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AUFNAHMEFORMATE: MINOX
Versteckte Kamera
Für eine Minox findet sich fast überall ein verstecktes Plätzchen, weil sie so klein ist. Der Grund für diesen hohen Grad an Miniaturisierung ist das Filmformat 8 x 11-mm, das auch nach mehr als 60 Jahren nicht totzukriegen ist.
Am Anfang jeder Innovation steht immer ein begnadeter Tüftler: Walter Zapp, ein in England geborener Deutscher, der in den dreißiger Jahren in Lettland wohnte, ein gelernter Fotograf und Konstrukteur aus Leidenschaft, erfand die Minox. Diese ging 1938 in einer Rigaer Fabrik für Elektrotechnik in Produktion und als "Rigaer Minox" in die Fotogeschichte ein.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Wetzlar die Firma Minox gegründet. Dabei mutierte das Stahlgehäuse der Rigaer Minox zu einem leichteren und gefälligeren Gehäuse aus eloxiertem Aluminium, das Objektiv verwandelte sich von einem eher rustikalen Dreilinser zu einem hochwertigen Vierlinser von hoher Schärfeleistung.
Kamera und Objektiv
Das Objektiv jeder Minox-Kamera hat die Brennweite 15 mm, etwas länger als die Diagonale des Minox-Filmformats (13,6 mm). Mit einem maximalen Bildwinkel von 49 Grad bildet das Objektiv annähernd den gleichen Bildausschnitt ab wie ein 50-mm-Objektiv für die Kleinbildkamera (Bildwinkel 45xGRADx). Das Objektiv wird grundsätzlich mit voller Öffnung oder fest eingestellter Blende verwendet. Bei Bedarf kann man bei den meisten Modellen aber ein Graufilter mit etwa vierfachem Verlängerungsfaktor vor das Objektivfenster schieben. Ansonsten wird die Belichtung ausschließlich über die Belichtungszeiten gesteuert. Optische Warnsignale helfen bei drohender Verwackelungsgefahr (Belichtungszeit länger als 1/30 s) oder Überschreiten des Kurzzeitbereichs.
Für die Motivsuche besitzen die Topmodelle einen Leuchtrahmensucher mit automatischem Parallaxenausgleich. Entfernungen werden geschätzt und am entsprechenden Rad eingestellt. Als Standard für die meisten Lebenslagen gilt die durch einen roten Punkt markierte Schnappschuss-Einstellung mit einem Schärfentiefebereich von zwei Meter bis Unendlich. Ebenfalls typisch: Bei Nahaufnahmen hilft die an der Kamera befestigte Messkette, die Entfernung richtig einzuschätzen und einzustellen. Einfachere Minox-Modelle arbeiten allerdings mit Fixfokus und ohne Belichtungssteuerung.
Der Minox-Film
Der Minox-Film, Format 8 x 11 mm, kommt fertig konfektioniert in einer Kassette, überwiegend mit 36 Aufnahmen. Nach dem Einlegen der Filmkassette muss der Bildzähler auf die entsprechende Startposition gestellt werden. Die Art des Filmtransports ist ebenso typisch wie alles an der Minox: Nach dem Drücken des Auslösers wird die Kamera kurz zusammengeschoben und dann wieder auseinander gezogen. Ausnahmen von dieser Regel bilden die Einsteiger-Minox MX und die Classic Camera Leica IIIf, ein kleines Schmuckstück (nicht nur) für Kamerasammler: Beide besitzen einen Drehknopf für den Filmtransport und verhindern damit die für einen Minox-Fotografen typische Handbewegung.
Das Zubehör
Das Zubehör für Minox-Fotografen ist reichhaltig: Es reicht von ansetzbaren Blitzgeräten über ein geniales Ministativ mit integriertem Drahtauslöser bis hin zu einem Feldstecheraufsatz. Ebenfalls erhältlich: ein Schneidegerät, mit dessen Hilfe sich aus Kleinbildfilmen Minox-Filme schneiden lassen, und eine Tageslicht-Entwicklungsdose für SW-Filme. Für Hobbylaboranten bleibt indes ein Wermutstropfen: Der Minox-Vergrößerer wird nicht mehr produziert und ist nur noch gebraucht erhältlich
PRO & KONTRA
+ Exotisches, aber langlebiges Filmformat
+ Kameras mit Kultstatus
+ Hochwertige Optik (vor allem Minoctar 1:3,5/15 mm)
+ Hoher Grad an Miniaturisierung
- Begrenzte Auswahl an Filmen
- Hohe Anschaffungspreise für die Topmodelle
- Feste Zeit und Blende beim Einsteigermodell MX
Karl Stechl in Color Foto 2/2001
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