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AMATEUR SERVICE
Alexander Borell über:
Lunasix 3 mit Laborvorsatz
Als ich zu fotografieren anfing, vergrößerte man noch nicht, sondern „kopierte", 6 x 9 als Knipser, 9x12 als engagierter Amateur, und ab 13 x 18 war man fast ein Profi. Und die „Abzüge" sind heute noch, was Schärfe und Halbtöne betrifft, kaum zu überbieten. Die Platte und das Papier kamen in einen Holzrahmen, schön mit grünem Filz ausgelegt, und dann stellten wir das Ganze in die Sonne. Hin und wieder guckten wir nach, ob schon genug „drauf war", und schließlich wurde nur noch fixiert. Schade, dass man heute eher elektronisch aufzeichnen kann, als diese alte Methode noch einmal zu praktizieren.
Inzwischen also vergrößern wir, die Papiere sind enorm empfindlich geworden und reagieren auf Fehler in der Belichtung recht sauer.
Die Elektroniker wiederum sind mit der Nase stets am Wind und elektronisieren, was immer ihnen in den Weg kommt: folglich bekamen wir zuerst wundervoll elektronisch messende Schaltuhren, damit wir eine Vergrößerung mit 12,07 sec. belichten konnten, die andere mit nur 12,04.
Zugleich mit der elektronischen Belichtungsmessung in unseren Kameras entstanden auch Geräte, mit denen man die Belichtungszeit beim Vergrößern messen kann, meistens gleich mit einer Schaltuhr gekuppelt.
Eine feine Sache, dachte ich, und die Elektroniker dachten das gleiche. Folglich gibt's heute viele solche Messgeräte.
Ich habe einige davon ausprobiert und fand sie mehr oder weniger gut, je nachdem, wo der Hersteller mit dem Denken aufgehört hatte. Recht gut z. B. ein Gerät von Wenzel - nur sieht man nicht, was man einstellt, denn die Skalen sind dunkel. Besser in dieser Hinsicht z. B. das Philips PDT 022, nur hätte man da ein paar Mark mehr für Transistoren ausgeben sollen, damit man nicht jedes Mal länger auf das Einpendeln des Messzeigers warten muss, als hinterher die ganze Belichterei dauert. Und dann habe ich mir, eigentlich mehr aus Jux, meinen alten Lunasix 3 geholt, ihm den Laborvorsatz aufgesteckt und - nichts funktioniert so prächtig, einfach, rasch und zuverlässig, wie diese Art der Messung! Wenn Sie's mal probieren wollen, machen Sie folgendes: Legen Sie irgendein Negativ ein, stellen Sie die Blende etwa auf 5,6 und belichten Sie eine Testserie. Die optimale Belichtungszeit merken Sie sich, und dann legen Sie das kleine Messfenster des Laborvorsatzes vom Lunasix 3 auf die Kassette, wobei Sie sich zum Messen eine Stelle aussuchen, die dunkel ist, also ein Licht, aber zugleich bildwichtig. Das könnte z. B. Gesichtshaut sein, oder eine feine Mischung aus Licht und Schatten, wie etwa ein Haus mit Fenstern usw.
Nun lesen Sie den Zeigerausschlag ab.
Und damit ist bereits alles getan. Denn jetzt können Sie jedes Negativ einlegen, jeden Maßstab anwenden: wichtig ist nur, dass Sie für die festgelegte Zeit mit der Objektivblende beim Anmessen der bildwichtigen Stelle den Zeiger auf die gleiche Stellung bringen.
Man kann sich das noch ein wenig einrichten. Bei mir funktioniert das, wenn ich zehn Sekunden belichte und den Zeiger mit der Blende auf die „6" einpegele. Ist das Negativ einmal sehr dünn, dann stelle ich mit der Blende den Zeiger auf die „7" und belichte nur fünf Sekunden, umgekehrt bei einem sehr dichten Negativ pendle ich den Zeiger auf „5" und belichte zwanzig Sekunden.
Mit einiger Erfahrung kann man dabei noch mit dem Zeiger ein wenig nach plus oder minus gehen.
Das Resultat sind verblüffend präzise belichtete Vergrößerungen. Ausreißer, wie ich sie bisher bei noch jedem anderen kompletten und komfortablen Gerät hatte, gibt es bei dieser Methode nicht. Der einzige Nachteil ist vielleicht, dass man neben dem Lunasix 3 noch eine extra Schaltuhr haben sollte. Einen Belichtungsmesser von der Leistung des Lunasix 3 wird man immer brauchen können, und die Schaltuhr?
Nun, wir arbeiten ja mit relativ langen Zeiten, und so würde notfalls jede Uhr mit Sekundenzeiger ausreichen.
Eins muss noch erwähnt werden: Ich arbeite mit einem Papier, das in allen Härtegraden nahezu die gleiche Empfindlichkeit hat, nur „Hart" benötigt die doppelte Zeit. Das ist kein Problem, das kann man sich merken. Wenn Ihr Papier jedoch innerhalb der Gradation wesentlich
schwankt, müssen Sie die Eichung einmal für jeden Härtegrad vornehmen und sich die Messzahl notieren.
Da ich aber keineswegs die Absicht habe, den Herstellern von hochwertigen elektronischen Belichtungsmessern das Geschäft zu verderben, bin ich gern bereit, mir solche Geräte vorführen zu lassen:
Wenn sie gleich gut, gleich einfach und gleich zuverlässig arbeiten, werde ich das gerechterweise mit Vergnügen veröffentlichen!
Nach unseren Ermittlungen hat sich für den Lunasix 3 mit Laborvorsatz ein Laden-Verkaufs-Preis von durchschnittlich DM 200,- im Foto-Fachhandel eingependelt. Wir machen aber darauf aufmerksam, dass ganz nach Service, Geschäftslage und individueller Kalkulation der Verkaufspreis nach oben oder unten mehr oder weniger differieren kann.
Alexander Borell in Color Foto 2/1974
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