Artikeltext

PRAXIS DIGITALE MAKROFOTOGRAFIE Details im Visier Entdecken Sie die faszinierende Welt der Makrofotografie. Mit einer Digitalkamera fällt der Einstieg besonders leicht. Blumen, Edelsteine oder Zinnfiguren - die "kleinen Welten" stecken voll überraschender Formen und Farben. Sie einzufangen ist ein Kinderspiel: Kamera, Stativ und etwas Ausdauer genügen. Besonders geeignet sind Digitalkameras, denn auf deren Displays können Sie jede Aufnahme sofort kontrollieren und Schärfe, Licht, Bildaufbau und -ausschnitt prüfen. Das hilft Einsteigern bei ihren ersten Versuchen und Profis bei Experimenten. Detail um Detail tasten Sie sich so an Ihre Aufnahme heran. Kamera-Einstellungen Im Prinzip ist jede Digitalkamera mit Makrofunktion oder Vorsatz-objektiv geeignet. Gerade die Makroeinstellungen liefern oft sehr detailscharfe Ergebnisse. Probleme können lediglich am Bildrand auftreten, wenn das Objektiv gerade Linien dort kreisartig biegt (Verzeichnungsfehler). Eine optisch hochwertige Alternative zu den Makrofunktionen ist das hier verwendete Vorsatzobjektiv Digimacro 4.3 für die Leica Digilux 4.3 und die Fujifilm Finepix 4700. Bevor Sie starten, sollten Sie ein paar Grundeinstellungen Ihrer Kamera prüfen: Wir empfehlen die maximale Auflösung plus niedrigster Empfindlichkeit. Denn mit der Empfindlichkeit steigt auch das Rauschen, das der Körnung hochempfindlicher Filme ähnelt. Zudem raten wir, den eingebauten Blitz für die meisten Aufnahmen abzuschalten (Kapitel Licht). Weitere Probleme kann die automatische Kamera-Abschaltung bereiten: Wird längere Zeit kein Knopf gedrückt, schalten die meisten Modelle selbst ab. Das spart Strom, nervt aber, wenn Sie an einem Bild feilen und noch Details korrigieren wollen. Am besten stellen Sie diese Funktion im Kameramenü ganz ab. Einige Digitalkameras bieten neben der Programm- auch eine Zeitautomatik mit Blendenvorwahl (Stichwort). Dieser Modus ist für Makroaufnahmen ideal, da Sie über die Blende die Schärfentiefe steuern. Probieren Sie einfach verschiedene Blenden durch, und beobachten Sie, wie sich das Bild verändert. Bei einer großen Blendenöffnung (kleine Blendenzahl) reduziert sich die Schärfentiefe auf einen schmalen Bereich. Vorder- und Hintergrund verschwimmen. Feine Details heben Sie so gezielt aus dem unscharfen Umfeld heraus. Umgekehrt kann es bei größeren Objekten entscheidend sein, den Schärfenbereich mit einer kleinen Blendenöffnung auszudehnen (große Blendenzahl). Per Display fotografieren In jedem Fall sollten Sie das Motiv per Display anvisieren. Schon in Standardsituationen wie Landschaft oder Porträt zeigen die Sucher der Kompaktkameras keinen hundertprozentig korrekten Bildausschnitt. Doch im Nahbereich werden die Abweichungen eklatant. So liegen im Extremfall das Sucherbild und das tatsächlich aufgenommene Bild deutlich nebeneinander. Für diesen Fehler ist der Abstand von Kamera- und Sucherobjektiv entscheidend (Parallaxe). Ganz anders arbeiten die digitalen Displays auf den Kamerarückseiten: Die kleinen Monitore erhalten die Original-Bilddaten vom Bildsensor der Kamera und präsentieren so das tatsächliche Foto mit korrektem Ausschnitt. Bei Makrofotos ist die Schärfen-tiefe besonders gering. Daher führen bereits winzige Fehleinstellungen zu Unschärfen. Wir empfehlen deswegen nach jeder Aufnahme oder Serie eine sorgfältige Kontrolle: Sie wechseln in den Wiedergabemodus, holen die Bilder auf den Monitor und zoomen in die Fotos hinein: So können Sie die Schärfe prüfen und gegebenenfalls weitere Aufnahme machen. Zugleich sehen Sie, ob Ausschnitt und Licht stimmen. Neben der Kamera gehört unbedingt ein Stativ zur Ausrüstung, um Verwacklungen zu vermeiden. Schon ab 1/so Sekunde müssen Sie mit leichten Bewegungsunschärfen rechnen. Vom Stativ aus können Sie zudem wesentlich exakter arbeiten: Sie machen ein Bild, prüfen wie oben beschrieben das Ergebnis, verändern Licht, Kameraposition oder Bildausschnitt und fotografieren erneut. Ohne Stativ ist es wesentlich mühsamer, mehrere Lichtsituationen zu testen, ohne den Bildausschnitt zu ändern. Experimente mit Licht Entscheidend für eine gelungene Makroaufnahme ist das Licht: Kommt es von vorne, von hinten oder von der Seite? Um hier möglichst frei experimentieren zu können, ist ein externer Blitz ideal. Sie verbinden den Blitz per Kabel mit der Kamera und können ihn dann frei auf einem Stativ im Raum positionieren. Falls Ihre Kamera keinen entsprechenden Anschluss besitzt, sind Halogenlampen eine Alternative zum eingebauten Blitz. Denn der kommt immer nur von vorne und nimmt so dem Bild oft die Tiefe. Zudem erzeugt der eingebaute Blitz häufig überbelichtete weiße Flecken auf dem Foto, da er zu nahe am Motiv dran ist. Dies gilt besonders für Objekte mit spiegelnden Oberflächen, während bei Stoffen oder dunklen Blütenblättern brauchbare Ergebnisse möglich sind. Wer Lampen einsetzt, muss auf die Farbtemperatur achten: Wichtig ist, dass die Digitalkamera weiße Flächen auch weiß wiedergibt - unabhängig von der Lichtfarbe. Zwar führen viele Kameras automatisch einen Weißabgleich durch, doch können die Ergebnisse nicht immer überzeugen. Zahlreiche Modelle bieten deswegen neben der Automatik zusätzliche Festwerte für verschiedene Lampen sowie einen manuellen Weißabgleich. Der garantiert oft die besten Resultate: Sie aktivieren den manuellen Weißabgleich, halten ein weißes Papier unter Ihre Lampe, visieren es mit der Kamera an und drücken auf den Eichknopf. Henriette Struss in Color Foto 4/2001 {ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}