen, die meist ausführlich über Technik, Optik, Geräte und Praxis informieren.
KLEINE MARKTÜBERSICHT
Eine umfassende Marktübersicht würde sicherlich diesen Beitrag sprengen und so möchte ich auf Geräte eingehen, die sich bereits bewährt haben oder besonders interessant erscheinen. Für eine rasche Obersicht erscheint mir eine Einteilung nach Preisklassen am sinnvollsten und leichtverständlich.
Eine umfassende Marktübersicht würde sicherlich diesen Beitrag sprengen und so möchte ich auf Geräte eingehen, die sich bereits bewährt haben oder besonders interessant erscheinen. Für eine rasche Obersicht erscheint mir eine Einteilung nach Preisklassen am sinnvollsten und leichtverständlich.
Preisklasse bis DM 150: Die "ewamarine" Foto- und Filmtasche ist das einfachste, billigste und im Gewicht leichteste UW-Kameragehäuse. Bis zur maximalen Tiefe von 1 0 m eignen sich diese flexiblen wasserdichten Kunststofftaschen. Ober den eingeschweißten Fünffingerhandschuh können alle Bedienungen an der Kamera vorgenommen werden. Reizvolle Ergebnisse lassen sich mit diesem Gerät bereits bei kurzen Schnorcheltauchgängen oder auch im heimatlichen Schwimmbad als fotografisches Trainingsgelände erzielen. Zudem ist diese Tasche ein sicherer Aufbewahrungsort für die Kamera an Bord von kleinen Booten oder im Spritzwasser der Strandbrandung. Diese flexiblen Kunststofftaschen werden in verschiedenen Ausführungen von der Firma Goedecke & Co. über den Fotofachhandel zu einem Preis knapp über 100,- DM angeboten.
In dieser Preisklasse gibt es bereits ein starres UW-Kameragehäuse. Das Guppy-Gehäuse der Firma Achs-Film für die Agfamatic Pocket Modellreihe wird im Fotofachhandel für 70 - 80,- DM angeboten. Dieses kleine Kunststoffgehäuse, druckfest bis 30 m Tiefe, ist in Verbindung mit der Agfamatic Pocket, dem Elektronenblitz Pocket Lux und der Nahaufnahmelinse Natarix die preiswerteste und platzsparendste UW-Fotoausrüstung. In allen Situationen, in denen Wasser den Einsatz ihrer Pocket verhindert, ist das starre Guppy-Gehäuse eine preiswerte Alternative.
Preisklasse bis DM 400-. Hier ist bereits zu unterscheiden in die "echten" UW-Kameras, die als Amphibienkameras bereits von sich aus wasserdicht sind, und UW-Kameragehäuse, in die die Kamera eingebaut wird.
AMPHIBIENKAMERAS
Die Siluro Super von der Firma Nemrod wird für etwa 260.- DM im Tauchsporffachhandel angeboten. Diese Kamera aus Kunststoff für Tauchtiefen bis 30 m ist serienmäßig mit Birnchenblitz ausgerüstet und ergibt beim vorhandenen 6x6 Format einen Filmvorrat von 12 Aufnahmen. Die Aquamatic 11 von der Firma Spirotechnik wird im Fachhandel für etwa 375,- DM angeboten. Diese kompakte UW-Kamera aus dem Kunststoff Makrolon ist drucktest bis 70 m Tiefe. Die gesamte Mechanik, das Objektiv und die Blitzeinrichtung sind voll vom Wasser umflutet. Nur die Filmkassette liegt im druckfesten trockenen Raum. Bei einem Filmformat von 28x28 mm entspricht das f 1:8/28 mm Objektiv einem leichten Weitwinkel. Zwei vorschiebbare, fest installierte Vorsatzlinsen ermöglichen die Nahdistanz von 40 und 30 cm. Rahmensucher, Blitzwürfel Magicube und 126 Filmkassette.
Trotz dem einfachen Aufbau des Objektivs ergeben sich hiermit recht gute Resultate.
UW-KAMERAGEHÄUSE
In dieser Preisklasse gibt es bereits ein breites Angebot vor allem für Pocket Kameras und andere Kassettenformate.
Von der amerikanischen Firma lkelite werden verschiedene, starre Kunststoffgehäuse, sowohl für die Pocketkameras als auch für andere kleine Kameras wie Kodak Instamatic angeboten. Diese verschiedenen Gehäuse sind vor allem über den deutschen Tauchsportfachhandel erhältlich. Diese Gehäuse bestehen aus schlagfestem Lexan-Kunststoff und sind drucktest bis 60 m Tiefe. In diese Kleingehäuse für Olympus 35, Rollei 35, Minolta Hi-Matic usw. passen auch die hochwertigen Pocketkameras wie Asahi Pentax Auto 110 Spiegelreflexkamera oder die Minolta 110 Spiegelreflexkamera oder die Minolta 110 Zoom SLR Pocketkamera.
Amphibienkameras Über DM 400: Die Agfamar der Firma Sub Center Milano ist eine Neuentwicklung und wird für ungefähr 600 DM am Markt angeboten. Es handelt sich hierbei um ein speziell ganz eng um eine Kamera gebautes Gehäuse, bei dem die Kamera fest installiert bleibt. Diese Zentralverschlußkamera mit entsprechend kurzen Blitzsynchronisationszeiten besitzt ein 1:2,8/35 mm Objektiv mit Belichtungszeiten bis 1/200 sec. Eine breite Zubehörpalette soll das Programm dieser KB-Kamera abrunden.
Die Nikonos III von Nikon, Diese international beliebte Amphibienkamera für alle extremen Situationen, mit dem umfangreichen Zubehör sowohl von Nikon als auch von zahlreichen verschiedenen Herstellern, verdient es, daß sie im nächsten Heft ausführlich mit all ihren Möglichkeiten behandelt wird.
Im Foto-Fachhandel wird diese Kamera für knapp 800,- DM angeboten.
UW-Kameragehäuse: Da in der UW-Fotografie der häufigste Aufnahmeabstand zwischen dem Nahbereich und bis 3 m liegt, ergibt sich mit Sucherkameras immer die Schwierigkeit des Parallaxenausgleichs im Bildausschnitt des Suchers. Deshalb haben sich die Spiegelreflexkameras auch unter Wasser durchgesetzt. Da dieser Parallaxenausgleich auch bei der zweiäugigen Spiegelreflexkamera auftritt, werden heute fast nur noch die einäugigen Spiegelreflexkameras in der UW-Fotografie eingesetzt. UW-Gehäuse für Spiegelreflexkameras sind ab etwa 500,- DM aufwärts erhältlich. Für KB-Kameras sind im allgemeinen 800,- bis 1300,- DM zu veranschlagen. Der Preis kann jedoch bei professionellen Gehäusen im KB-Format oder für das Mittelformat schnell in die tausende gehen. Grundsätzlich ist bei den UW-Gehäusen zu unterscheiden in Kunststoff- und Metallgehäuse.
Kunststoffgehäuse: Diese Gehäuse, wie z. B. lkelite, bestehen aus schlagfestem durchsichtigem Material. Hierdurch ist eine leichte Kontrolle eines eventuellen Wassereinbruchs an irgendeiner undichten Stelle gegeben. Als Frontscheibe werden glasklare Plexiglasscheiben verwendet, die leicht verkratzen. Kleinere Kratzer machen sich jedoch wegen des eng beieinander liegenden Brechungsindexes von Wasser und Plexiglas wenig bemerkbar solange sie auf der Außenseite sind. Kunststoffgehäuse neigen dazu, sich mit zunehmendem Druck zu verformen, was dann zu Schwierigkeiten der Übertragungselemente führen kann. Einzelne Kamerafunktionen können unter Umständen nicht mehr bedient werden. Kunststoffgehäuse sind wesentlich preisgünstiger als Metallgehäuse und sind wegen ihres geringen Gewichtes recht vorteilhaft für Flugreisen. Metallgehäuse liegen dagegen besser im Wasser.
Metallgehäuse. Diese werden fast nur aus seewasserbeständigem Aluminium hergestellt. Sie sind erheblich schwerer, robuster, druckbestäridiger - aber auch teurer als Kunststoffgehäuse. Als Frontscheibe kommt nur Silikatglas zur Anwendung. Weil Metall die Wärme besser leitet als Kunststoff, beschlagen Metallgehäuse an der Frontscheibe weniger als Kunststoffgehäuse. Die größere Masse der Metallgehäuse kann für den UW-Fotografen wegen der ruhigeren Kameraführung von Vorteil sein oder auch von Nachteil bei Fluggepäck und in strömungsreichen Gewässern, wo sie zum hinderlichen Ballast wird und so ungünstige Aufnahmebedingungen schafft.
KAMERABEDIENUNG
Die Bedienung der Kamerafunktionen erfolgt über O-Ring-abgedichtete Wellendurchführungen, die unbedingt aus Edelstahl bestehen sollten und von außen ein Hebel- oder Zahnradsystem im Innern des Gehäuses antreiben. Hierbei hat sich die etwas aufwendigere Steuerung über Zahnräder bestens bewährt, da die mit Skalen außen angebrachten Handräder eine exakte Einstellung von Entfernung, Blende und Zeit ermöglichen. Gut durchdachte Konstruktionen zeichnen sich dadurch aus, daß alle Bedienelemente handgerecht angeordnet sind und der Ein- und Ausbau der Kamera rasch und ohne zusätzliches Werkzeug erfolgen kann.
Suchersystem: Spiegelreflexkameras weisen unterschiedliche Größen des Sucherbildes auf. So sind 6x6-Spiegelreflexkameras besonders beliebt, da der UW-Fotograf bei der Bilderfassung und Bildkomposition auf ein sehr großes übersichtliches Sucherbild zurückgreifen kann. Dies ist sehr wichtig, da das Auge durch die Summation von Zwischenräumen bis zum Suchereinblick der Kamera ein immer kleineres Bild erhält. Vorteilhaft sind deshalb Spiegelreflexkameras mit austauschbaren Suchersystemen. Bei Mittelformatkameras ist dies fast selbstverständlich, während es im KB-Format wichtig ist, darauf zu achten. Kameras wie z. B. die Nikon F2, Canon F1 oder Minolta XM verfügen als Zubehör über einen Sportsucher, welcher das Sucherbild aufrecht und seitenrichtig groß wiedergibt.
Für andere Spiegelreflexkameras mit kleinem Suchereinblick liefert z.B. die Firma Hugy serienmäßig zum UW-Gehäuse eine sogenannte Galilei-Sucheroptik, die den Suchereinblick vergrößert.
Bei der Auswahl der Objektive sind lichtstarke Objektive deshalb von wesentlichem Vorteil, da sie ein sehr helles Sucherbild liefern.
Für Sucherkameras mit der schwierigen Bildkontrolle werden sowohl Rahmensucher als auch optische Sucher angeboten. Letztere setzen sich zunehmend durch, da sie in der Handhabung einfacher sind und durch Aufstecken verschiedener Masken der jeweiligen Brennweite angepaßt werden.
Ein UW-Kameragehäuse ist nur so gut wie es sachgemäß behandelt und gewartet wird. Für den Käufer ist es deshalb nicht wesentlich, darauf zu achten, daß die Geräte schon seit mehreren Jahren gebaut werden. Hersteller mit langjähriger Erfahrung geben die Gewähr für ausgereifte Geräte und einen zuverlässigen und ausgebauten Service. Dies macht sich bei Ersatzteillieferung, Reparatur und im Zubehör bemerkbar. Dafür sind diese Hersteller manchmal aber auch ein wenig teurer.
Zubehör: Das Zubehör beginnt bereits beim Wechsel für andere Objektive. Dieser sollte jederzeit ohne umständlichen Umbau erfolgen können, so daß der Wechselobjektiv-Charakter der Kamera erhalten bleibt. Die Verwendung von sehr kurzen Brennweiten mit Domscheibe sollte vorgesehen sein. Aber auch die Makrofotografie durch entsprechend langen Auszug sollte durch entsprechende Zwischentubi leicht ermöglicht werden.
Falls in der Kamera kein Belichtungsmesser integriert sein sollte, so muß ein UW-Belichtungsmesser mitgeführt werden. Entweder wird ein gängiger Belichtungsmesser in ein UW-Gehäuse eingebaut oder es wird ein UW-Belichtungsmesser wie der Sekonic Marinmeter angeschafft. Letzterer ist zwar in der Anschaffung ein wenig teuer, aber er hat seit Jahren zunehmende Beliebtheit erworben. Da ein Großteil der UW-Aufnahmen mit Hilfe von zusätzlichem Kunstlicht aufgenommen werden, wird fast durchwegs ein Blitzgerät mitgeführt. Diesbezüglich gibt es ein breites Angebot auf dem Markt. Sowohl Gehäuse für E-Blitzgeräte als auch "echte" UW-Blitzgeräte werden mitgeliefert.
Als wasserdichte Steckverbindungen am UW-Kameragehäuse für den Elektronenblitz werden sowohl im Wasser lös- und steckbare Verbindungen geliefert als auch die umständlicheren Verbindungen, welche nur im Trockenen lös- und steckbar sind. Pilotlampen helfen bei der Kameraeinstellung im dämmrigen Licht. Im Madin 1 ist eine solche integriert.
Kamillo Weiß in Color Foto 7/1979
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