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NORMTEST Die neue Pentax MV Leicht und einfach Preisgünstige Ergänzung zu den beliebten „Pentax-Sisters" ist der neue Zeitautomat Pentax MV. Wer frisch in die Spiegelreflexkameratechnik einsteigt, bekommt hierein Grundmodell eines großen Systems. Bei den Schwestermodellen, der Pentax MX könnte der Buchstabe „X" für den (X) kreuzgekuppelten Belichtungsmesser stehen, bei der Pentax ME der Buchstabe „E” für die elektronische, stufenlose Verschlusssteuerung. Man kommt durchaus in Versuchung, das „V” der neuen Pentax MV mit „Volksmodell” zu deuten. Und das soll diese kleine Spiegelreflexkamera ja auch irgendwie sein. Obwohl diese Bezeichnung wohl ebenso wenig richtig ist wie der Sammelbegriff der „Economy-Modelle”. Der Preiskampf der Kamerahersteller hat sich in die untere Kategorie verlagert, der Käufer profitiert davon. Bei Pentax brauchte man ein Modell, das preislich noch unter dem Markterfolg der ME angesiedelt ist, um z. B. mit einer Canon AV-1 oder einer Nikon EM konkurrieren zu können. Um es gleich vorneweg zu sagen: Die Ausstattung der Pentax MV ist noch sparsamer ausgefallen, als dies bei den Mitbewerbern schon der Fall ist. Dass eine Abblendtaste, eine Gegenlichtkorrektur-Möglichkeit, ein Okularverschluss und ein Selbstauslöser eingespart wurden, ist ja verständlich und kommt sogar manchem unbedarften Anwender entgegen, der eine Kamera will, die möglichst frei ist von allen verwirrenden, zusätzlichen Knöpfchen und Rebelchen. Dass man aber - trotz weitestgehender Baugleichheit mit der Pentax ME - auf den Anschluss für den blinder verzichtet hat, erscheint uns ein echter Rückschritt. Damit wird dem Anwender ein wichtiges Zubehörteil aus dem Pentax-Programm vorenthalten, dem Händler ein Zusatzgeschäft gestrichen und den Mitbewerbern ein Verkaufsargument für die eigenen „Economy"-Modelle gegeben. Über die Nützlichkeit eines Winders zu debattieren ist wohl sinnlos, es ist längst erwiesen, dass er nicht nur den Filmverbrauch und den Spieltrieb des Besitzers fördert, sondern tatsächlich ein zeitgemäßes Hilfsmittel ist, das den Fotografen von der Technik entlastet und ihm Zeit gibt zur vollen Konzentration auf das Motiv. Und gerade diese technische Entlastung ist doch eines der Verkaufsargumente für die Pentax MV! Den Winder und die Datenrückwand ausgenommen, passt das gesamte Zubehörprogramm der Pentax M-Modelle. Zusammen mit dem Schwestermodell ME ist sie immer noch die kleinste Spiegelreflex-Kamera, mit einem Gewicht von 420 Gramm (Gehäuse) ist die MV nun die leichteste SLR für das Format 24x36 mm. Die neue Pentax arbeitet ausschließlich als Zeitautomat bei Blendenvorwahl. Als feste Zeit steht nur die Blitz-Synchronzeit 1/100 (und B) zur Verfügung. Diese feste Zeit wird mechanisch gebildet, steht also auch bei leerer Batterie zur Verfügung, was bei Mitbewerbern durchaus nicht selbstverständlich ist. Objektive: Neben dem ultraflachen SMC Pentax-M 2,8/40 mm stehen aus der M-Serie das Standard-objektiv 2/50 mm, 1,7/50 mm und 1,4/50 mm zur Verfügung. Als Lichtriese kann auch das SMC Pentax-K 1,2/50 mm Verwendung finden. Daneben kann die ganze Pentax-Objektivpalette von 15 mm bis 1000 mm uneingeschränkt eingesetzt werden. Das K-Bajonett stellt sich immer deutlicher als der „offizielle" Nachfolger des veralteten Schraubanschlusses M 42x1 mm heraus, damit ergeben sich für den Besitzer einer Pentax MV vielfältige Möglichkeiten für die Verwendung von Fremdobjektiven der verschiedensten Hersteller und sichern gleichzeitig eine langzeitige Systemtreue. Die Original-Pentax-Objektive sind mit einem hellgrauen, deutlich fühlbaren Tastknopf ausgestattet, der bei etwas Gewohnheit die Rotpunkte am Bajonett zu Hilfsmarkierungen abwertet. Die Objektive sind sehr sauber verarbeitet, lediglich bei unserem Testmuster (SMC-M 2/50 mm) ging der Blendenring etwas zu streng. Belichtungsmessung: Im Gegensatz zu den Schwesternmodellen MX und ME ist die Pentax MV mit einer mehr mittenbetonten und oben sehr stark abgeflachten Messcharakteristik ausgestattet. Die Zone der höchsten Messempfindlichkeit der Silizium-Fotodiode liegt in und über dem Mikroprismenfeld und ist der Messcharakteristik der Canon AV-1 erstaunlich ähnlich. Wie dort wird bei Aufnahmen im Querformat helles Himmelslicht, das zu einer Falschmessung führen könnte wirksam unterdrückt. Der Belichtungsmesser überstreicht einen Bereich von EV 3 bis EV 19 (bei 21 DIN) nach Angabe des Herstellers. Unsere Messungen ergaben, dass die Pentax MV mindestens bis EV-2 tadellos arbeitet. Zeitmessungen bis 128 sec (!) bei 21 DIN waren noch exakt, sind allerdings für die Praxis bedeutungslos, da der Langzeiteffekt des Filmmaterials trotzdem in den meisten Fällen zu einer Unterbelichtung führen würde. Der Hersteller sollte trotzdem sein Licht nicht unter den Scheffel stellen und den Bereich der Belichtungsmessung bzw. -verschlusssteuerung auf den Bereich von 8 sec bis 1/1000 sec in der Bedienungsanleitung ausdehnen. Das gilt übrigens für alle Pentax-Modelle mit Zeitautomatik einschließlich der ersten Modelle ES und ES-II. Weniger genau als die Zeitautomatik ist der Blendensimulator. Zwar werden große Blendenöffnungen bis Blende 8 mit einer Abweichung von nur 0,1 EV recht gut eingehalten, bei Blende 11 beträgt die Abweichung bereits -0,2 EV und wächst dann bei den Blenden 16 und 22 auf 0,4 EV an. (Die Messung erfasst das Zusammenwirken folgender Faktoren: Linearisierung der Blendenreihe im Objektiv und Übertragung auf eine elektrische Größe im Kameragehäuse). Der Verschluss ist als vertikal von oben nach unten ablaufender (Seiko) Metallschlitzverschluss konstruiert. Die gebildeten Zeiten werden dem Benutzer nicht angezeigt! Eine grüne Leuchtdiode im Sucher signalisiert lediglich, dass die Zeit irgendwo zwischen 1/30 sec und 1/1000 sec liegt, eine gelbe LED zeigt an, dass die Zeit länger als 1/30 sec ist. Wer also beispielsweise bei Sportaufnahmen Wert auf eine kürzest-mögliche Verschlusszeit legt, muss so lange die Blende öffnen, bis die Anzeige im Sucher nach rot überspringen will. Übrigens ist die kürzeste Verschlusszeit ca. 1/1600 sec (in Automatikstellung ohne Batterie). Weitere Daten für den Verschluss: X-Zeit angegeben 1/100 sec, gemessen 1/85 sec. Verschlusslaufzeit 7,2 msec, Verschlussoffenzeit 4,64 msec. X-Kontaktverzögerung 0,33 msec, Offenzeit abzüglich Kontaktverzögerung 4,31 msec. Mittlere Vorhanggeschwindigkeit 3,4 m/sec. Beim Systemblitzgerät AF 200 S erfolgt bei Blitzbereitschaft automatische Umstellung auf X-Zeit, bei Fremdgeräten muss der Verschluss manuell auf „X" umgestellt werden. Auslöser: Sehr weich ausgelegter Zweistufen-Auslöser mit deutlichem Druckpunkt. Zur Belichtungsmessung genügt leichtes Antippen mit einem Weg von ca. 0,5 mm, für die Verschlussauslösung ist ein Weg von 2,3 mm erforderlich. Druck für Belichtungsmessung: 1,5 N, für Verschlussbetätigung 2,75 N. Keine Auslöserverriegelung, kein Selbstauslöser. Sucher: Fest eingebauter, aluminiumverspiegelter Prismensucher mit Schnittbildindikator und Mikroprismenring. Der Sucher ist nur mäßig hell und für Brillenträger nicht ganz überschaubar. Einzige Anzeige im Sucher: Drei Leuchtdioden. Rot= Bereichsüberschreitung; Grün = richtige Zeit/Blendenkombination zwischen'/30 sec und 1/100o sec; Gelb =richtige Zeit/Blendenkombination im Langzeitbereich. Bei arbeitbereitem Original-Blitzgerät AF 200 S leuchtet unterhalb der Diodenreihe ein rotes „X" auf. Die Diodenkombination dient gleichzeitig als automatische Batteriekontrolle. Das Sucherfenster hat die Abmessungen 32,2 x 22 mm und zeigt somit 82% vom Filmformat bzw. 88% vom Diaformat (Herstellerangabe 92%). Sucherbildvergrößerung 0,85 x bei Brennweite 50 mm. Okular -1 dpt. Batterie und Stromverbrauch: Zwei 1,5 Volt Silberoxidbatterien von Typ Mallory 10-L-14 oder Varta V 76 HS. Batteriekontrolle erfolgt automatisch über die Leuchtdioden im Sucher. Stromverbrauch für Belichtungsmessung 3,3 mA, mit Anzeige der Blitzbereitschaft 3,9 mA, Verschlusssteuerung 11,2 mA. Betriebsspannungsuntergrenze 2,4 Volt. Weitere Ausstattungsmerkmale: Sehr einfaches Filmeinlegen durch „Magic-Needles", Filmtransport in mehreren Teilschwüngen nicht möglich. Kontrollfenster für gespannten Verschluss. Sehr griffige „Belederung”. Die Pentax MV ist nur in schwarzer Ausführung lieferbar. Abschließende Bemerkung: Problemlose Spiegelreflex-Fotografie unter Weglassung aller nicht unbedingt notwendigen Features war wohl oberstes Konstruktionsprinzip. Dementsprechend mager und knapp ausgestattet ist die MV auch. Für den Umsteiger von der Pocket oder der einfachen Sucherkamera ist die MV ein geeignetes fotografisches Werkzeug, das ihm vor allem die Universalität des K-Bajonetts zugänglich macht. Wer sich aber etwas intensiver mit seiner Kamera beschäftigen möchte, dem sei doch die etwas teurere Pentax ME an Herz gelegt! Anonym in Color Foto 10/1979 {ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}