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Oldtimer In den dreißig Jahren zwischen 1880 und 1910 sind zahlreiche interessante Kameratypen hervorgebracht worden, die oftmals als Grundkonstruktion für heute noch verwendete Bauarten dienten: die heutige Studiokamera stammt aus dieser Zeit und auch die zweiäugige Reflexkamera. Aber auch eine Reihe von Zwischentypen entstanden, die aber bald wieder aus den Läden der Fotohändler verschwunden waren, weil sie nur einen kurzfristigen Bedarf stillten. Ein solcher Kameratyp war die kombinierte Rollfilm- und Plattenkamera, wie sie in einer Reihe von Modellen, besonders von Eastman-Kodak in den USA und von Dr. Krügener und Rietzschel in Deutschland gebaut wurden. Sie entstanden aus einer gewissen Unsicherheit heraus, ob denn nun der Rollfilm oder die Foto-( platte sich endgültig durchsetzen würde. Um nun dem Amateur die Qual der Wahl zu nehmen, bot man eben Kameras an die mit Vorrichtungen für beide Aufnahmematerialien ausgerüstet waren. Die typischen Merkmale dieser Bauart hatte die No. 4 Cartridge Kodak (Bild 1), die 1897 als Hand- und Stativkamera für den Amateur herauskam. Mit ihr waren 12 Aufnahmen im Format 10 x 15 cm auf Tageslicht-Rollfilm möglich. Außerdem konnte sie auch mit einem Platten-Rückteil ausgestattet werden und war so universell verwendbar. Auf dem deutschen Markt war wohl als erste Kamera mit den typischen Merkmalen dieser kombinierten Bauart die Rietzschel „Clack" ausgestattet. Über das Modell „Clack 1900" (Bild 2) wurde schon im Mai-Heft von Color Foto berichtet. Hier nun' zur Ergänzung: Die „Clack 1900" war mit 2 verschiedenen Rietzschel-Objektiven zu 110 und 165 Mark und 2 Zeiss-Objektiven zu 200 und 205 Mark erhältlich. Sie war also auch zu ihrer Zeit keine ganz preiswerte Kamera. Die „Clack 1900" konnte man auch in einer Ausführung für Filme und Platten im Format 13 x 18 cm bekommen. Der Mehrpreis lag zwischen 50 und 100 Mark. Das Schwestermodell „Clack 1" ermöglichte sogar Plattenaufnahmen bei eingelegtem Rollfilm. Bei der „Clack 1900" konnten Plattenaufnahmen nur dann gemacht werden, wenn kein Rollfilm in der Kamera war. Auch die Firma Dr. Krügener in Frankfurt baute ab der Jahrhundertwende eine Reihe von Modellen dieses Kombinationstyps. Als Beispiel sei hier nur die „Delta-Patronen-Flach-Kamera" genannt, die ab etwa 1902 in den Katalogen der Fotohändler auftauchte. Verschiedene Modelle in den Formaten 9 x 9 bis 13 x 18 cm waren erhältlich. Die in Bild 4 vorgestellte Kamera war für Rollfilm und Plattenaufnahmen im Format 10 x 12,5 cm eingerichtet. Zunächst hatte die „Delta-Patronen-Flach-Kamera" noch den damals meist verbreiteten „Unicum"-Verschluss der Firma Bausch & Lomb, wurde aber; ab etwa 1904 mit einem Zentralverschluss ausgestattet. Der Wechsel von Platte auf Rollfilm bzw. umgekehrt, war hier unbequemer als bei der Rietzschel Clack, denn hier konnte man nur Platten- oder nur Rollfilmaufnahmen machen. Für die Platten wurde ein besonderer Adapter mitgeliefert. Alle Aufnahmen: Agfa Gevaert Foto-Historama Klaus op ten Höfel in Color Foto 10/1976 {ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}