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EDITORIAL Digitale Spiegelreflex-Offensive Neues Nikon-Bajonett? Gute Zeiten für qualitätsbewusste Fotografen: Noch in diesem Jahr werden die meisten namhaften Kamerahersteller mit neuen digitalen Spiegelreflexkameras der Premiumklasse auf den Markt kommen; teilweise mit drastischen konstruktiven Änderungen. Telefonate mit Tokio gehören zum angenehmen Teil des journalistischen Alltags: Zum einen sind japanische Kollegen freundliche und nicht selten humorvolle Gesprächspartner, zum anderen sitzen sie im Zentrum der japanischen Kameraindustrie und haben deshalb bisweilen exklusive Informationen, über die sie zwar noch nicht offiziell berichten können, über die sie aber durchaus sprechen. Solchen - von offizieller Seite nicht bestätigten - Gerüchten zufolge plant Nikon noch in diesem Jahr die Markteinführung einer neuen digitalen Spiegelreflexkamera, vermutlich mit sechs Millionen Pixel und preisgünstiger als die D 100. Wesentlich brisanter ist jedoch folgende - ebenfalls von Nikon nicht bestätigte - Information aus gut informierten japanischen Insider-Kreisen: Nikon wird gegen Ende dieses Jahres ein digitales Profi-System vorstellen, das mit einem neuen, größeren Objektivbajonett ausgestattet ist. Dies würde eine Erklärung dafür liefern, warum es von Nikon bis heute keine Spiegelreflexkamera mit Bildsensor im Kleinbild-Format gibt: Ein größerer Bajonett-Durchmesser (wie man ihn auch von Canon kennt) liefert den Konstrukteuren bessere Voraussetzungen, um die Bildqualität in den Randbereichen zu optimieren - ein Knackpunkt bei Digitalaufnahmen mit Vollformat-Chip. Über Preise für Kameras und Objektive des „aufgebohrten" Nikon-Systems kann derzeit nur spekuliert werden. „Auf jeden Fall wird's teuer", prophezeien Branchenkenner unter Hinweis auf die hohen Entwicklungskosten für ein Projekt dieser Größenordnung. Immerhin gehört das bisherige Nikon-F-Bajonett zu den unbestritten langlebigsten Komponenten des gesamten Fotomarktes. Der Wechsel des Bajonett-Anschlusses wird erfahrungsgemäß begleitet von erdbebenartigen emotionalen Eruptionen bei den Anhängern eines Kamerasystems. Verständlicherweise, alle Objektive mit den alten Bajonett sind damit passe. Mutig ist dieser Schritt allemal - zudem technologisch sinnvoll. Und, davon gehen alle Branchenkenner aus, das F-Bajonett ist mit diesem Schritt nicht tot, Kameras und Objektive werden auch weiterhin produziert werden. Michael Tafelmeier in Color Foto 7/2003 {ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}