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TEST & TECHNIK Praxisbericht
Die Grenzen der TTL-Belichtungsmessung
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Die Belichtung von Standardmotiven unter gewöhnlichen Lichtverhältnissen, die statistisch etwa 90 bis 95 Prozent aller Aufnahmesituationen ausmachen, kann man getrost der TTL-Belichtungsautomatik moderner- Spiegelreflexkameras überlassen. Anspruchsvolle Fotografie spielt sich für gewöhnlich jedoch in den übrigen 5 bis 10 Prozent der Motivsituationen ab, in denen jede TTL-Belichtungsmessung versagen muß, beispielsweise hei hohen Motivkontrasten bei Gegenlicht, wenn kaum noch Tageslicht vorhanden ist oder wenn es darum geht, bewußt und gezielt Lichtstimmungen einzufangen und Lichtakzente zu setzten. Warum das so ist und wie man dem begegnet, beschreibt unser Praxisreport auf den folgenden Seiten.
Jedes Belichtungsmeßsystem, ob Handbelichtungsmesser oder TTL-Messung, ob Spot-, Selektiv-, Mehrfeld- oder Integralmessung, ob für Objekt-, Dauerlicht- oder Blitzlichtmessung, mißt die auf die Meßfläche einfallende Lichtmenge. Das gilt sowohl für die Objekt- als auch für die Lichtmessung. Die TTL-Messung (TTL = Through The Lens) ist eine Objektmessung durch das Objektiv, bei der das vom Objekt in Aufnahmerichtung reflektierte oder remittierte Licht gemessen wird. Dabei kann die TTL-Messung nicht unterscheiden, ob eine gleiche Lichtmenge von einem dunklen Objekt bei großer Beleuchtungsstärke oder von einem hellen Objekt bei geringer Beleuchtungsstärke reflektiert wird. Bildergebnisse, bei denen eine weiße Fläche grau, genau genommen mittelgrau, wiedergeben wird, kennt jeder Fotograf. Dasselbe gilt für die unkorrigierte Aufnahme einer Schwarzen Fläche, die ebenfalls grau (eigentlich genauso grau wie die weiße Fläche) wiedergegeben wird. Das ist darauf zurückzuführen, daß sämtliche Belichtungsmesser auf dieses Mittelgrau geeicht sind. Das Mittelgrau, auch Standardgrau genannt, entspricht einer Objekthelligkeit, die von einer 18-prozentigen Remission (=diffuse Reflexion) hervorgerufen wird. Eine Remission von 18 Prozent (eigentlich 17,68 Prozent) kommt dem logarithmischen Mittelwert zwischen weiß und schwarz gleich. Sämtliche Belichtungsmesser sind also darauf geeicht, jede angemessene Fläche im Positiv als Standard-grau wiederzugeben. Das zu wissen ist unerläßlich für die Fotopraxis und erklärt auch, warum helle Motive unterbelichtet und dunkle Motive überbelichtet werden, wenn man den vom TTL-Belichtungsmesser ermittelten Wert unkorrigiert übernimmt.
Die TTL-Meßarten
Bei der Integralmessung wird die Belichtung auf der gesamten Bildfläche gemessen, wobei die Bildmitte üblicherweise stärker berücksichtigt wird. So hat beispielsweise die Integralmessung der Leica R 7 hat eine mittenbetonte Meßcharakteristik, bei der die Meßempfindlichkeit folgendermaßen gewichtet ist: Von der Bildmitte ausgehend, ist die Meßfläche in vier ovalen und fast konzentrischen Zonen ein-geteilt, wobei die Meßempfindlichkeit jeweils um einen Lichtwert zum Bildrand hin abnimmt. Die zentrale Zone geht im vollen Umfang in die Belichtungsmessung ein. Vom Meßwert der zweiten Zone (von der Mitte ausgehend) wird, vereinfacht dargestellt, automatisch ein Lichtwert abgezogen, vom Meßwert der dritten Zone zwei Lichtwerte und von der Randzone drei Lichtwerte. Die Meßempfindlichkeit nimmt aber in Wirklichkeit von Zone zu Zone nicht abrupt, sondern kontinuierlich um einen Lichtwert ab (siehe Foto 2c). Außerdem sind die Meßzonen, von der zentralen abgesehen, leicht nach unten versetzt, so daß die untere Bildhälfte etwas stärker als die obere bei der Belichtungsmessung berücksichtigt wird. Das ist bei Querformataufnahmen sinnvoll, kann aber bei Hochformataufnahmen zu einer leichten Unterbelichtung führen, wenn große Himmelpartien in der oberen Bildhälfte plaziert sind. In solchen Fällen kann eine Belichtungskorrektur (Override) hilfreich sein. Andere Kameras, wie beispielsweise die Nikon F 3, sind mit einer Integralmessung ausgestattet, bei der 80 Prozent der Meßempfindlichkeit in der Bildmitte auf einen' Kreis von zwölf Millimeter Durchmesser konzentriert sind. Die Integralmessung ist gut geeignet für Motive mit normalem Kontrastumfang, geringen Farbgegensätzen und gleichmäßiger Verteilung der hellen und dunklen Flächen.
Bei der Selektivmessung werden etwa fünf Prozent und bei der Spotmessung etwa drei Prozent der Bildfläche berücksichtigt. Das Meßfeld ist durch einen Kreis in der Bildmitte markiert. Das Meßfeld für die Selektivmessung entspricht beispielsweise bei der Leica R 7 etwa 4,5 Prozent des Kleinbildformats. Bei der Selektivmessung wird vor der Silizium-Fotodiode für die Integralmessung eine Sammellinse vorgeschoben, die nur das aus dem Meßkreis einfallende Licht für die Messung berücksichtigt. Der Meßkreisdurchmesser (sieben Millimeter) und das Verhältnis der Meßfläche zur Bildfläche (4,5 Prozent) bleiben hei jedem Objektiv unverändert. Allerdings verringert sich der Meßwinkel der Selektivmessung proportional zum Bildwinkel des jeweiligen Objektivs, daß heißt, daß der Meßwinkel mit zunehmender Brennweite enger wird.
Die Spot- oder Selektivmessung ermöglicht ein gezieltes Anmessen bildwichtiger Details und eignet sich daher sehr gut für Motive mit hohem Kontrastumfang, Gegenlichtsituationen, Objekte vor sehr hellem oder sehr dunklem Hintergrund und für andere schwierigen Lichtsituationen.
Bei der Mehrfeldmessung ist die Bildfläche in mehreren, Segmenten aufgeteilt. Die Belichtungsmessung erfolgt separat in jedem Segment, wobei die Daten über Motivkontrast und Helligkeitsverteilung vom Kameracomputer analysiert werden. Die Anzahl der Meßsegmente kann von Kamera zu Kamera unterschiedlich sein. Die Mehrfeldmessung der Minolta 9xi und 7xi verfügt beispielsweise über 14 Segmente (siehe Foto 7a), die der Nikon F 90 über acht Segmente. Die Mehrfeldmessung dieser Kameras ist außerdem mit der Entfernungseinstellung gekoppelt, so daß vor allem im Nahbereich auf die Motivteile belichtet wird, auf die scharfgestellt wurde (siehe Foto 7b). Die Mehrfeldmessung reagiert schnell auf veränderte Lichtsituationen und ist auch bei leicht erhöhtem Motivkontrast recht zuverlässig. Bei hohen Motivkontrasten kann man sich in der Praxis auch auf diese Methode nicht immer verlassen. Zwar werden Gegenlichtsituationen, je nach flächenmäßiger Kontrastaufteilung, mehr oder weniger korrigiert, doch über das Ausmaß der Korrektur wird der Fotograf nicht informiert. Lediglich die Minolta 9xi bietet wahlweise einen Vergleich zum integral gemessenen Wert an.
Grüne Wiese, blauer Himmel
Bei den meisten Durchschnittsmotiven mit normalem Kontrastumfang, geringen Farbgegensätzen und gleichmäßiger Verteilung der hellen und dunklen Flächen entspricht der von der TTL-Messung (eigentlich unabhängig von der Meßmethode) ermittelte Wert dem Standard-grau mit 18 Prozent Remission. Diese Motive werden von der TTL-Messung korrekt belichtet. Wenn aber die hellen und dunklen Flächen in einem Motiv ungleichmäßig verteilt sind oder unterschiedlich große Flächenanteile aufweisen, kann die Integral- und sogar die Mehrfeldmessung zu falschen Meßergebnissen führen. Außerdem kann selbst bei normalem Kontrastumfang die Mehrfeld- oder die Integralmessung überfordert sein, wenn die einzelnen Kontrastwerte nicht um die Mitteltöne gruppiert sind. Das kann beispielsweise bei der Integralmessung folgendermaßen aussehen: Ein Durchschnittsmotiv mit einer relativ gleichmäßigen Verteilung der hellen und dunklen Flächen, bei dem die Horizontlinie geringfügig über die Bildmitte plaziert, ist weist einen Kontrastumfang von fünf Lichtwerten auf. Bei stets gleichbleibender Blende 8 zeigt die Selektivmessung 1/15 Sekunde für die dunkelste Stelle im Vordergrund (Schilf) und 1/500 Sekunde für die hellste Stelle in den Wolken. Nun ist theoretisch ein Objektumfang von fünf Lichtwerten bei recht gleichmäßigen Flächenaufteilung sowohl von der Integralmessung als auch von einem Farbdiafilm zu bewältigen. Doch die nach der Integralmessung mit 1/80 Sekunde belichtete Aufnahme ist um etwa eine Stufe unterbelichtet. Warum? Weil die Helligkeitswerte für den Vordergrund im Bereich der mittleren, die des Himmels im Bereich der hellen Töne angesiedelt sind und der von der Integralmessung ermittelte Mittelwert folglich zwischen den mittleren und den hellen Tönen liegt. Das führt zwangsläufig zur Unterbelichtung (Foto 9a). Wenn man das vermeiden will, muß der integral gemessenen Wert uni etwa +1 EV korrigiert werden. Auch könnte man die Kamera weiter nach unten neigen, so daß mehr Vordergrund in die Messung eingeht und dann mit diesem Wert bei ursprünglichem Bildausschnitt auslösen.
Doch die Neigung der Kamera führt zu einer recht ungenauen Messung, die selten eine ausgewogene Belichtung zur Folge hat. Die Gruppierung der Helligkeitswerte (Statuen, Schilf, Himmel) könnte auch eine Mehrfeldmessung irreführen. Wer eine genaue Belichtungsmessung wünscht, muß sogar in unserem einfachen Beispiel eine andere Meßmethode einsetzen. Denkbar wäre eine Ersatzmessung auf den treppenartigen Sockel der Statuen (etwa 1/2 EV heller als die Graukarte) oder auf das Schilf. Erfahrene Fotografen wissen, daß grünes Gras (hier Schilf) etwa halb so viel Licht reflektiert wie die Standardgraukarte mit achtzehn Prozent Remission, so daß eine Stufe knapper als der Wert der Ersatzmessung belichtet werden müßte. Eine Belichtung mit diesem Wert, hier 1/30 Sekunde, würde aber eine zu helle Wiedergabe des Himmels bewirken. In solchen Fällen ist eine Zweipunktmessung die richtige Meßmethode. Mit der Selektiv- oder Spotmessung wird die hellste und die dunkelste Stelle im Motiv angemessen und daraus ein Mittelwert gebildet, der zu einer ausgewogenen Belichtung führt. In unserem Beispiel würde man eine Messung auf die Wolken (1/500) und eine auf die dunkelste Stelle der Wiese (1/15) vornehmen. Der errechnete Mittelwert liegt hei 1/90 Sekunde. Nur dieser Belichtungswert führt zu einer ausgewogenen Belichtung auf Diafilm, bei der sowohl die Schatten (Schilf) als auch die Lichter (hellste Stellen in den Wolken) noch Zeichnung aufweisen.
Das Licht in der Dunkelheit
Problematisch wird es, wenn der Motivkontrast den Kontrastumfang des Filmes überschreitet. Das ist bei starkem Gegen-licht fast immer der Fall, so daß der Fotograf die Wahl hat, entweder auf die Lichter oder auf die Schatten zu belichten, was nicht gerade zu einem ausgewogenen Bild führt, wie in der Bildserie 10 zu sehen ist. In solchen Fällen kann, wenn das Hauptmotiv nahe genug an der Kamera plaziert ist, das Auffhellblitzen hilfreich sein (Foto 1). Wenn aber der gesamte Vordergrund das Hauptmotiv ist, hilft, von der Gradationsbeugung durch Vorbelichtung abgesehen, nur noch ein neutrales Verlauffilter.
Es gibt Motivsituationen, bei denen jeder Hand- oder TTL-Belichtungsmesser versagen muß, weil der Meßbereich unterschritten ist. Das kann, je nach Empfindlichkeit des Meßsystems und des Films, bereits in der Dämmerung sein. Die Belichtung für Nachtszenen kann nur bedingt gemessen werden, während beispielsweise Gewitterblitze oder Feuerwerk nicht angemessen werden können. Hier hilft nur die Erfahrung. Um Gewitterblitze hei Dunkelheit zu fotografieren, stellt man einfach den Verschluß auf "B" und wartet solange, bis die Blitze - hoffentlich nicht in die Kamera - einschlagen. Bei Feuerwerkaufnahmen genügen oft 5 bis 15 Sekunden. Die Blende richtet sich in beiden Fällen nach der Filmempfindlichkeit.
Vorsicht ist jedoch bei beleuchteten Nachtszenen oder hei Aufnahmen in der Dämmerung geboten, wenn der Belichtungsmesser längere Verschlußzeiten als eine Sekunde anzeigt. Theoretisch müßte eigentlich eine Belichtungskorrektur nach Minus erfolgen (dunkles Motiv), doch wenn längere Verschlußzeiten als eine Sekunde gemessen werden, macht sich der Schwarzschildeffekt (Langzeiteffekt) bemerkbar, so daß eine Belichtungskorrektur nach Plus angebracht ist. Bei Foto 8 beispielsweise wurde eine Sekunde gemessen (durch die Straßenbeleuchtung im Vordergrund) und 4 Sekunden belichtet. Auf jeden Fall sind bei Nachtszenen Belichtungsreihen empfehlenswert. Wirkungsvoll sind auch Langzeitbelichtungen mit der sogenannten "TTL-Aufhellblitztechnik". Wenn aber das Hauptmotiv relativ weit von der Kamera entfernt ist und außerdem von Dunkelheit umgeben, hilft auch keine TTL-Blitzbelichtungsmessung mehr, sondern nur noch die Erfahrung: Das Aufmacherfoto mit dem versunkenen Boot ist entstanden mit einer Belichtungszeit von zwanzig Sekunden und Blende 4. wobei einmal das Boot im Vordergrund und einmal das Segelboot im Hintergrund mit einem Computerblitz per Hand aus verschiedenen Positionen beleuchtet wurden.
Helfer in der Not
Bei zu hellen oder zu dunklen Motiven und gelegentlich auch bei erhöhtem Motivkontrast, hei Gegenlicht oder wenn eine besondere Lichtstimmung eingefangen werden soll, können Belichtungskorrekturen (Override) zur richtigen Belichtung führen. Belichtungskorrekturen sind eher bei Integralmessung angebracht, können aber prinzipiell hei jeder Meßmethode und in jeder Betriebsart angewandt werden. Allerdings macht bei Spot- oder Selektivmessung eine Belichtungskorrektur wenig Sinn, weil mit diesen Meßmethoden gezielt gemessen wird. Belichtungskorrekturen werden aber auch oft bei High-Tech-Kameras mit Mehrfeldmessung angewandt, doch bei dieser Meßmethode ist die Korrektur problematisch, weil der Fotograf nicht weiß in welchem Ausmaß die Kamera eine heikle Belichtungssituation bereits korrigiert hat. Allein bei der Minolta Dynax 9xi wird die Abweichung der Mehrfeldmessung von der Integralmessung im Sucher angezeigt.
Am Meer, bei sehr hellen Motiven, hei Schneelandschaften, in Gegenlichtsituationen, bei kontrastarmen Aufnahmen und bei trübem Wetter ist bei Integralmessung, je nach Lichtverhältnisse, eine Belichtungskorrektur von +1/2 bis +2 EV erforderlich. Sehr dunkle Motive dagegen, verlangen eine Minus-Korrektur (es sei denn, man muß im Langzeitenbereich die Belichtungszeit wegen des Schwarzschildeffekts verlängern).
Flankierende Belichtungen
Von großer Bedeutung, auch bei korrekter Analyse der Motiv- und Lichtsituation, sind es die Belichtungsreihen (flankierende Belichtungen), die eine zusätzliche Belichtungssicherheit liefern. Moderne Spiegelreflexkameras der gehobenen Klasse mit eingebautem Motor bieten sogar eine Belichtungsreihenautomatik an. Mit einer Kamera ohne Belichtungsreihenautomatik kann man folgendermaßen vorgehen: Vom gemessenen Wert ausgehend, wird eine Serie von Aufnahmen gemacht, die in gleichmäßigen Belichtungsstufen sowohl in Richtung Unter- als auch Überbelichtung vom ursprünglich gemessenen Belichtungswert ah-weichen. Die Anzahl und die Abstufung der flankierenden Belichtungen ist beliebig, in der Praxis hat sich jedoch folgende Vorgehensweise bewährt. Bei Negativfilmen werden zusätzlich zum gemessenen Wert zwei Belichtungen mit einer Abweichung von +1 und -1 EV vorgenommen. Bei Diafilmen könnte die Belichtungsreihe aus fünf Aufnahmen mit einem Unterschied von 1/2 EV bestehen: -1, -1/2, 0, +1/2 und +1 EV. Bei wichtigen Motiven oder bei Auftragsarbeit kann man die Belichtungsreihe im Bereich von +3 bis -2 erweitern. Am bequemsten können Belichtungsreihen mit der Belichtungskorrektur der Kamera vorgenommen werden. Für Belichtungsreihen, bei denen alle Aufnahmen entweder die gleiche Blende oder die gleiche Verschlußzeit aufweisen müssen, bietet sich die manuelle Belichtungseinstellung an.
Die hier beschriebenen Belichtungsreihen haben nichts mit dem sogenannten "Schrotflintenverfahren" zu tun, bei dem man mehrere Aufnahmen macht, in der Hoffnung, daß eine schon gelingen wird. Die Belichtungsreihen sind auch für gestandene Fotografen - nicht nur bei schwierigen Lichtverhältnissen - oft die einzige Möglichkeit, auf 1/2 oder 1/3 Lichtwert genau belichtete Aufnahmen zu erhalten. Diese Arbeitsweise ist auch bei Profifotografen weitverbreitet, zumal das Filmmaterial das billigste Glied in der Produktionskette ist. Fein abgestufte Belichtungsreihen sind unerläßlich für Fotografen, die nicht nur an ihre Ausrüstung, sondern auch an die Bildergebnisse höchste Ansprüche stellen. Besonders wichtig ist das bei der Arbeit mit Diafilm. Das kann an einigen Beispielen aus dem Fotoalltag veranschaulicht werden: Ein Dia, das mit einem Projektor mit 150 Watt Lampe projiziert wird, sollte eine Nuance heller sein, als ein Dia, das für die Projektion mit einem 250 Watt Projektor bestimmt ist. Ein Dia, das für eine Veröffentlichung in der Lithoanstalt mit einem Scanner abgetastet werden muß, sollte etwa eine halbe Stufe heller sein als ein für die Diaschau bestimmtes Diapositiv. Außerdem ist das korrekt belichtete Bild nicht immer das mit der ausdrucksstärksten Stimmung.
Motivabhängige Belichtungsmessung
Wer eine Kamera mit zwei TTL-Meßmethoden besitzt (Selektiv- und Integralmessung oder Selektiv- und Mehrfeldmessung), kann schwierige Lichtsituationen auch ohne zusätzliche Handbelichtungsmesser für Spot- oder Lichtmessung bewältigen. Außerdem sind mit diesen TTL-Meßmethoden auch "manipulierte" Belichtungen möglich, bei denen der Fotograf bewußt und gezielt von der korrekten Belichtungsmessung abweichend belichtet, um beispielsweise bestimmte Lichtstimmungen wiederzugeben oder sogar auf dem Film zu erzeugen ("Mondscheineffekt", High- und Low-Key). Die Voraussetzungen für ausgeklügelte Belichtungen sind die Kenntnis der Arbeitsweise der TTL-Belichtungsmessung und die lernbare Fähigkeit, ein Motiv unter allen bildrelevanten Gesichtspunkten zu analysieren.
Bei der Belichtungsmessung ist es also wichtig, daß man so- wohl die Möglichkeiten als auch die Grenzen der jeweiligen Meßmethode kennt. Auch bei scheinbar einfachen Lichtverhältnissen darf man sich durch die Belichtungsautomatiken nicht in Sicherheit wiegen lassen; sondern sollte stets mit- denken, das Motiv analysieren und den Belichtungsspielraum des Filmes berücksichtigen.
Artur Landt in Color Foto 1/1993
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