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Erfahrungsbericht Minox Kleinstbildsystem Mikrofilmarchiv für den Hausgebrauch Die tägliche Papierflut zwingt zu gezielter Archivierung. Dabei gibt es neben dem Platzproblem auch die Schwierigkeit des Ordnens und Wiederfindens. Die Form der gespeicherten Information ist dabei zweitrangig. Die selbsterstellte Mikrofilmkartei ist eine empfehlenswerte Lösung. Die wichtigste Voraussetzung für eine nutzbringende Dokumentation ist die Klassifikation, das Ordnungssystem der Dokumente. Beim Sammeln und Ordnen des zu verfilmenden Materials muß man sich zunächst darüber klar werden, ob man ein sehr breites Wissensgebiet erfassen will und dafür auf eine weitgehende Spezialisierung bzw. Eindringtiefe verzichtet oder ob man wenige Gebiete gründlich erfassen will. Dieser Unterschied ist für die Struktur des Klassifikationssystems wichtig. Es gibt heute eine hochentwickelte Wissenschaft von der Dokumentation, die sich im wesentlichen mit den Problemen des gezielten Ordnens und rationellen Wiederfindens von Dokumenten befaßt. Dabei spielt es grundsätzlich keine Rolle, in welcher Form sie gespeichert sind. Bei der Erstellung solcher Ordnungssysteme muß man auch die erforderlichen Zugriffszeiten denken. Diese sind bei Magnetträgern naturgemäß am schnellsten. Dieser Vorsprung wird aber oft überschätzt. Das Minox-System eignet sich natürlich nur für kleine Dokumentensammlungen: das liegt aber immerhin in der Größenordnung bis zu etwa 50000 mikroverfilmten Unterlagen. Innerhalb solcher Größenordnungen findet man den Zugriff in wenigen Sekunden, wenn man durch ein geeignetes System die Nummern der richtigen Dokumente findet. Dabei gibt es zwei grundlegend verschiedene Systeme: Schlagwortregister und hierarchische Systeme. Bei größeren Datenbanken verwendet man gemischte Systeme mit individueller Optimierung. Wenn man zu Beginn einer solchen Tätigkeit noch nicht recht absehen kann, ob sich die Aktivitäten mehr auf eine breitgefächerte Erfassung von Dokumenten oder das gründliche Erfassen eines Spezialgebietes entwickeln wird, sollte man mit dem Schlagwortsystem anfangen. Das ist die Systematik, nach der - vereinfacht ausgedrückt - jedes Lexikon aufgebaut ist. Dabei versieht man jedes Dokument mit mindestens einem für den Inhalt spezifischen Schlagwort und einer laufenden Nummer, bevor man es fotografiert. Wählt man mehr als ein Schlagwort, müssen diese auf kleinen Karteikarten getrennt mit der jeweiligen Dokumentennummer versehen werden. Entsprechende Organisationshilfsmittel gibt es bei Spezialfirmen für Büroausstattung etc. Dokumentensammlung mit Grenzen Das ist sozusagen die Steinzeitmethode der Dokumentation, aber sie funktioniert bei Materialsammlungen bis zu einigen Zehntausend Dokumenten recht gut und hat beim Minox System den Vorteil äußerster Preiswürdigkeit. Wer nur mit Schlagworten arbeitet, wird aber schnell merken, wie verhängnisvoll Synonyme und Homonyme sind. Es gibt ja so oft verschiedene Bezeichnungen für den gleichen Sachverhalt und umgekehrt. Dieses Handikap ist vor allem bei "weichen" Begriffen in Philosophie, Politik, Diplomatie u. ä. groß. Im Bereich der Technik und Naturwissenschaften schrumpft es auf ein erträgliches Maß, läßt sich aber nicht beseitigen: Spiegelreflexkameras kann man auch mit SLR- oder einfach Reflexkamera bezeichnen, einen Entfernungsmesser kann man auch Telemeter nennen, man kann fokussieren oder scharfstellen, usw. Sicher, in engen Bereichen kann man sich solche Assoziationen selber bilden, aber beim Betreten von Neuland ist das nicht mehr sicher. Diese Beispiele zeigen deutlich die Gefahr von verbalen Begriffen. Auch hier hilft die Zuordnung von Zahlencodes, die für inhaltlich übereinstimmende Begriffe gelten. Dann muß man nur von Zeit zu Zeit neue Bezeichnungen, die zum gleichen Begriff gehören, in die Karteikarte mit dieser Nummer eintragen. Werden die unter einem solchen Zahlencode gesammelten Begriffe sehr zahlreich, kann man sie alphabetisch auflisten und gesondert ablegen. Diese Technik hat den Vorteil des sicheren Findens einer gespeicherten Information, wenn auch auf Kosten einer gewissen Redundanz, d. h. daß auch Arbeiten in einem größeren Zusammenhang gefunden werden. Wenn man erst ein solches Begriffsnummernsystem hat, merkt man bald, wohin sich die Dokumentationsaktivitäten entwickeln. Das soll an einem einfachen Beispiel erläutert werden: Wenn unter der Nummer Spiegelreflexkamera z. B. 100 Dokumente gespeichert sind, muß man sich überlegen, nach welchen Gesichtspunkten eine weitere Unterteilung dieses Begriffes erfolgen soll. So kann man beispielsweise die einzelnen Spiegelreflexsysteme mit Zweitnummern unterteilen, in diesem Falle also einäugige, zweiäugige, Kleinbild-, Mittelformat- usw. Spiegelreflexkamera, ferner nach spezifischen Konstruktionsmerkmalen wie Belichtungsautomatiken. Diese können schließlich wieder in solche mit Zeigernachführung, Blenden- oder Zeitpriorität usw. unterteilt werden. Man kann aber auch Konstruktionsmerkmale wie die schon erwähnten Belichtungsmeßsysteme unabhängig von den Kamerasystemen klassifizieren und beim Suchen bestimmter Konstruktionsmerkmale bei einer bestimmten Kamera einen Mehrfachsuchprozeß durchführen: In diesem einfachen Fall hieße dies beispielsweise alle Dokumente zu finden, die mit der Nummer Spiegelreflexkamera gekennzeichnet sind (wobei alle Synonyme impliziert sind) um danach alle Dokumente mit dem Code Blendenpriorität zu suchen. Eines darf dabei nie vergessen werden: Ein Dokument, dessen Suchparameter (Schlagworte, Zahlencodes) nicht schon beim Erfassen festgelegt wurde, kann auch nicht wiedergefunden werden. Verändert man im Laufe der Zeit das Suchsystem, weil die Ansprüche an die Suchstrategie steigen, muß man bei so einfachen Dokumentationssystemen zeitliche Zäsuren setzen. Das bedeutet, daß bis zu einem gegebenen Zeitpunkt nach dem ersten System gesucht wird. Nach der Einführung einer neuen, in der Regel komplexeren Dokumentationsstruktur muß man alle Dokumente von dem Zeitpunkt der Umstellung mit der neuen Strategie suchen. Dieser nächstliegende Schritt ist im allgemeinen ein rechnerunterstützter Vorgang, bei dem ein Selektionsprozeß nach mehreren Begriffen erfolgt. Das läßt sich heute schon mit Kleinstrechnern durchführen, deren Ergebnis nur eine Zahl- oder eine Zahlenfolge sein muß (laufende Nummer), nach denen man die mikroverfilmten Dokumente ins Lesegerät bringt. Mit so einfachen Mitteln kann man heute komplexe, sachbezogene Recherchen durchführen. Taschenrechner als Archivgedächtnis Im Rahmen dieser Arbeit, in der die grundsätzlichen Möglichkeiten des Minox-Systems behandelt werden sollen, kann die Problematik der Dokumentation nur an Hand von einfachen Beispielen gezeigt werden. Dokumentationssysteme spielen gerade in Bereichen, die mit der Fotografie zusammenhängen, eine wichtige Rolle. Man denke nur an die Bildstellen und Agenturen, Verlage, Fernsehanstalten usw., wo es ebenfalls darauf ankommt, Informationen wiederzufinden. Das müssen nicht immer Textinformationen sein, es kann sich auch um Bildinhalte handeln. Das ist dokumentationstechnisch ein fast noch schwierigeres Problem, da man hier mit viel weicheren Daten arbeiten muß. Mit diesen Ausführungen sollte gezeigt werden, daß man mit dem Erwerb einer Minox Kleinstbildkamera nicht nur schöne Bilder machen kann, deren technische Qualität wegen des erforderlichen Vergrößerungsmaßstabes überragend ist, sondern auch in privaten und beruflichen Bereichen die Möglichkeiten dieses so vielseitigen Systems nutzen kann. Im übrigen gibt es seit der letzten photokina ein neues Modell der klassischen Minox: die LX. Sie ist nochmals deutlich kleiner geworden als ihre vollautomatische Vorgängerin Minox C und hat nun eine Minimalbelichtungszeit von 1/2000 S, wobei die automatische Belichtung nach Datenblatt bis 15 s reicht; in Wirklichkeit geht dieser Bereich noch deutlich weiter. Das ist gerade für die Dokumentenfotografie unter schlechten Beleuchtungsverhältnissen besonders wichtig. Wenn man in den Sekundenbereich kommt, sollte man auch nicht die Wirkungen des Schwarzschildeffektes vergessen. Ich habe mir zur Regel gemacht, bei Halbtonaufnahmen und Belichtungszeiten ab etwa 2 s die Filmempfindlichkeit bei der Einstellung zu halbieren. Diese relativ grobe Anpassung reicht in der Regel. Bei den Dokumentenfilmen kann man sie vergessen - hier gleicht der extreme Kontrast durch die Wirkung des Papierentwicklers solche Unterschiede aus. Diese neue Kamera hat 3 Kontrolleuchten für Batterie-, Langzeit- und Unterbelichtungskontrolle. Sie sind an der Kameraoberfläche, wo sie am wenigsten Platz beanspruchen. Jan Ostravski in Color Foto 4/1980 {ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}