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KAMERAS TEST ALLE 4- UND 5-MIO.-PIXEL-KAMERAS IM VERGLEICH Leistung satt Wir haben die DREI NEUESTEN MODELLE von Sony, Ricoh und Casio im Testlabor geprüft und vergleichen sie hier mit fünf bereits getesteten Kameras. Alle acht Kandidaten arbeiten mit den neuen Vier- und Fünf-Millionen-Pixel-CCDs. Zwei- bis dreieinhalbtausend Mark kosten die neuen digitalen Topkameras mit vier bis fünf Millionen Pixeln. Das sind stolze Preise, doch der Gegenwert stimmt. Die Bildqualität der neuen Modelle ist absolut überzeugend, und die sehr unterschiedlichen Konzepte machen die Auswahl zu einer faszinierenden Angelegenheit. Aktuell präsentieren wir Ihnen drei Modelle, die trotz ähnlicher Bildqualität unterschiedlicher nicht sein könnten: Die Sony Cybershot DSC-F 707 lockt mit einem Zeiss-Fünffach-Zoom und 5 Megapixel Auflösung. Bei der Ricoh Caplio RR1 fällt der superflache Aufbau mit dem hochklappbaren Monitor auf. Und Casio legt der eher klassisch gestalteten QV-4000 ein 1-GB-Microdrive bei - für nur 2400 Mark. Doch wie gut sind die Neulinge im Vergleich zu den bereits im Handel existierenden Konkurrenzprodukten? Damit Sie den Überblick behalten, drucken wir die Ergebnisse dieser fünf bereits getesteten 4- bis 5-Megapixel-Kameras nochmals ab. Casio QV-4000 Klein, stark, schwarz, so wirkt die QV-4000 beim ersten Hingucken. Sehr wertig verarbeitet liegt das sauber designte Schmuckstück gut in der Hand. Optisch macht die Casio gleich klar, dass hier Fachleute gefordert sind. Mehr Drehräder, Tasten und vor allem Bediensymbole prangen auf kaum einer anderen Kamera. Der Nachteil: Eine ordentliche Einarbeitungszeit ist nötig, bis zu jeder gewünschten Funktion die richtige Dreh- und Tastenkombination in Fleisch und Blut übergegangen ist - zumal die Verteilung der Elemente weder ergonomisch noch logisch sehr gelungen ist. Der Vorteil: Das Menü und damit der Bildschirmbetrieb über das scharfe und ansprechende Display werden kaum benötigt. Die Kamera kann großteils direkt und damit besonders schnell bedient werden. Zur Kontrolle dient das Anzeigefeld auf der Oberseite. Das Konzept sieht vor, dass beim Aufruf manueller Funktionen das große Display kurz anspringt, und nach der Einstellung wieder verlischt. Leider ist es nicht konsequent umgesetzt, denn manuelle Zeit und Blende lassen sich, Drehräder hin oder her, nur bei eingeschaltetem Schirm verändern. Manuelles Scharfstellen gerät zur Kunst - da hilft auch die Detailvergrößerungs-Lupe nichts, die auf Wunsch anspringt. Ebenfalls nicht zu Ende gedacht ist die Preview-Funktion: Sie können zwar gerade geschossene Bilder blitzschnell zur Kontrolle aufrufen, doch fehlt eine Wiedergabelupe. Die steht nur im Playback-Modus zur Verfügung. Zudem zieht sich dann das sich nutzlos wähnende Objektiv beleidigt in sein Gehäuse zurück. Es ist erst endlose Sekunden später nach einem „Neustart” wieder einsatzfähig. Bei eingeschaltetem Display fällt ein reaktionsfreudiges Histogramm wohltuend auf. Es stellt die Tonwertverteilung in der Aufnahme dar, nimmt allerdings einen recht großen Bildteil ein. Weniger gelungen ist der Auslösevorgang: Wird der Auslöser halb oder ganz durchgezogen, friert das Bild ein und verharrt als Standbild, bis die Automatiken ihre Einstellungen gefunden haben. Wer dann auslöst, erhält ein anderes Foto, als der Sucher zeigt. Da zwischen Auslösen und Aufnahme fast eine Sekunde vergeht, ist der Effekt besonders störend. Diese Freeze-Methode war früher üblich - mittlerweile geht es auch anders. Ein Riesenspaß ist die Casio für Panoramafreunde. In diesem Modus erscheint nach jeder Aufnahme am linken Bildrand ein halbtransparenter Streifen des davorliegenden Motivs, der mit dem neuen Bildausschnitt zur Deckung zu bringen ist. Das exzellente Ergebnis kann im Display als bewegte Animation des Gesamtbildes kontrolliert werden. Im Messlabor schneidet die Casio sehr gut ab - mit hoher Detailauflösung, guter Farbwiedergabe und einem sehr guten Weißabgleich. 2000 Mark kostet die Casio in der Standardausstattung inklusive 16-MB-CompactFlash-Karte. Für 2400 Mark erhalten Sie die Casio mit einem 1-GB-IBM-Micro-Drive - ein sehr günstiges Angebot, da das Micro-Drive alleine bei 1200 Mark liegt. Die Speicherung auf die kleine Festplatte erfolgt im Übrigen eher schneller als auf die Compact-Flash-Speicherkarten. Ricoh Caplio RR1 Die Caplio RR1 ist die derzeit eleganteste und flachste 4 Megapixel-Kamera. Mit ihrer Bauhöhe von gerade 2,7 cm passt sie ohne aufzutragen in jede Westentasche. Der nächste Pluspunkt betrifft den Monitor mit 200 000 Pixeln, denn der ist groß, ausklapp- und drehbar. Das ist ideal, um eine störende Sonne auszublenden oder beim Arbeiten vom Stativ. Allerdings: Verglichen mit den Displaybildern der Sony F707 und der Casio QV-4000 ist das Monitorbild aufnahmeseitig etwas rötlich, weich und nicht sehr scharf. Erst im Wiedergabemodus, ist die volle Schärfe sichtbar. Die Kamera besitzt weder Blenden-, noch Zeitautomatik oder gar voll-manuelle Einstellungen. Stattdessen gibt es lediglich eine Belichtungskorrektur um +/- zwei Blenden. Allerdings arbeiten die Automatiken in aller Regel recht zuverlässig. Der Autofokus reagiert träge und stellt sich häufig geräuschvoll und umständlich nach. Doch dafür findet er sein Ziel selbst bei schwachem Licht sehr zuverlässig, was gerade bei Makroaufnahmen hilft. Die Makrofunktion arbeitet auch bei dieser Ricoh exzellent und stellt noch 2,5x3,5-Zentimeter kleine Objekte formatfüllend scharf dar. Die Menüführung ist nicht sehr komfortabel: So verdecken die Menüeinträge das gesamte Sucherbild, und der Aufruf einzelner Funktionen bedarf recht vieler Klicks auf den dünnen Folientasten im Bedienpanel. Außer für Sonderfunktionen wie das Blenden-Bracketing (automatische Belichtungsreihe von drei Bildern) benötigt die Caplio RRl das Menü hauptsächlich für die manuelle , die clever gelöst ist. Nicht nur die Einstellung gelingt präzise, die Schärfelupe für leichteres Fokussieren ist die beste im Konkurrenzvergleich. Weniger Klasse hat die Wiedergabe-Kontrollfunktion. Die Lupe selbst und die Positionssteuerung zur genauen Analyse des gerade geschossenen Bildes funktioniert zwar tadellos, doch das Umschalten zwischen Aufnahme- und Wiedergabemodus dauert zu lange. Die Kamera erkennt wie die Casio auch Hochkantbilder und stellt sie bei der Wiedergabe formatrichtig dar. Zudem können Bilder rechteckig im Hoch- oder Querformat beschnitten werden. Den manuellen Weißabgleich haben die Ricoh-Techniker nicht optimal gelöst. Anstatt die Farbbasis entsprechend der anvisierten Weißfläche elektronisch zu bestimmen, muss der Photograph die Rot- und Blau-Balance selbst verschieben. Positiv fällt die umfangreiche Ausstattung mit Lithium-Akku, Ladegerät und Netzteil auf, allerdings liegt keine Kamerakarte bei. Stattdessen steckt in der Ricoh ein interner 8-MB-Speicher. Sony Cybershot DSC-F707 Das neue Topmodell von Sony setzt sich mit zwei Ausstattungsmerkmalen von der Konkurrenz ah: dem Fünffach-Zoom und dem 5-Megapixel-CCD. Zudem lässt sich das Gehäuse gegenüber dem Objektiv schwenken, wenn etwa die Sonne direkt auf den Monitor scheint. Das 2-Zoll-Display selbst ist scharf, lichtstark und gut entspiegelt, so dass es Sonneneinblendungen besser wegsteckt als die meisten Konkurrenzlösungen. Alternativ bietet die Sony einen Suchermonitor, der genau die gleichen Einblendungen zeigt wie das große Display. Allerdings ist bei diesem elektronischen Sucher die Auflösung zu gering. Wer manuell fokussieren will, sollte stattdessen das Display einschalten. Hier lässt sich die Schärfe sehr gut beurteilen. Zur Entfernungseinstellung sitzt vorne am Objektiv ein großer Schärfering, der aus der Camcorderentwicklung stammt. Zwar fehlt eine Skalierung, doch können Sie mit dem Sony-Ring präziser arbeiten als mit den Rädern oder Knöpfen der Konkurrenten. Das hochwertige Aluminiumgehäuse enthält aufs Wesentliche reduzierte Bedienelemente, die ergonomisch gut angeordnet sind. Dennoch ist das Handling etwas gewöhnungsbedürftig. Denn das Hauptgewicht trägt die linke Hand, die das Objektiv stützt und zusätzlich das Zoom sowie wichtige manuelle Einstellfunktionen bedient. Lockeres einhändig Schießen aus der Hüfte ist nicht angesagt. Sehr gut gefällt die hervorragende Dokumentation aller manuellen Änderungen durch exakte Einblendungen in den Displays. Wird der Auslöser halb gedrückt, erscheinen auch im Automatikmodus die Blenden und Zeitwerte - wie es der Fotograf eben braucht, um Korrekturen gleich richtig einzustellen. Vor und nach dem Auslösen bietet die F707 eine ausgezeichnete Bildkontrolle. So bleibt das Motiv bis unmittelbar vor der Speicherung sichtbar, und anschließend erscheint Ihr fertiges Foto blitzschnell auf Knopfdruck. Wer nun die Schärfe prüfen will, aktiviert die Lupenfunktion mit einem zweiten Tastendruck. Zwar dauert es nun einen Moment, bis die Ausschnittsvergrößerung zur Verfügung steht, doch muss hier auch ein 5-Megapixel-Bild berechnet werden. Ein leichter Druck auf den Auslöser bringt die Kamera sofort wieder in Aufnahmebereitschaft. Das Menü erscheint als kleiner Balken unten im Display, stört also nicht weiter das Motiv. Die Einstellungen sind per Cursorrad schnell durchgeführt und das Menü wird ohne Klimmzüge auf Knopfdruck verlassen. Die Änderungen sind trotzdem gespeichert. Und wie sehen nun die Fotos aus? Scharf, sehr scharf. Sogar den bisherigen Spitzenreiter, die Canon G2, topt die Sony locker - allerdings muss der Fokus stimmen. Bei nahen Motiven und schlechter Beleuchtung kommt der Autofokus schon mal ins Pumpen, hier ist dann Handarbeit angesagt. Auch der Weißabgleich ist nicht ganz sattelfest und sollte vor wichtigen Schüssen manuell eingestellt werden. Es hat schon seinen Grund, dass Sony die entsprechenden Tasten so offensichtlich am Gehäuse platziert hat. Dem Messlabor missfiel die vergleichsweise große Vignettierung des Objektivs, den Praxistestern der etwas zu schwach ausgefallene Weitwinkelbereich. Tags fotografieren ist klasse, doch die Sony ist auch nachtaktiv. Ein Laser sitzt vorne im Objektiv und projiziert eine rotes Muster auf anvisierte Objekte. Zugleich wird das Sucherbild elektronisch aufgehellt. Das grießelt fürchterlich, doch der Fotograf sieht, was die Kamera fokussiert. Ein Druck auf den Auslöser lässt den Klappblitz hochschnellen und eh sich das Opfer versieht, ist es auf dem MemoryStick gespeichert - in bester Belichtung und voller Farbkraft. Nicht weniger faszinierend arbeitet die Infrarot-Nightshot-Funktion. Hier kann man beim Fotografieren in stock-dunkler Nacht ganz auf den Blitz verzichten. Die resultierenden IR-Aufnahmen (Wärmebilder) zeigen einen verschobenen Hell/Dunkel-Kontrast und sind grünlich weiß. FAZIT Die Sony DCS-F707 gewinnt den aktuellen Test und holt die entscheidenden Punkte bei Bedienung und Ausstattung. Dennoch sind auch die Ricoh und die Casio ein guter Kauf, da beide Modelle bei etwas geringerer Auflösung aber insgesamt vergleichbarer Bildqualität 1200 Mark weniger kosten. Darüber hinaus sollten Sie sich zumindest zwei der bereits getesteten Modelle genauer ansehen: Die Minolta Dimage 7 bietet als einzige ein Siebenfachzoom ab 28 mm Weitwinkeleinstellung, und die Canon Powershot G2 bleibt mit 80,5 Punkten absoluter Spitzenreiter. Für sie sprechen die beste Bildqualität und die sehr gute Handhabung, allerdings ist der Zoombereich auf 34 bis 102 mm limitiert. Martin Biebel in Color Foto 12/2001 {ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}