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Kameras KAMERAWERKSTÄTTEN IM ÜBERBLICK Boxenstop für die Kamera Die Reparatur speziell moderner Kameras ist diffizil und kann nur von kompetenten Fachkräften durchgeführt werden. Allerdings reagieren nicht alle Kunden positiv auf das wieder funktionierende Gerät und die mitgelieferte Rechnung. Das Misstrauen gegenüber Kamerawerkstätten ist groß. Auch COLOR FOTO-Leser berichten in Briefen von schlechten Erfahrungen und klagen über überhöhte Preise, unzureichende Reparaturen oder unzumutbare Wartezeiten, einzelne behaupten sogar, die Kamera in schlechterem Zustand zurück erhalten zu haben als vor der Einlieferung in die Werkstatt. Kunst der Diagnose. Warum die reparatur einer Kamera manchmal sehr lange dauert und entsprechend teuer wird, haben wir bei einem besuch in der Canon-Vertragswerkstatt GIMA erfahren. Hier werden die unterschiedlichsten Schäden repariert. „Aus manchen können wir nur noch den Film retten", erklärt Thomas Scheller beim ANblick einer Kompakten, über die der Besitzer mit dem Auto gerollt ist. In einem solchen Fall liegt der Fehler auf der Hand, doch häufig weiß der Kameratechniker lediglich, dass die Kamera nicht mehr funktioniert. Bei älteren, viel benutzten Kameras gehen die Schäden oft auf Verschleiß zurück, da können sich die Techniker auf ihre Erfahrung mit baugleichen Kameras verlassen und finden den Fehler entsprechend schnell. Defekte in der Elektronik sind dagegen nur schwer aufzuspüren. Mit viel Geduld leisten die vier Mitarbeiter in Thomas Schellers Werkstatt reinste Detektivarbeit. „Moderne Kameras sind sehr platzsparend gebaut, die Platinen sind quer durch das gesamte Gehäuse gewickelt, und man muss das Gerät vollständig zerlegen." Anhand von detaillierten Plänen überprüfen die Techniker dann alle Kontakte, messen an den winzigen Bauteilen Spannungen, Widerstände, Kapazitäten und Ströme und vergleichen die Messwerte mit den Sollwerten. Vor allem Kompaktkameras im APS-Format stellen hohe Ansprüche an Geduld und Geschicklichkeit der Kameratechniker: „Bei der Reparatur müssen häufig ganze Baugruppen ausgetauscht werden, auch wenn der Kamera nur eine Kleinigkeit fehlt. Ist beispielsweise der Verschluss mechanisch beschädigt, muss man bei einigen Modellen das gesamte Objektiv mit austauschen. Das macht eine Reparatur dann sehr teuer", weiß Thomas Scheller zu berichten. Die Kunden können selber Hilfestellung leisten, um die Fehlersuche zu erleichtern. Bevor Sie die Kamera überhaupt in die Werkstatt schicken, sollten Sie auf jeden Fall die Batterie mit einem Batterieprüfer (nicht mit einem Voltmeter) testen. Hilfreich für den Techniker sind auch ein paar Bilder von Standardmotiven, mit deren Hilfe der Experte manchmal Rückschlüsse auf den Defekt der Kamera ziehen kann Kur für Sammlerstücke. Herausforderungen stellen auch mechanische Sammlerstücke dar, wie die Zeiss Ikon Hologon, die bei GIMA gerade repariert wurde. Bei diesem „Fall" war der Fehler auf Anhieb zu erkennen: Im Sucher hatte sich ein Glaspilz festgesetzt, der hässliche Schlieren auf der Linse zurückließ. Zur Instandsetzung solch alter Kameras reichen technisches Wissen und handwerkliches Geschick alleine nicht aus - die Werkstatt muss auch die nötigen Ersatzteile zur Hand haben. Für alte Kameras sollte man sich deshalb eine Werkstatt suchen, die sich auf die Reparatur der betreffenden Marken spezialisiert hat. So wie Thomas Scheller durch einen großen Vorrat an Ersatzteilen auf die Reparatur von Oldtimern gut vorbereitet ist, findet man im deutschsprachigen Europa zahlreiche zuverlässige Werkstätten, die Sammlerstücke in Stand setzen. Die große Preisfrage. Beschwerdegrund Nummer 1 sind die Preise in den Werkstätten. Damit Sie bei einer Reparatur nicht unangenehm von einer saftigen Rechnung überrascht werden, sollten Sie um einen Kostenvoranschlag bitten. Bei seriösen Werkstätten gehört ein schriftlicher Kostenvoranschlag zum Service, muss allerdings meistens vom Kunden bezahlt werden. Thomas Scheller erklärt, warum er für einen Kostenvoranschlag von seinen Kunden eine Kostenbeteiligung von 20 Mark plus Mehrwertsteuer verlangt: „Wir können einer Kamera von außen nicht ansehen, was ihr fehlt und wie aufwendig die Reparatur sein wird. Um eine sichere Diagnose stellen zu können, müssen wir die Kamera gründlich checken und oft auch vollständig zerlegen, was sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Wenn der Kunde dann die Reparatur aus Kostengründen ablehnt, bauen wir die Kamera in ebenso mühevoller Kleinarbeit wieder zusammen - an den 23,30 Mark verdienen wir somit keinen Pfennig, ganz im Gegenteil." Rund 90 Prozent der Kunden entscheiden sich nach Erhalt des Kostenvoranschlags für eine Reparatur und bekommen die Zahlung für den Kostenvoranschlag auf ihre Rechnung gutgeschrieben. Und alle, die die Preise in Fotowerkstätten für indiskutabel hoch halten sollten sich Folgendes vor Augen halten: Die Arbeitsstunde in der Fotowerkstatt kostet rund 100 Mark und ist damit den Stundensätzen in der Autowerkstatt vergleichbar. Adressenliste. Unsere Adressenliste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 1306-01.doc Sabine Schmitt in Color Foto 8/2000 {ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}