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FOTO-KLASSIK SAMMLER-TIPPS Der Weg zur Kamerasammlung Jetzt einsteigen Fotoflohmärkte heißen nicht ohne Grund auch „Kamerabörsen". Im Moment sind die Preise unten, die Gelegenheit zum Einstieg in eine Kamerasammlung ist günstig. Das Thema „Meilensteine des Kamerabaus" bietet sich an. Zugegeben, Kameras zu sammeln, scheint etwas aus der Mode zu sein. Das Durchschnittsalter des harten Kerns auf Fotobörsen dürfte über 50 liegen, bei den Internet-Auktionen von Ebay tummeln sich vielleicht noch ein paar Jüngere. Umso erstaunlicher die Erfahrung, die ich jedes Mal mache, wenn Besucher einen Blick auf meine Kamera-Vitrine mit mehr oder weniger schmucken Stücken aus der Abteilung „Blech & Glas" werfen. Leichtes Raunen, interessiert-bewunderndes Kopfnicken bis hin, ja man kann es so sagen, Ehrfurcht. Diese Reaktion ist umso bemerkenswerter, da meine kleine Sammlung bei weitem nicht mit dem Niveau konkurrieren kann, das bei manchem Zahnarzt oder mittelständischen Unternehmer in der Vitrine zu finden ist. Meine Amateur-Kollektion besteht aus Stücken, die sich im Laufe von 20 Jahren mehr oder weniger zufällig angesammelt haben nach Lust und Laune und Zustand des Geldbeutels. Offensichtlich strahlen die Kameras für den guten alten Film, von 16-mm- über Pocket-, Disk-, 35-mm- und Rollfilm bis hin zu Plattenkameras etwas aus, was die modernen Digitalkameras mit ihrer Halbwertzeit von sechs Monaten nicht bieten - noch nicht, muss man vielleicht sagen, aber das ist ein anderes Thema. Weniger schön für mich nach dem heutigen Stand der Dinge ist, dass die wenigsten meiner Sammlerstücke eine nennenswerte Wertsteigerung erfahren. Diese Entwicklung ist aber für alle positiv, die mit dem Gedanken spielen, sich eine Sammlung zuzulegen. Wer nicht sammelt, was alle sammeln, wer über Leica, Rollei, Voigtländer, Zeiss & Co. hinausblickt und sich nicht von exorbitanten Preisen für rare Stücke abschrecken lässt, kann nun günstig attraktive Modelle erwerben. Für wenig Geld lässt sich so der Grundstock einer Sammlung legen, die Höhepunkte der Entwicklungsgeschichte konventioneller Kameras dokumentiert. Der Digitalkamera-Boom hat zu diesem dramatischen Verfall der Preise für gebrauchte konventionelle Kameras und so zu dieser historisch höchst seltenen Chance geführt. Manche Kameras aus der Zeit von Ende der 60er bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts, die heute noch unbeachtet in den Schränken vieler Wohnzimmer Patina ansetzen, in den Second-Hand-Regalen von Fotohändlern verstauben oder auf Fotobörsen verramscht werden, können in wenigen Jahren zu den interessanten Klassikern gehören. Ein Blick in die diversen Gebrauchtpreislisten offenbart zig solcher Schnäppchen. Bei Preisen von teilweise um und unter 100 Euro hält sich dabei das Risiko eines Wertverlustes und der Enttäuschung in Grenzen. Eine mechanisch und optisch aus dem Vollen gefräste und quasi handgemachte Pentax Spotmatic etwa von 1964 oder eine Nikkormat FT-N von 1967, für die Preise von 50 bis gut 100 Euro je nach Zustand notiert werden, kann eigentlich nur noch teurer werden. Die Kameras der klassischen Art, mit denen man noch den berühmten Nagel in die Wand schlagen kann, sind auf ihre Art so etwas wie in der Autowelt der VW-Käfer oder der Mercedes-Heckflossen-Diesel bei der Taxis. Sammeln nach Themen Auch wenn es nie verkehrt ist, bei sich bietender Gelegenheit ein Schnäppchen mitzunehmen, empfiehlt sich eine gewisse Struktur beim Sammeln. Unter welches Thema man seine Sammlung stellt, bleibt ganz der persönlichen Vorliebe überlassen. Die vorgestellten Modelle lassen sich entweder unter dem Thema „Meilensteine & Trendsetter" oder „Typische Vertreter ihrer Art" zusammenfassen. Während Kameras wie die Olympus p-I oder die Canon Ixus Design-Trendsetter sind, stehen Minolta XD-7 und 7000AF für Weg weisende technische Innovation. Ein Sammelgebiet könnten auch die Autofokus-Vorläufer wie Pentax ME-F, Olympus OM-30 oder Ricoh- und Chinon-Modelle sein, zu denen es separate AF-Objektive mit Motor gibt. Andere Kameras wie die sprechende Minolta AF-Sv „Talker" oder die System-Kamera im Pocket-Format Pentax auto 110 zeigen reizvolle technische Irrwege auf - auch ein mögliches Sammelthema. Die Minox 35 EL steht sammeltechnisch im Schatten der berühmten und hoch gehandelten Rollei 35, obwohl sie das Thema Sucherkameras als erste automatische Kompaktkamera 1975 völlig neu definierte. Und wer konnte 1986 schon ahnen, dass die Pentax Zoom 70 zum Urahn und Vorbild der heute konventionell wie digital marktbeherrschenden Zoom-Kompakten werden sollte. „Bridge-Kameras" wie der Chinon GS-7 oder Ricoh Mirai blieb der Erfolg seinerzeit verwehrt. Heute bedienen sich die Spitzenmodelle digitaler Amateurkameras mit Erfolg dieses Konzepts. Canon schoss 1985 mit der ausschließlich über Pictogramme zu steuernden T80 übers Ziel hinaus, während die wegweisende T90 praktisch schon eine EOS ist, nur ohne Autofokus. Noch zahlreiche solche Beispiele ließen sich anführen, aber auch der Spaß am Selber-Entdecken gehört zum Sammeln. Kameras derartiger Couleur jedenfalls finden sich heute für wenig Geld sowohl bei Sucher- wie Spiegelreflexkameras, und auch ein paar Exoten gibt es noch günstig. Eine wichtige Hilfe beim Sammeln ist der Gebrauchtpreis-Führer auf diesem Heft. Er gibt einen sehr guten Überblick, was Sie für Ihr Geld erwarten können. Grundsätzlich können Preisangaben aber immer nur Anhaltswerte sein. Immer mit der Ruhe Wenn Sie ein Objekt Ihrer Begierde zum günstigen Tarif entdecken, behalten Sie die Ruhe, nicht nur aus verkaufspsychologischen Gründen. Schauen Sie sich das Stück gründlich an, überprüfen Sie die Funktionen. Die Angaben in den Preisführern beziehen sich auf Stücke in gepflegtem Zustand mit geringen Gebrauchsspuren, den sogenannten Zustand „B". „A" steht in Anzeigen dagegen für „neuwertig, ohne Gebrauchsspuren". Das kostet extra, ist aber OK, wenn es wirklich stimmt. Ist der Preis sehr günstig, spricht für den Anfang nichts gegen ein Exemplar der Kategorie „C" mit normalem Gebrauchszustand. Dann hat man das fehlende Exemplar der Sammlung zumindest und kann es bei Gelegenheit immer noch durch ein besseres Stück ersetzen. Da darf bei einer schwarz lackierten Reflex schon mal ein Stückchen Messing-Patina durchschimmern, aber bei richtigen Beulen und Kratzern lautet das Motto „Finger weg". Wenn Sie eine ganz bestimmte Kamera auf dem Flohmarkt suchen, bringen Sie selbst passende Batterien mit, damit Ihnen keiner eine defekte Kamera unter dem Siegel „ist bloß die Batterie leer" verkauft. Weitere nützliche Tipps zum Gebrauchtkauf finden Sie im beiliegenden Preisführer. So gerüstet steht dem Besuch des nächsten Fotoflohmarktes nichts mehr im Wege. Der sei - bevor Sie sich in den Ebay-Dschungel wagen - als Einstieg ins Sammeln als erster Schritt empfohlen. Dort, wo man die Objekte der Begierde selbst leibhaftig in Augenschein und in die Hand nehmen kann, lässt sich das Gefühl für den Reiz und Zustand alter Kameras am besten entwickeln. Gerade bei den nicht so seltenen und daher noch preisgünstigen Modellen besteht zudem oft die Wahl zwischen mehreren Exemplaren. So lässt sich nicht nur der Zustand direkt vergleichen, sondern wer mehr als ein Objekt zur Wahl hat, tut sich auch leichter bei den Preisverhandlungen. Schließlich will auch die neue Vitrine für die Kamerasammlung bezahlt sein. Das interessanteste Designkonzept hat die neue Exilim von Casio. Individueller Look paart sich hier mit einem sehr gut verarbeiteten Metallgehäuse, das trotz Vierfachzooms noch praxisnah flach geriet. Die Maße der EX-P600 übersteigen das Scheckkartenformat in der Breite um einen halben und in der Höhe um einen Zentimeter - auch, um für einen großen, scharfen 2-Zoll-Bildschirm Platz zu haben. Der bietet die beste Bildkontrolle des Testfeldes und zeigt hervorragend gestaltete Menüs. Die Menüführung ist ähnlich wie bei Canon in ein nach Seiten aufgeteiltes Basismenü und ein EX-Menü unterteilt, in dem vier manuelle Gestaltungsfunktionen wie Weißabgleich oder Empfindlichkeit direkt abrufbar sind. Wer will, kann die Funktionen individuell konfigurieren. Klarschrift, große, gut lesbare Einblendung von Zeit und Blende beim Druck auf den Auslöser und eine Unmenge von AE-Praxisprogrammen bis zur Doppelbelichtung runden den hervorragenden Eindruck der Funktionsführung ab. Um bei 25 vorgegebenen und weiteren frei konfigurierbaren Programmen die Übersicht zu behalten, werden die Programme im Menü mit Bild und Text dargestellt. Neben dem BS-Modus mit den Motivprogrammen sind Zeit- und Blendenvorwahl genauso vorhanden wie die manuelle Einstellung, die nachträgliche Bildvertonung und ein mäßiger Videomodus. Ein Aufnahmehistogramm verbessert die Bildkontrolle, und die Belichtungseinstellung wird durch die Blendenarretierung vereinfacht. Der Hybrid-Autofokus kombiniert die Kontrastmessung auf dem Chip mit einem Extra-Sensor zur schnellen Voreinstellung - und in der Tat arbeitet der Autofokus sehr zügig. Manuell einstellbar ist die Schärfe über den Vier-Richtungs-Hebel - sogar mit automatisch ganzflächig erscheinender Lupenfunktion. Zur umfangreichen Ausstattung gehört eine Organizer-Funktionen mit Wecker, Kalender, Diktiergerät und Albumfunktion. Bleibt als Kritikpunkt, dass der Zoommotor etwas zu grobstufig funktioniert. Nur durchschnittlich ist die Bildqualität. So sollte die Auflösung bei einer 6-Megapixel-Kamera höher und das Rauschen bei ISO 400 deutlich niedriger sein. Horst Gottfried in Color Foto 7/2004 {ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}