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OLDTIMER In den Jahren 1880 bis etwa 1900 ließ sich die Idee der Buchkamera wohl nicht mehr aus den Köpfen der Kamerakonstrukteure vertreiben. Der Erfolg der Buchkamera von Dr. Krügener, Frankfurt, aus dem Jahre 1888 hatte die Techniker sicher ermutigt, in dieser Richtung weiter zu arbeiten. War die Krügener Buchkamera noch mit feststehendem Gehäuse und einer Magazin-Wechselvorrichtung mit kleinformatigen Platten (4 x 4 cm) ausgerüstet, so entwickelte sich Anfang der 90er Jahre eine Kameraform, bei der das Gehäuse zusammenklappbar war und der Balgen sich ziehharmonikaförmig zusammenfaltete, Meist waren solche Kameras aber nur für Einzelplatten eingerichtet Ein französisches Modell des Jahres 1892 war in der Form eines Carte-de-Visite-Fotoalbums gebaut. Das Gehäuse war mit Leder bezogen, das Objektiv in den Buchrücken eingebaut. Die beiden Deckel des „Albums" ließen sich zum Einschieben der Kassette bzw. zur Aufnahme auseinander ziehen. Diese „Photo-Album"-Kamera war möglicherweise Vorbild für eine Reihe von Kameras, die man heute als Fotosammler unter dem Begriff „Faltkamera" zusammenfasst. Hierunter befinden sich außerordentlich einfallsreiche Konstruktionen. Es gelang, wirklich flache, handliche Kameras herzustellen, die trotzdem für recht große Aufnahmeformate (6 x 9 und 9 x 12 cm) geeignet waren Ein interessanter Aspekt ist sicher, dass bei den modernen Sofortbildkameras einige konstruktive Details dieser historischen Faltkamera wieder Auferstehung feiern. Einer der prägnantesten Vertreter dieser außerordentlich gut durchkonstruierten Kameras ist die „Vega", hergestellt von der Vega S. A. in Genf (Abb. 1). Sie kam im Jahre 1900 heraus und war für Filmpack 9 x 12 cm eingerichtet. Zur Benutzung klappte' man beide Hälften des Apparates auseinander und schiebt seitlich die Filmpackkassette ein. Ein ziehharmonikaförmiger Balgen verbindet beide Gehäuseteile. Die technische Ausstattung ist recht gut. Das Objektiv ist ein Aplanat 1: 7,8/180 mm. Der Fallverschluss ist von 1/2 bis 1/100 sek, verstellbar. Die „Vega" geht möglicherweise auf ein DRP-Patent zurück, das Jean Antoine Pautasso aus Genf am 30 Dezember 1899 für eine Flachkamera erteilt bekam. Bei dieser war im Innern seitlich ein Plattenmagazin angeordnet, das beim Öffnen in die Aufnahmestellung transportiert wird. Der gleiche Pautasso erhielt am 31. Mai 1900 ein Patent auf eine Buch-Rollkamera, die in ähnlicher Weise wie die Faltkamera funktioniert, nur dass im Innern eine Vorrichtung für Rollfilm vorgesehen ist. Noch flacher - nur etwa 2 cm - ließ sich die „Lopa" zusammenlegen. Sie wurde ab 1902 von der Firma Nieill und Simons, Brüssel, hergestellt. Ihre Ausstattung war etwas einfacher als die der „Vega". Das Objektiv war ein einfacher Meniskus mit Schiebeblende und der Guillotine-Verschluss hatte nur eine Belichtungszeit. Das Aufnahmeformat war 6,5 x 9 cm. Französischer Herkunft ist wohl die „Le Handy" (Abb. 3), deren Hersteller mir allerdings nicht bekannt ist. Sie wird ebenfalls kurz nach der Jahrhundertwende gebaut worden sein Auch hier lässt sich das „Gehäuse" nach Entnahme der Kassette an der Rückseite flach zusammenlegen. Ein Zwischending zwischen Spreizen- und Faltkamera stellt die „Nydia" aus England (Abb. 4) dar, die ab 1900 von Newman und Guardia, London, hergestellt wurde. Hier musste allerdings zum Zusammenlegen der Kamera der Balgen vom Objektivträger geDlöst und dann das Objektiv mitsamt Träger durch eine Spreizenkonstruktion hochgeklappt werden. Wahlweise konnten Plattenmagazine oder Filmpack-Rückteil verwendet werden. Klaus op ten Höfel in Color Foto 1/1977 {ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}