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Die Top-Kompaktklasse
Brückenschlag
Wer baut die beste Kompakte: Kodak, Panasonic, Samsung, Fujifilm oder Sony? Die neue Generation der Top-Modelle verbindet eine hohe Auflösung ab 8 Megapixel mit einer umfassenden Ausstattung ähnlich den Spiegelreflexkameras.
Sind Topkameras für 500, 600 oder gar 800 Euro noch zeitgemäß? Für 600 Euro gibt es bereits ausgezeichnete digitale Spiegelreflexkameras für Wechselobjektive. Obwohl sie über kein Bajonett verfügen, haben Kompakte einige Vorteile gegenüber SLRs aufzuweisen. Denn in zwei Punkte unterscheiden sich die beiden Konzepte grundlegend. Erstens: In den Kompakten stecken vergleichsweise kleine Sensoren mit dennoch sehr hoher Auflösung. Das ermöglicht lichtstarke Zooms mit großen Brennweitenbereichen bei relativ moderatem Gewicht. Objektive für die größeren Sensoren der SLRs müssen wegen des größeren Bildkreises wesentlich voluminöser und schwerer sein und erreichen dennoch nicht den riesigen Zoombereich einer Samsung Pro 815. Die einzige Ausnahme im Test ist die Sony mit "SLR-Sensor" und entsprechend kleinerem Zoombereich. Umgekehrt führen die kleinen Sensoren aber auch zu einem gravierenden Nachteil: Die Bilder zeigen schon bei mittleren Empfindlichkeiten wesentlich mehr Bildstörungen und ein deutliches Rauschen - auch hier ist die Sony mit ihrem großem Sensor die Ausnahme. Zweitens: Die Kompakten verzichten auf den klassischen Spiegelreflexsucher der SLRs: Beim Spiegelreflexsucher lenkt ein Spiegel das Licht bis zum Auslösen nach oben zum Sucher. Das Sucherbild ist hell und es gibt keine Blendeffekte, wenn die Sonne ungünstig hinter dem Fotografen steht. Allerdings fällt erst bei der Aufnahme Licht auf den CCD oder CMOS, und so fehlt das für Digitalkameras typische Lifebild auf dem Monitor. Die Monitore der SLRs zeigen nur die bereits gemachten Fotos. Bei den Kompakten fällt dagegen das Licht permanent auf den Sensor, so dass der Monitor als Sucher dienen kann. Kein SLR-Sucher - aber der Monitor zeigt ob Belichtung und Weißabgleich stimmen. Hiermit hängt auch das unterschiedliche Autofokuskonzept zusammen: In SLRs sitzen unten im Spiegelkasten spezielle Messzellen für den Autofokus. Diese Systeme arbeiten schnell, aber nicht immer absolut zuverlässig. Bei Kompaktkameras dient der CCD als AF-Sensor, und es wird fokussiert, bis das Bild auf dem Sensor optimal ist. Im Vergleich führt das zu weniger Fehlern, dauert aber meist länger. Zudem bedingt der kleinere CCD der Kompakten auch eine größere Tiefenschärfe und damit größere Toleranzen bei leichten Fokusabweichungen.
Kodak Easyshare P880
Mit der neuen Performance-Serie erweitert Kodak sein Angebot um eine Top-Kamera, die manuelle und umfangreiche automatische Einstellungen verbindet. Bei der P880 fällt im Vergleich zur Konkurrenz zuerst der kleinste und kompakteste Kamerabody ins Auge. Die Griffschale für die Führungshand hätte aber größer ausfallen können.
Das 5,8fach-Zoomobjektiv mit der sehr weitwinkligen Anfangsbrennweite von 24 mm reicht bis zum leichten Tele von 140 mm bei einer Lichtstärke von 2,8-4,1. Zwei Drehringe am Objektiv sorgen für bequeme und präzise Brennweiten- und Schärfeeinstellung.
Nach bewährtem Kodak-Konzept ist die Bedienung einfach gehalten. Dank klarer Schnellzugriffstasten sind wichtige Fotoparameter im Handumdrehen zugeschaltet. Der Rest wird im neu gestalteten, übersichtlichen Menü erledigt. Der kleine Moduswähler auf der Kameraoberseite birgt einsteigergerechte Motivprogramme und Automatiken. Ambitionierte finden Blenden- und Verschlusspriorität sowie komplett manuelle Justierung. Überzeugend ist die Bedienung des Kameramenüs, das viel mehr Funktionalität enthält, als bei dem schlichteren Äußeren zu erwarten ist. Bis ISO 1600 reicht die Empfindlichkeitseinstellung, die aber nur bei einer extrem reduzierten Bildauflösung von 0,9 Megapixel verfügbar ist. Gut gefällt das Customer-Preset zur Abspeicherung individueller Kameraeinstellungen.
Das große 2,5-Zoll-Display löst mit 115 000 Pixel nur mäßig auf und gerät bei Dunkelheit schnell an seine Grenzen. Doch dafür bietet es Platz, um Zeit, Blende, Histogramm, Blendenkorrektur und ISO-Wert dauerhaft einzublenden und mit dem Wählrad schnell zu verändern. Auch bleibt das Display bei direktem Sonnenlichteinfall vergleichsweise gut nutzbar. Der elektronische Sucher liefert mit 237 000 Pixel einen scharfes Bild und einen ordentlichen Ausschnitt. Um eine Schärfebeurteilung vor der Aufnahme zu gewährleisten, hat Kodak der P880 eine Aufnahmelupe spendiert. Zu den besonderen Ausstattungsmerkmalen gehören neben dem Blitzschuh, eine Synchronisationsbuchse, das Filtergewinde und die Option, Bilder im RAW-Format alternativ zu JPEG und TIFF abzuspeichern. Die Auslösverzögerung fällt mit 1,28 Sekunden im Testmodus deutlich zu langsam aus. Bei ungünstigen Lichtverhältnissen dauert es noch länger. In puncto Geschwindigkeit kann sich die Kodak weder mit der Konkurrenz noch mit digitalen SLRs messen. Dazu kommt eine Einschaltverzögerung von 2,6 Sekunden.
Das Bildergebnis: Die Auflösung ist bei ISO 100 und 400 hoch. Ebenfalls ordentlich ist das Rauschverhalten von 30 S/N bei ISO 100. Das alte Problem liegt bei ISO 400, denn dann steigt das Rauschen deutlich sichtbar an und der Signal/ Rauschabstand fällt auf 16 S/N.
Fazit: Attraktives Konzept mit gutem Weitwinkelbereich und cleverer Bedienung, aber unbefriedigender Bildqualität bei ISO 400. Hinzu kommt ein deutlich zu langsamer Autofokus, der einen Kauftipp verhindert.
Panasonic Lumix DMC-FZ30
Mit acht Megapixeln und 12fach-Leica-Zoom tritt die Panasonic FZ30 an. Sehr praktisch sind die Zoom- und Schärferinge des 2,8-3,7/35-420-mm-Objektivs sowie der optische Bildstabilisator O.I.S.: Ein Kreiselsensor erfasst bei dem O.I.S-System leichte Wackler des Fotografen und steuert eine Linsengruppe so gegen, dass das Bild auf dem CCD unbewegt bleibt. Dies erlaubt unverwackelte Aufnahmen mit zirka der vierfachen Belichtungszeit gegenüber Konkurrenzkameras ohne Bildstabilisator. Zudem fährt das Panasonic-Zoom als einziges beim Zoomen nicht aus.
Mit ihren 740 Gramm und der ausreichend großen Griffschale liegt die Panasonic gut und sicher in der Hand. Die Bedienelemente hat Panasonic intuitiv erreichbar positioniert, obwohl man sich mehr Schnellzugriffstasten für wichtige Parameter wünscht. Die "AE-Lock"-Taste sorgt für die Speicherung der gemessenen Belichtungswerte. Zwischen Autofokus, Autofokus-Makro und manuellem Fokus wird schnell mit einem Hebel umgeschaltet. Beim manuellen Fokussieren hilft die zuverlässige Aufnahmelupe, deren Position frei wählbar ist die Beste im Test. Der an der Unterseite aufgehängte 2-Zoll-Drehund Schwenkmonitor sorgt für ein Plus an Bedienfreundlichkeit. Die 230 000 Bildpunkte Auflösung von LCD und elektronischem Sucher kann sich sehen lassen. Besondere Überraschung: Monitor und Sucher liefern auch bei schlechtem Umgebungslicht eine rauscharme und detaillierte Darstellung.
Besonders praktisch sind zwei neue Einstellräder vorne und hinten am Griff, um etwa Blende und Belichtungszeit zu regeln. Bei den Vorgängern war dies mit einer umständlichen Tastenkombination und einem Blättern im Menü verbunden. Der eingebaute Blitz springt erst nach der Aktivierung über eine Extra-Taste aus seinem Blitzköfferchen. Wem die Blitzleistung der eingebauten Beleuchtungshilfe nicht ausreicht, der kann wie bei allen fünf Testkandidaten ein externes Blitzgerät per Blitzschuh anschließen.
Die Auflösung der FZ30 ist extrem hoch und kann mit den Werten der 9-Megapixel-Fuji 9500 oder der 10-Megapixel-Sony R1 mithalten. Weniger berauschend ist der "Signal to Noise"-Wert mit 25,4 (ISO 100) und 15,6 (ISO 400): ein schwaches Ergebnis, das zu sichtbaren Störungen im Bild - besonders bei ISO 400 - führt.
Nachgelegt hat Panasonic in Sachen Geschwindigkeit. Mit 2,7 8Megapixel-Aufnahmen pro Sekunde, einer Einschaltverzögerung von 1,8 Sekunden und einer immerhin durchschnittlichen Auslöseverzögerung von 0,6 Sekunden gehört sie zu den Schnellsten. SLR-Niveau ist das zwar nicht, aber akzeptabel.
Fazit: Als einzige Topkompakte bietet die Panasonic keinen echten Weitwinkelbereich. Umgekehrt ist sie die einzige mit Bildstabilisator und somit ideal für Teleaufnahmen (Kauftipp Telebrennweite) - bei ISO 100. Das ISO-400- Ergebnis kann, wie bei allen Konkurrenten außer Sony, nicht überzeugen.
Samsung Digimax Pro 815
Samsungs Digimax Pro stellt mit dem 15fach optischen Zoom einen neuen Brennweitenrekord in der Kompaktklasse auf. Bei variabler Lichtstärke von 2,2 bis 4,6 beginnt das Schneid er-Kreuznach-Objektiv bei 28 mm und endet erst bei 420 mm. Wobei die teleskopartige Objektivkonstruktion beim Zoomen auf zirka 17 Zentimeter anwächst. Die Brennweitenverstellung erfolgt schnell per mechanischem Zoomring, ein zweiter Drehring sorgt per Motor für die exakte Schärfe - diese Kombination aus mechanischem und elektrischem Drehring bieten alle fünf Testkandidaten. Die zuschaltbare Aufnahmelupe hilft bei der exakten Einstellung, bei 4facher Vergrößerung liefert sie aber eine verpixelte Darstellung. Was fehlt ist ein Bildstabilisator. Bei 420 mm Brennweite können auch geübte Fotografen die Kamera kaum ruhig genug in den Händen halten. Als zweite Besonderheit sticht das größte bisher verbaute Display ins Auge: 3,5 Zoll mißt das LCD. Das Kodak-Display und Samsungs Riesenmonitor sind im Test die Einzigen, die bei direkter Sonneneinstrahlung noch eine kontrastreiche Darstellung liefern. Das hochreflektive Display nutzt neben der Hintergrundbeleuchtung das einfallende Tageslicht zur Beleuchtung (TMR-Technik). Eine sehr brauchbare Alternative ist der elektronische Sucher mit ebenfalls 235 000 Bildpunkten. Hinzu kommt als dritte clevere Lösung das 1,44-Zoll-Farb-LCD auf der Kameraoberseite. Mit 115 000 Pixeln dient es als Sucher oder dokumentiert per Tastendruck alle gewählten Fotoparameter. Tolle Idee - auch ohne Klappmonitor sind Aufnahmen vom Boden oder mit der Kamera vor dem Bauch möglich. Die Energieversorgung stellt ein leistungsstarker 1900- mAh-Li-Ionen Akku sicher. Funktionsseitig bietet die Samsung das volle Spektrum an manuellen Belichtungseinstellungen. Zeit und Blende sind mit zwei ergonomisch angebrachten Jogdials schnell gewählt. Neben Blendenbracketing beherrscht die Pro 815 Weißabgleichs- und Schärfereihen. Die Bedienung ist insgesamt sehr praxistauglich. Für Parameter wie Weißabgleich, Empfindlichkeit, Fokuseinstellungen und Belichtungsmessungen sind Schnellzugriffstasten angebracht, deren Druckpunkte aber zu wünschen übrig lassen. Weitere Einstellungen sind rasch im überdimensional groß dargestellten Menü angewählt. Obwohl die Samsung im Highspeed-Modus 2,5 voll aufgelöste Bilder je Sekunde beherrscht, stellt der Autofokus wenig zufrieden: 1 Sekunde Auslöseverzögerung sind nicht konkurrenzfähig und schon gar nicht SLR-Niveau. Bei der Auflösung fällt die Samsung gegenüber der Konkurrenz besonders im Telebereich und in den Bildecken ab - eventuell ein Tribut an den großen Zoombereich. Hinzu kommen hohe Rauschwerte mit S/N 25 bei ISO 100 und S/N 13,2 bei ISO 400.
Fazit: Außergewöhnliches Displaykonzept mit riesigem Hauptdisplay und zwei Alternativen - da kann auch die Konkurrenz aus dem SLR-Lager nicht mithalten. Allerdings fehlt dem 15fach-Zoom der Bildstabilisator und der Autofokus arbeitet zu langsam.
Fujifilm Finepix S9500
Mit 9 Megapixeln Auflösung, optischem 10,7fach-Zoom und hohen Lichtempfindlichkeiten bis ISO 1600 präsentiert Fuji sein neues Flaggschiff Finepix S9500. Das Fujinon-Objektiv deckt umgerechnet eine Brennweite von 28 bis 300 mm ab. Die Brennweitenverstellung erfolgt über ein großes Drehrad am Objektivtubus. Für die manuelle Fokussierung steht ein weiterer Drehring bereit, wobei zwei kleine Pfeile im Monitor dem Fotografen zeigen, in welche Richtung er drehen muss, bis die optimale Schärfe erreicht ist. Bei guten Lichtverhältnissen arbeitet der Autofokus sehr zuverlässig und nach 0,57 Sekunden wird ausgelöst. Ganz anders sieht das bei schlechten Lichtbedingungen und in großen Telebereichen aus: Da heißt es sich in Geduld zu üben. Besonders erfreulich ist trotz Superzoom die beste Makrofunktion mit einem Minimalabstand von nur 1 cm.
Dank ausladendem und ergonomisch geformtem Haltegriff liegt die S9500 hervorragend in der Hand. Die Bedien- und Funktionselemente sind gut erreichbar am Gehäuse verteilt. Zwar lassen sich viele Einstellungen per Schnellzugriff oder Drehrad erledigen, doch bieten die Rivalen von Sony und Samsung noch mehr direkte Anwahlmöglichkeiten.
Zur Bildkontrolle dient der kleine mit 118 000 Bildpunkten auflösende 1,8-Zoll-Monitor. Er ist nach oben kippbar, aber nicht drehbar. Immerhin sind Perspektiven vom Boden oder aus Hüfthöhe möglich. Alternativ sorgt der elektronische Suche mit einer angenehmen Größe des Bildausschnitts und 235 000 Pixeln für Durchblick. Scharfgestellt wird mit Hilfe einer Aufnahmelupe, die bei dem kleinen Monitor eine echte Hilfe ist. Tadellos sind die umfangreichen manuellen Eingriffsmöglichkeiten, darunter zwei Speicher für manuelle Weißabgleichseinstellungen. Gut: Die S9500 wird mit 128-MB-xD-Karte geliefert, und kann dank Dual-Media-Schacht xD- und CompactFlash/Microdrive-Speicherkarten aufnehmen. Eher bescheiden fällt die Leistung des Bordblitzes aus - mit Leitzahl 6 lassen sich nur nahe Motive effektiv ausleuchten. Die Alternative heißt externer Blitz. Die Stromversorgung erfolgt über vier Mignon-Zellen. Ein Netzteil erhält man optional.
Über die typische F-Taste kann der Fotograf Empfindlichkeitsstufen bis ISO 1600 wählen - hilfreich bei langen Brennweiten, da auch die Fuji keinen Bildstabilisator bietet. Bei Verdopplung der Lichtempfindlichkeit halbiert sich die Verschlusszeit. Gegenüber ISO 400 sind bei ISO 1600 also viermal kürzere Verschlusszeiten möglich, ohne die Blende weiter zu öffnen. Allerdings steigt mit der höheren Empfindlichkeit auch das Rauschen, was mit einem optischen Bildstabilisator nicht passiert. Um das Rauschen zu senken, setzt Fuji auf seine Real-Photo-Technik. Die digitale Rauschunterdrückung arbeitet effektiv wie die Messwerte zeigen und reduziert das Farbrauschen sehr zuverlässig. Allerdings löscht die Fujifilm dabei auch zahlreiche feine Details im Bild. Das Resultat ist besonders bei höheren Empfindlichkeiten wie ISO 400 ein verwaschener Bildeindruck. Auf einem DINA4-Ausdruck wirken etwa die Panasonic-Bilder trotz des deutlichen Rauschens besser als die Fuji-Ergebnisse. C0L0RF0T0 zieht deswegen 5 Punkte bei der Bildqualität ab
Fazit: Fujifilm geht das Rauschproblem der zu kleinen Pixel mit einem sehr effektiven Rauschfilter an, der zwar das Rauschen herausrechnet aber zugleich das Bild sichtbar beschädigt. Die Lösung kann nur bei weniger Pixeln oder größeren Sensoren liegen, wie Sony dies mit der R1 vormacht. Übrigens gibt es auch bei Fujifilm eine sehr empfehlenswerte Kompakte, die einen (relativ teuren) 6-Megapixel-Sensor mit etwas größeren Pixeln nutzt: Die Finepix F10 überzeugte zuletzt in Heft 12/2005 mit der besten Bildqualität unter 60 Kameras.
Sony Cybershot DSC-R1
Mit 800 Euro kostet die Sony R1 mehr als die derzeit günstigsten digitalen Spiegelreflexkameras mit Objektiv. Doch sie trumpft auch mit SLR-Eigenschaften auf: Statt eines kleinen CCD setzt Sony auf einen 21,5x14,4 mm großen CMOS-Sensor mit 10,3 Megapixeln. Wahrscheinlich ist es der gleiche Sensortyp, der auch in Nikons professioneller SLR-Kamera der D2X steckt - dort allerdings mit zwei Megapixeln mehr aus dem Wafer geschnitten.
Die Kamera mit dem größten Body im Vergleichstest kommt mit ihrem dominanten 5fach-Zoom nur auf eine Maximalbrennweite von 120 mm - ein Tribut an den großen Sensor. Dafür zeigt sie sich mit 24 mm Anfangsbrennweite sehr weitwinklig. Die R1 ist praktisch so groß und schwer wie eine digitale SLR - doch sie bietet wie alle anderen Testkandidaten eine Belichtungsvorschau auf dem elektronischen Sucher. Außergewöhnlich ist die Position des LCD: Statt an der Rückseite sitzt er auf der Kamera und lässt sich drehen und schwenken. Die Kamera muss beim Fotografieren nicht vors Auge, ausgelöst wird vor der Hüfte, über Kopf oder bequem vor dem Bauch bei voller Motivkontrolle. Bei direkter Sonneneinstrahlung empfiehlt sich wegen extremer Spiegelung der elektronische Sucher. Der Blick in den Sucherschacht offenbart eine schöne elektronische Bildwiedergabe mit 235 000 Bildpunkten. Dennoch kann er gegenüber einem SLR-Sucher nicht bestehen.
Die massige, sauber verarbeitete Kamera muss mit zwei Händen gehalten werden. Das bewährte Sony-Menü enthält nur die nötigsten Einträge. SLR-ähnlich sind die zahlreiche manuellen Funktionen und Einstellräder an der Außenseite. Die Vielzahl nach außen gelegter Funktionen und deren Platzierungen erweisen sich in der Praxis als sehr vorteilhaft. Der Fotograf freundet sich rasch mit dem logischen Bedienkonzept an. Dank großem CMOS-Sensor traut sich die R1 bei Lichtempfindlichkeiten zwischen ISO 160 und 3200 zu arbeiten. Aufgrund der neuen CMOS-Technologie verzichtet Sony bei der R1 auf lieb gewonnene Standards: Night-Shot, Night-Framing und Videomodus fehlen. Umgekehrt ist anderes sehr nützlich wie die Schraffierungen überbelichteter Bildstellen im Monitorbild.
Mit eingeschaltetem Autofokus beträgt die Auslöseverzögerung durchschnittliche 0,68 Sekunden. In der Serienschussfunktion schafft sie 2,9 voll aufgelöste 10-Megapixel-Bilder pro Sekunde.
Erfreulich ist das hohe Niveau der Rauschabstände: 48,5 bei ISO 100 und 32,1 bei ISO 400 - das kann sich sehen lassen, auch wenn die meisten SLRs noch etwas besser abschneiden. Ebenfalls überzeugend sind die Auflösung und der Objektkontrast. Nur in der Weitwinkelstellung sollte der Randabfall geringer sein. Zwar ist das Farbrauschen bei ISO 1600 und 3200 deutlich sichtbar, aber bei ISO 400 kann man die Sony als einzigen Testkandidat problemlos einsetzen.
Fazit: Als einziger Testkandidat kann die Sony mit der Bildqualität digitaler SLRs konkurrieren, ohne das Niveau der Nikon D2X mit ähnlichem Sensor ganz zu erreichen. Dies zeigt, wie wichtig große Pixel für eine gute Bildqualität sind. Im Vergleich zu Spiegelreflex-Kameras arbeitet der Sony-Autofokus jedoch langsamer, und es fehlen Wechselobjektive. Wer beides akzeptiert, der erhält, was keine SLR bietet: einen guten Monitor, der bereits vor der Aufnahme zeigt, ob Weißabgleich und Belichtung stimmen. Beides sind in der Praxis nicht zu unterschätzende Vorteile. 1
Fazit
» Susan Rönisch
An der digitalen SLR-Technik führt derzeit kein Weg vorbei. Sie ist erschwinglich und gut. Die hier getesteten Top-Kompakten sind genauso teuer und weniger leistungsfähig. Die kleinen Sensoren ermöglichen zwar tolle Objektive, rauschen jedoch zu stark. Die einzige Ausnahme macht Sony mit dem "SLR-Sensor" in der R1 und einer überzeugenden Bildqualität auch bei ISO 400 - Testsieg. Als Problem kommt bei zahlreichen Modellen ein zu langsamer Autofokus hinzu. Umgekehrt fehlt allen SLRs derzeit (noch) ein Monitor mit Live-Bild. Nachahmenswert: Sonys Dreh-/Klappmonitor auf der Kameraoberseite und Samsungs "Drei-Monitor-Konzept".
Susan Rönisch in Color Foto 1/2006
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