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OLDTIMER
Die Erfindung der Bromsilber-Gelatine-Trockenplatte im Jahre 1871 durch den englischen Arzt Richard Leach Maddox brachte auch starke Veränderungen im Kamerabau. Als um 1880 die Trockenplatte allgemein eingeführt und industriell hergestellt wurde, kamen mehr und mehr Apparate auf den Markt, mit denen man - ohne Stativ aus der Hand fotografieren konnte. Eine der ersten Kameratypen, die Aufnahmen aus der Hand ermöglichten waren die Magazinkameras. Als Konstruktionsvor-( schlag ist die Form der Magazinkamera bereits um 1860 zu finden. Aber erst die Trockenplatte ließ die Herstellung sinnvoll erscheinen. Diese Kameras wurden in den Katalogen der Hersteller oft auch „Detektivkameras" genannt, obwohl sie sich konstruktiv von den eigentlichen Geheimkameras, die etwa zur gleichen Zeit auf den Markt kamen, vollkommen unterschieden. Die Bezeichnung ist wohl darauf zurückzuführen, dass man mit solchen Kameras relativ unbemerkt fotografieren konnte - ohne Stativ und schwarzes Tuch - ganz einfach aus der Hand. Daher hatten diese Kameras auch von Anfang an Momentverschlüsse und eingebaute Sucher. Seinen Namen erhielt dieser Kameratyp durch ein Plattenmagazin im Innern, das 12 bis 24 Platten aufnehmen konnte. Die Platten standen senkrecht hintereinander in der Kamera, die vorderste fertig zur Aufnahme. Nach der Belichtung wurde die vorderste Platte nach hinten wegtransportiert. In der Art und Weise des Transports unterschieden sich die Konstruktionen. Es gab Vorrichtungen, bei denen der Wechsel mit einem Ledersack, solche mit einem Drehknopf und andere mit einem Schieber vorgenommen wurde. Eine der ersten Werkstätten, die sich mit dem Bau von Magazinkameras beschäftigte, war die Fa. Dr. Krügener in Frankfurt/Main. Deren „Simplex-Magazin-Kamera" (Abb. 1) aus dem Jahre 1889 hatte schon alle Merkmale einer modernen zweiäugigen Reflexkamera mit getrenntem Sucher- und Aufnahmeobjektiv. Hinter dem Sucherobjektiv und der Spiegelreflexeinrichtung befanden sich die unbelichteten Platten. Sie wurden mit einem Schieber so heruntergestoßen, dass sie in die Bildebene kamen während die vorher belichtete Platte nach hinten rückte. Dr. Krügeners „Simplex-Kamera" war 1890 in zwei Ausführungen lieferbar: für 24 Platten 6 x 8 cm in dünnem Glas und für 18 Platten 9 x 12 cm in gewöhnlicher Dicke. Die Kamera für das Format 6 x 8 cm wurde mit einem Antiplanet mit 18 mm Durchmesser aus "Jenenser Glas" ausgestattet. Preis dieses Modells 135 Mark. Die Simplex-Kamera 9 x 12 cm wurde mit folgenden Ausrüstungsmerkmalen geschildert: Verstellbarer Momentverschluss verstellbares Objektiv auf drei Stellungen, drei. verschiebbare Blenden und anderes mehr. Preis des 9 x 12-Modells 175 Mark. Dr. Krügener baute auch eine Modellreihe von Magazinkameras, die mit dem Wechselsystem „Delta" (Abb. 2) ausgestattet war. Hier wurde die vordere, belichtete Platte mit einem Lederbalgen weggezogen und hinter die übrigen Platten gesteckt. Ein Katalog aus dem Jahre 1890 enthält 14 verschiedene Modelle mit diesem System, darunter auch einige Kameras für stereoskopische Aufnahmen. Ein anderes System bewirkte bei der von E. Suter in Basel 1893 vorgestellten Magazinkamera (Abb. 3) den Plattenwechsel. Durch einen Schieber wurden die unbelichteten Platten einzeln in den Strahlengang des Objektivs transportiert und' nach der Belichtung durch eine Feder nach hinten geschoben.
Klaus op ten Höfel in Color Foto 12/1976
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