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Was ist was bei SLR? Lichtmessung auf der Filmoberfläche Immer mehr Kameras messen zur Belichtungsmessung auf der Filmoberfläche. Gibt es die meßtechnisch ideale Filmoberfläche überhaupt? Wenn nicht, kann es Probleme geben? Angefangen hat alles mit der Olympus OM-2. Zwei Silizium-Fotodioden gucken froschaugengleich in Richtung Filmebene. Wenn die kürzeste Verschlußzeit länger als 1/60 S ist das ist beim horizontal ablaufenden Schlitzverschluß die Zeit, bei der das gesamte Bildfenster von den Verschlußvorhängen freigegeben ist messen sie die Helligkeit, genauer gesagt, die Leuchtdichte, des vom Kameraobjektiv auf die Filmoberfläche projizierten Motiv-Abbildes. Nach dem gleichen Prinzip arbeitet neben der OM-1 0 inzwischen auch die Pentax LX und die Minolta CLE. Contax 137 und 139 sowie die Nikon F3 benutzen es auch, aber nur zur Steuerung der Blitzbelichtung. Anfangs gab es bei der Vorführung der OM-2 verschiedentlich Schwierigkeiten, nämlich dann, wenn der Verkäufer die Kamera demonstrieren wollte und irgend jemand das graue Pappkärtchen vor der schwarzen Filmandruckplatte entfernt hatte. Die Automatik produzierte dann ewig lange Verschlußzeiten, der Verschluß blieb erstmal offen. Nun sehen die Filmoberflächen aber anders aus als grauer Pappkarton. Und wer sich die Mühe macht, einmal ein paar Filme daraufhin zu vergleichen, wird auch seine Überraschungen erleben. Die Filmoberflächen schillern zwar nicht in allen Farben des Spektrums, aber es lassen sich handfeste Farbunterschiede feststellen. Und damit nicht genug, die meisten Filme haben glänzende Oberflächen, einige sind aber auch matt. Da aber jedes Meßsystem einen Null- oder Bezugspunkt haben muß, stellt sich die Frage, auf welche Filmoberfläche das Meßsystem einer solchen Kamera denn "geeicht" ist, oder ob sich die sichtbaren Unterschiede den Meßzellen verborgen bleiben. Die Kamerahersteller schweigen sich in Prospekten und Bedienungsanleitungen darüber aus. Auf Anfrage bei den Firmen bleibt durchweg nur die Antwort "Nichts genaues wissen wir auch nicht". Nur Nikon nennt den Kodacolor II als Bezugskonstante. Da NORMTEST in diesem Monat gerade die Olympus OM-2N testet, ergab sich eine gute Gelegenheit, sich einmal etwas eingehender mit dieser Problematik zu befassen. So marschierte ich also zum Fotohändler, verlangte von jedem Film, der vorrätig war, ein Exemplar und brauchte diesen Wunsch nur dreimal zu wiederholen, bis die Verkäuferin sicher war, mich auch richtig verstanden zu haben. Nach einem letzten zweifelnden Blick machte sie sich dann an die Arbeit, packte einen Film nach dem anderen auf die Theke, und bevor die hinter mir wartenden anderen Kunden schließlich ganz verzweifelten, war beiM42. Film Schluß. Ähnlich begeisterte Blicke erzielte ich bei NORMTEST mit meinem frommen Wunsch, ob die paar Filme nicht mal eben durchgemessen und verglichen werden könnte. Glücklicherweise ist dort die berufliche Neugier noch größer als Abneigung gegen zusätzliche Arbeit, so daß man sich dazu durchrang, meinem Wunsch zu entsprechen. Die NORMTEST-Messung der OM-2N wurde mit einem Detektor mit gelb-brauner Oberfläche durchgeführt. Der damit ermittelte Wen wurde als Nullwert genommen, dann wurden die Werte der Filme gemessen. Die Auflistung finden Sie in dem Kasten. Die Zahlenwerte hinter den einzelnen Filmen geben an, um wieviel Blendenstufen die Belichtung gegenüber dem Bezugswert des Detektors abweicht. Es zeigte sich, daß 5 Filme den gleichen Wert aufweisen, während sich die Abweichungen, von einem Spezialfilm abgesehen, zwischen +0,4 und -0,3 Blendenstufen bewegen. Nach Filmarten aufgeschlüsselt ergaben sich folgende Variationsbereiche: Dia-Film: +0,4 (Ektachrome 64P) bis -0, 2 (Agfachrome 100 P) Color-Negativfilm: +0,2 (Agfacolor 80 S) bis -0,2 (Kodacolor 400) SW-Film:+0,2 (Panatomic X) bis -0,3 (Agfaortho 25). Das bedeutet, daß die Kurve der Belichtungsautomatik, wie sie im NORMTEST zu finden ist, sich im Bereich der Zeiten, die von der Automatik auf der Filmoberfläche gemessen werden, um den entsprechenden Wert parallel nach oben oder unten verschiebt. Unsere mit der Olympus OM-2N ermittelten Werte für die Filme sind nicht ohne weiteres auf andere Kameras übertragbar, da die spektrale Empfindlichkeit der Meßelemente der Kameras die Messung beeinflussen kann. Die Zahlen geben aber einen Überblick, in welchen Bereichen sich die Abweichungen etwa bewegen. Bleibt als Schlußfolgerung für die Praxis: Auch mit den Kameras, die auf der Filmoberfläche messen, empfiehlt es sich wie bei allen anderen Kameras, die Filmempfindlichkeitseinstellung in Stufen von 1 DIN um die Nennempfindlichkeit herum zu variieren, und dann die Einstellung, die zur optimalen Belichtung führte beizuhalten. Übersicht Kodak Kodachrome 25: + 0,2 Kodachrome 64: + 0,1 Ektachrome 50: + 0,4 Ektachrome 64: + 0,4 Ektachrome 64 P: + 0,4 Ektachrome 160: + 0,2 Ektachrome 160 P: + 0,3 Ektachrome 200: + 0,3 Ektachrome 200 P: + 0,3 Ektachrome 400: 0,0 Ektachrome 5071 (Duplicating): + 0,3 Kodacolor II: 0,0 Kodacolor 400: - 0,2 Vericolor II: - 0,2 Panatomic-X: + 0,1 Plus-X-Pan: + 0,1 Tri-X-Pan: - 0,2 Technical Pan: - 0,2 Recording: - 0,2 High contrast copy: + 0,8 Agfa Agfachrome 50 S: - 0,1 Agfachrome 50 L: + 0,1 Agfachrome 64 P: 0,0 Agfachrome 100 P: - 0,2 CT 18 (grüne Oberfläche): + 0,3 CT 18 (braune Oberlfäche): + 0,1 CT 21: - 0,1 Agfacolor CNS: 0,0 Agfacolor CNS 400: 0,0 Agfacolor 80 S: + 0,2 Agfapan 25: - 0,2 Agfapan 100: - 0,3 Agfapan 400: - 0,2 Agfaortho 25: - 0,3 Ilford Pan: - 0,3 FP 4: - 0,2 HP 5: - 0,1 XP 1: - 0,1 Fuji Fujichrome 100: + 0,2 Fujicolor 11: + 0,2 Fujicolor 400: - 0,1 Horst Gottfried in Color Foto 3/1981 {ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}