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Zubehör Photographica Drehscheiben Belichtungsmesser AB DEN Zwanzigern Wer mit klassischen Kameras fotografiert, wird den passenden Belichtungsmesser nicht verschmähen. Volker Horstmann Stellt DIE Faszinierendsten Lösungen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor. DIE Technik Die Wirkungsweise der ersten fotoelektrischen Belichtungsmesser ist einfach: An eine Selenplatte sind die beiden Pole eines Zeigerinstruments angeschlossen. Dessen Ausschlag zeigt die Helligkeit. Allerdings ist die erzeugte Strommenge gering, und so liefern die meisten Selenzellen bei Dunkelheit keine brauchbaren Ergebnisse. Eine Alternative bietet die CdS-Zelle, ein lichtempfindlicher Widerstand, der je nach Menge des Lichts mehr oder weniger Strom durchlässt, d. h. die CdS-Zelle braucht eine Batterie. Sie arbeitet allerdings auch bei geringerer Helligkeit. Ein Nachteil der CdS-Zelle ist ihr Memory-Effekt. Wird sie in die Sonne gehalten, braucht sie erst eine Erholungspause, um geringere Lichtmengen korrekt anzuzeigen. Die heute üblichen Siliziumzellen sind noch lichtempfindlicher und reagieren in Sekundenbruchteilen, benötigen aber aufwendige elektronische Schaltungen. Nicht nur Kameras auch Belichtungsmesser sahen vor 80 Jahren ganz anders aus. Gerade die Experimente der 20er und 30er Jahre haben zu zahlreichen hoch interessanten Produkten geführt. Optische Belichtungsmesser waren typische Hilfsmittel der 20er Jahre. Man schaute durch abgestufte Filter und entschied dann, welche Schwärzung das Motiv gerade noch erkennen ließ. Anschließend las man anhand einer Skala die Belichtung ab. Das hatte aber seine Tücken, da sich das Auge der Helligkeit anpasst, was die Genauigkeit stark mindert. Das „Diaphot" von ICA basiert auf dieser Technik. Der femrohrartige „Bewi-Belichtungsmesser „ bietet sogar ein Mattscheibenbild mit abgestuften Zahlen. Doch die Gebrauchsanleitung gibt so viele Ratschläge für besondere Lichtsituationen, dass der Fotograf sich besser von vornherein auf seine Erfahrung verlässt. Chemische Belichtungsmesser waren in den 20er Jahren üblich und wurden auch „Aktinometer" genannt. Sie funktionierten mit lichtempfindlichem Papier. Nach der Zeit, die das Licht zur Färbung des Papiers brauchte, berechnete man die Belichtungszeit und die Blende. Aber auch dieses Verfahren barg viele Fehlermöglichkeiten. Erste fotoelektrische Belichtungsmesser mit Selenzellen fanden in den 30er Jahren weite Verbreitung; sie gaben endlich exakte Werte an. Im Preis übertrafen sie allerdings preisgünstige Kameras. Da die Leistungsfähigkeit von der Größe der Selenplatte abhing, waren die Geräte mit großem Messumfang recht voluminös. Der Gossen „Ombrux", im Photo-Schaja-Katalog von 1939 für 25 Mark angeboten, ist ein gutes und preisgünstiges Modell. Allerdings nimmt die Selenplatte Licht aus verschiedenen Richtungen auf. Um das Licht zu richten, bauten manche Hersteller die lichtempfindliche Platte vertieft ein. Andere setzten ein Wabengitter und einem viellinsigen Filter davor. Belichtungsmesser mit CdS-Zellen und dadurch größerem Messumfang fanden erst in den 60er Jahren weite Verbreitung. Die Gestaltung der Anzeige war neben dem Innenleben die zweite wesentliche Aufgabe: Hier musste man die Verschlusszeit, die Blende und die Filmempfindlichkeit berücksichtigen, wobei es zur Empfindlichkeit mehrere Normen gab. Deshalb beschritten die Hersteller die verschiedensten Wege. Ein frühes Selen-Modell zeigt auf der Skala die Belichtungszeit für die häufigste Filmempfindlichkeit bei Blende 9 an. Zur Umrechnung befindet sich im Taschendeckel eine Tabelle. Eine andere einfache Lösung ist ein Zeiger über einer Zahlenskala: Man überträgt die anvisierte Zahl auf eine Drehscheibe und kann dann verschiedene Zeit/Blende-Kombinationen ablesen. Beim Gossen Sixtomat, einem verbreiteten Modell aus den 50er Jahren, bringt der Benutzer durch Drehen am Bedienungsrad Zeiger und Markierung zur Deckung. Anschließend liest er an einer beweglichen Skala die möglichen Blende-Zeit-Kombinationen ab. Genial einfach funktioniert die Anzeige des Belichtungsmessers „Iris", ein DDR-Modell ebenfalls aus den 50em: Hier gibt es keinen Zeiger, sondern der Belichtungsmesser dreht eine Blendenskala, die der äußeren Belichtungszeitenskala gegenübersteht. So kann man sofort ohne Eingriffe die möglichen Kombinationen ablesen. Man muss lediglich einmal die Filmempfindlichkeit einstellen. Preise Belichtungsmesser sind als besonderes Sammelgebiet noch nicht sehr verbreitet; so gibt es nur wenige allgemeingültige Preishinweise. Ferner arbeiten viele ältere Modelle nicht mehr einwandfrei. Zu den Problemen gehören verbrauchte Selenplatten und ungenaue Anzeigen, falls sich überhaupt noch etwas bewegt. Eine Justage funktioniert nur sehr bedingt, Ersatzteile gibt es kaum, und die Reparaturkosten übersteigen oft den Wert des Geräts - wenn eine Reparatur möglich ist. Ein funktionstüchtiges Sammlerstück, etwa ein gut erhaltener Sixtomat, dürfte heute 30 bis 60 Mark kosten. Ähnliche Preise erzielen Vorkriegsgeräte. Nachkriegsmodelle mit ermüdeter Messzelle wechseln auch schon mal für ein paar Mark den Besitzer. 4 Info-CD Miha Podlogar: Belichtungsmesser und Kameras mit eingebautem Belichtungsmesser -Chronologie 1818-1970. CD-ROM für Windows (95 bzw. 98), ca. 75 Mark Das Thema Belichtungsmesser wird in der technischen Literatur und in der Sammlerliteratur etwas vernachlässigt, obwohl es sich um ein hochinteressantes und auch wichtiges Thema handelt. Mihar Podlogar legt nun diese fundierte, anschaulich bebilderte und gründlich recherchierte CD-ROM vor. Er erläutert die verschiedenen Messmethoden und die Funktions- und Bauweise diverser Belichtungsmesser. Dabei geht er sowohl auf die Handbelichtungsmesser als auch auf die eingebauten Belichtungsmesser ein. Die CD erhalten Sie über die Buchhandlung Lindemanns in Stuttgart; Telefon: 0711/24 89 99 77, Fax: 0711/2 36 96 72, E-Mail: LindemannsFotobuch@t-online.de Volker Horstmann in Color Foto 7/2001 {ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}