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Extrablatt - in letzter Minute
Digitale Kameras von Kodak und Canon
Die Sensation der PMA: Canon EOS DCS 3
Kodak und Canon stellen auf der amerikanische Fotomesse PMA eine neue Generation elektronischer Kameras vor. Geplant sind zahlreiche Canon EOS DCS-Typen mit den drei bekannten Kodak CCD-Aufnahme-Chips in verschiedenen Schwarzweiß- und Farbausführungen. Alle Kameras basieren auf der Canon EOS IN.
Wer eine elektronische Kamera kaufen will, kann ab sofort unter zwei weiteren Modellen wählen. Neben den Nikon-Kameras rüstet Kodak nun auch Canon-Modelle zu Digital-Kameras um. Auf der PMA in Las Vegas zeigen Canon und Kodak die beiden ersten Resultate ihrer Zusammenarbeit: die Canon EOS DCS 3 und die Canon EOS DCS 5. In beiden Fällen handelt es sich um modifizierte EOS 1 N-Kameras. Die DCS 3 hat den besonders lichtempfindlichen Chip mit 1,2 Millionen Pixel und die DCS 5 den etwas weniger empfindlichen Chip mit 1,5 Millionen Pixel. Zum Ende des Jahres soll dann die Canon EOS DCS 1 folgen mit dem 6-Millionen-Pixel-Chip. In der Einführungsphase konzentriert sich Canon auf die EOS DCS 3 und Kodak auf die EOS DCS 5. Langfristig werden beide Firmen alle drei Muster vertreiben.
Der Digital-Markt
Die digitale Fotografie kommt immer mehr in Schwung. In Europa arbeiten bereits einige Hundert Fotografen mit professionellen digitalen Kameras, also mit Kameras deren elektronische Bilder nahezu Kleinbildqualität haben. Hier zählen die zahlreichen Digitalkameras mit Fernsehqualität, wie beispielsweise die Canon ION, nicht mit. Noch handelt es sich bei dem Markt für professionelle digitale Kameras um eine Nische. Doch Marketingexperten rechnen in fünf bis sechs Jahren mit einem Marktanteil von bis zu 50 Prozent. Im Amateurmarkt wird es jedoch wesentlich länger dauern, bis digitale Kameras das Preisleistungs-Niveau der klassischen Chemiefilme erreichen und eine nennenswerte Marktbedeutung erlangen.
Dennoch ist es wichtig, heute den Profimarkt zu erobern, um morgen mit diesen Erfahrungen und dem Profi-Image in den Amateurmarkt zu gehen. Die Allianz Kodak-Canon ist deswegen nur folgerichtig. Kodak rüstet seit Jahren erfolgreich und nahezu konkurrenzlos Kleinbild-Kameras (Nikon) zu elektronischen Kameras um. Und Canon baut eines der erfolgreichsten Kleinbild-Profigehäuse. Durch die Allianz mit Canon sichert Kodak seine dominierende Stellung im Kleinbildbereich ab, und Canon bekommt umgekehrt eine ausgereifte digitale Profi-Kamera statt einer teuren Eigenentwicklung.
Canon EOS DCS-Kameras
Kodak rüstet sowohl für den eigenen Vertrieb als auch für Canon die EOS I N zur Digitalkamera um. Ab April verkauft Canon die EOS DCS 3 und Kodak die EOS DCS 5. Ende 1995 kommt dann die EOS DCS 1 hinzu. Die drei Modelle
Canon EOS DCS 3 mit 1012x1268 Pixel
Canon EOS DCS 5 mit 1012x1524 Pixel
Canon EOS DCS 1 mit 2036x3060 Pixel
Die Canon EOS DCS 3 hat im Vergleich zur EOS DCS 5 zwar eine etwas geringere Auflösung, aber den lichtempfindlicheren Chip mit maximal ISO 1600/33xGRADx statt 400/27xGRADx. Der Bildaufnahme-Chip in der EOS DCS 5 entspricht dem Chip der Kodak DCS 420, während die EOS DCS 3 mit der AP News Camera 2000 verwandt ist (Kodak-Produkt auf Nikon-Basis für die Nachrichtenagentur AP). Allerdings liefert die AP Kamera nur 24 Bit Farbe, während alle EOS DCS-Kameras 32 Bit haben. Zu allen Kameras gibt es verschiedene Ausführungen als Farb-, Schwarzweiß- oder Infrarot-Modelle. Die Aufnahmegeschwindigkeit beträgt bei der EOS DCS 3 bis zu 2,7 Bilder pro Sekunde und maximal 12 Bilder in einer Sequenz. Für die EOS DCS 5 gelten 2,3 Bilder pro Sekunde und maximal 10 Aufnahmen.
Trotz des Umbaus bleiben alle wesentlichen Funktionen der EOS IN erhalten. Sämtliche Features wie Belichtungsmessung, , Blitzlichtsteuerung oder Autofokus stehen dem Fotografen weiterhin zur Verfügung. Im Prinzip kann man mit der Canon EOS DCS wie mit einer konventionellen Kamera arbeiten. Nur zeichnet halt ein Chip statt eines Chemiefilms die Bilder auf und speichert sie auf einer Wechselplatte oder F1ashcard (PLMCIA) ab. Hier führt die Entwicklung von der 130-MB-Wechselplatte zu 170 MB und bald 260 MB für alle DCS-Kameras. Die 170-MB-Platte der EOS DCS 3 speichert über 100 Bilder. Darüber hinaus sind alle EOS DCS Kameras mit Apple- oder IBM-Rechnern per SCSI-Schnittstelle kompatibel. Man kann also schon im Studio die Bilddateien von der Kamera in den Rechner laden und bearbeiten. Die DCS-Kameras benötigen kein Hilfslicht. Gegenüber der EOS 1 N braucht die EOS DCS jedoch kürzere Brennweiten. Da die Chipdiagonale wesentlich kleiner als die Diagonale eines Kleinbildfilms ist, wird das 28-Millimeter-Objektiv zur Normalbrennweite. Neben Bildern können die Kameras über ein eingebautes Mikrofon auch kurze Klänge oder Stimmen in Telefonqualität aufnehmen.
Sowohl die Canon EOS DCS 3 als auch die Canon EOS DCS 5 richten sich in erster Linie an Fotoreporter, die ein schnelles Bild brauchen. Für sie sind auch die kurzen Tonmitschnitte am Aufnahmeort sinnvoll. Studiofotografen werden wohl eher zu der Canon EOS DCS 1 mit dem 6-MB-Chip greifen, die zum Jahresende erscheinen soll.
Die EOS DCS-Konkurrenten
Kodak beherrscht mit seinen DCS-Kameras auf Nikon- und nun auch auf Canon-Basis den Markt für digitale, professionelle Kleinbild-SLR-Kameras. Die beiden wichtigsten Konkurrenten kommen von Minolta und der Kooperation zwischen Fuji und Nikon. Beide Systeme sollen noch 1995 marktreif werden. Darüber hinaus gibt es zahlreiche hochauflösende Studiosysteme von Scitex, Dicomed, Rollei, Arca Swiss, Sony, Kontron, Phase One und natürlich Kodak.
Werner Lüttgens in Color Foto 4/1995
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