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Was ist was bei SLR?
Adapter und Auflagemaße
Anschluß gesucht
Wunder gibt es immer wieder. Erwarten Sie das aber nicht von Adaptern. Es reicht nicht mehr, nur das Objektiv zu befestigen. Auch die anderen Anschlüsse müssen stimmen.
Das Thema "Adapter" für Wechselobjektive ist inzwischen zu einem zeitlosem Dauerbrenner geworden. Spielten Adapter zu Zeiten der Vorherrschaft des M42-Gewindes als Universalanschluß nur eine sehr untergeordnete, auf wenige Kombinationen beschränkte Rolle, so wurde mit der wachsenden Zahl der unterschiedlichen Objektivanschlüsse die Nachfrage größer. Aus der fototechnischen Statistenrolle wurde eine Nebenrolle. Zur Hauptrolle wird es, anderslautenden Einschätzungen zum Trotz, wegen einiger Unzulänglichkeiten nicht reichen, da die modernen SLR-Kameras mit der Vielfalt der zu übertragenden Funktionen immer diffizilere Anschlüsse erfordern.
Die Probleme beginnen mit dem sog. "Auflagemaß". Damit wird die Entfernung von der Auflagefläche des Objektivs bis zur Filmebene bezeichnet. Wie sie von Ihrer Spiegelreflex wissen, wird das optische System beim Einstellen kürzerer Entfernungen vom Film weg bewegt. Daher können Objektive mit kleinerem Auflagemaß als die Kamera für größere Entfernungen nicht verwendet werden, sondern allenfalls für Nahaufnahmen. Im umgekehrten Fall, wenn das Auflagemaß des Objektivs größer als das der Kamera ist, kann die Differenz durch eine entsprechende Länge des Adapters ausgeglichen werden. Die Verwendungsmöglichkeit ist also vom optischen her nicht eingeschränkt. So gibt es z. B. von Pentax einen Adapter zur Verwendung von 6x7Objektiven mit 85 mm Auflagemaß an KB-Kameras mit M42- oder K-Bajonett-Anschluß mit 45,5 mm Auflagemaß. Entsprechende Adapter gibt es auch von Mamiya für M645-Objektive an KB-SLRs.
Die Adaptionsprobleme liegen aber nicht nur im optischen Bereich. Bei Kameras mit automatischer Springblende, Offenblendenmessung oder Blendenautomatik kommen neue hinzu. Es geht um den Erhalt der Funktionsübertragung vom Objektiv zur Kamera bei der Lichtmessung und zurück bei der Belichtungssteuerung. Hier sind die Möglichkeiten des Adapters Grenzen gesetzt, an denen die Träume vieler Hobbyfotografen ein Ende finden.
Wie Soll, bei annähernd gleichem Auflagemaß von ca. 45 mm bei den gängigen Spiegelreflexkameras, ein Adapter aussehen, der die unterschiedlichsten Positionierung der einzelnen Übertragungselemente samt ihren mechanischen und neuerdings auch vermehrt elektrischen Funktionen auf einen Nenner bringt? Von den unterschiedlichen äußeren Abmessungen ganz zu schweigen. Es wird also nichts mit dem Canon-Objektiv auf der Nikon, dem Olympus-Objektiv auf der Minolta oder dem Zeiss-Objektiv auf der Leica. Die Ausnahme, die diese Regel bestätigt, ist der Canon-Adapter für Nikon-Objektive.
Günstiger sieht es schon aus, wenn M42-Objektive am Bajonett verwendet werden sollen. Da dies recht oft der Fall ist, bieten verschiedene Kamerahersteller selbst solche M42-Adapter an. Mit denen von Canon, Contax/Yashica, Konica, Mamiya, Minolta und Pentax ist das Fotografieren nur mit vorgewählter Arbeitsblende ohne automatische Springblende möglich. Von Rollei gibt es einen M42-Adapter, der die Funktion der automatischen Springblende beibehält. Fujica bietet einen funktionsgleichen Adapter an und darüberhinaus einen zweiten M42-Adapter, der mit der AX-5 Offenblendenmessung und Blendenautomatik bei Verwendung von Fuji-Schraubobjektiven ermöglicht. Nikon und Olympus liefern keine Adapter.
Auch von Hama werden M42 Adapter für die verschiedensten Bajonettanschlüsse angeboten.
Andersrum geht's nicht
Eine Verwendung von Bajonett-Objektiven gleich welcher Art, an Kameras mit M42-Anschluß ist nicht möglich. Sie brauchen sich nur die Durchmesser anzuschauen, dann wissen Sie, warum es zwar Adapter für M42-Objektive an Bajonett-Kameras gibt, nicht aber umgekehrt. Die Befestigung von Objektiven mit Bajonetten, deren Durchmesser bei den gängigen Typen 45-47 mm beträgt, könnte nur über einen Adapter erfolgen, der notwendigerweise das Auflagemaß verändern würde. Denn die 45 mm Bajonett-Durchmesser können nicht in 42 mm Gewindedurchmesser untergebracht werden. Da der Adapter das Kamera-Auflagemaß vergrößert, macht er die Scharfstellung auf "unendlich" unmöglich.
Nun gibt es sehr treue Fotografen, und zwar zwei Arten. Die einen wollen möglichst lebenslänglich mit einem Objektiv fotografieren, dazu aber immer die jeweils aktuelle Kamera ihrer Wahl verwenden können. Die anderen benutzen nur ihre seit langen Jahren bewährte Kamera, brauchen aber zur Verwirklichung ihrer fotografischen Vorstellungen Objektive der verschiedensten Hersteller. Beiden ist - in Grenzen - mit Objektiven zu helfen, deren Anschlußstück zur Kamera auswechselbar ist. Derartige Objektive werden unter verschiedenen Bezeichnungen wie T2, T4, TX und adapt-all angeboten. Bei diesem Konzept wird die Grundversion des Objektivs mit dem entsprechenden Anschlußstück gekoppelt. Bei den T2-Adaptern werden keine Blendenfunktionen übertragen, die Rastblende wird vorgewählt und die Lichtmessung erfolgt bei Arbeitsblende. Soligor und Danubia bieten T2-Objektive an. Beim T4-Adapter funktioniert zusätzlich die automatische Springblende. Die Bedeutung dieses Systems im Markt ist heute praktisch gleich Null. Bei den von Vivitar unter der Bezeichnung TX und von Tamron als "adaptal" angebotenen, aber nicht untereinander austauschbaren Adaptersystemen kann mit Offenblendmessung und, bei entsprechender Kamera, mit Blendenautomatik gearbeitet werden. Ober die Funktionstüchtigkeit der verschiedenen Adaptionssysteme reichen die Ansichten von "Klapparatismus" bis "Voll funktionsfähig`, je nachdem, ob Sie den Kamera- oder Adapterhersteller fragen. Die Tatsache, daß in der Praxis keines dieser verschiedenen Systeme den großen Durchbruch erzielen konnte, scheint eher den Skeptikern recht zu geben. Wer das Achselzucken des Fotohändlers auf die Frage nach Adaptern als Versuch interpretiert, dem Kunden zu seinem Schaden etwas anderes aufzuschwatzen zu wollen, macht es sich zu einfach. Da sich Objektive mit Festanschluß, seien sie nun vom Kamerahersteller oder einem anderen Anbieter, durchgesetzt haben, gehören solche Adapter zu den Exoten. Und wenn der gewünschte Adapter auch noch für das Knipsaflex-Bajonett von 1947 sein soll, darf auch ein Fotoverkäufer einmal passen. Und wenn es ein guter Verkäufer ist, informiert er den Kunden darüber, was sich seit 1947 in der Technologie beim Kamera- und Objektiv-Entwicklung getan hat. Vielleicht hat er dann einen Stammkunden mehr, der bemerkt hat, daß er echt beraten und nicht übers Ohr gehauen wurde.
Adapter der Kamerahersteller
Die Tabelle zeigt lieferbare Adapter.
Auflagenmaße
Die Tablelle gibt Auflagenmaße von KB-SLR-Kameras an.
Horst Gottfried in Color Foto 6/1980
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