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AUS FÜR MINOLTA KAMERAS
...und Sony steigt ein
Konica Minolta gibt zum 31. März 2006 das Kamerageschäft auf. Bis März 2007 wird zudem die Herstellung von Filmen eingestellt. Eine Entwicklung, die für Eingeweihte nicht völlig überraschend kam. Zuletzt schrieb der Traditionshersteller tiefrote Zahlen. Verlust im laufenden Geschäftsjahr: ca. 337 Mio. Euro.
Und so sehen die weiteren Fakten aus:
Im Rahmen der Konzernrestrukturierung werden ca. 3700 Stellen gestrichen, das sind gut elf Prozent der Gesamtbelegschaft. Konica Minolta wird sich künftig auf die Büroelektroniksparte (Kopierer, Druckerteile etc.) konzentrieren. Yoshikatsu Ota, der bisher den Bereich Büroausrüstung leitete und jetzt neuer Präsident wird, ließ verlautbaren: "Würden wir an den verlustbringenden Geschäften festhalten, können wir Firmenwert und Shareholder Value nicht steigern." Und prompt, wie globale Ökonomie nun mal so funktioniert, pünktlich nach der Ankündigung vom Ausstieg aus dem Fotogeschäft zog der Aktienkurs von Konica Minolta kräftig an. Teile der Produktion und des Entwicklungs-Know-hows von Minolta werden vom Elektronikriesen Sony übernommen. Sony und Minolta kooperierten bereits seit Mitte 2005 im Rahmen eines Joint Ventures in Sachen Entwicklung und Bau neuer Digitalkameras. Mit der Übernahme des MinoltaKamera-Know-Hows dürfte Sony der für Sommer 2006 geplante Einstieg ins gewinnbringende Geschäft mit digitalen Spiegelreflexkameras bravourös gelingen. Man plane, so ein Sony-Sprecher, einen Marktanteil von 20 bis 25 Prozent des digitalen Spiegelreflexkamera-Marktes zu besetzen. Noch wird dieser Markt von den Platzhirschen Canon und Nikon beherrscht, die zusammen 80 Prozent dieses Marktes abdecken. Man darf davon ausgehen, dass ein Hersteller wie Sony, durch die hinzugekaufte Minolta-Kamera-Basis erstarkt, ehrgeizige Ziele im Spiegelreflexkamera-Geschäft verfolgt. Nach Angaben von Minolta gibt es ca. 16 Millionen Minolta-Wechselobjektive. Und die brauchen moderne digitale Spiegelreflexkameras, die - so glaube ich - Sony nicht versäumen wird in Zukunft zu liefern.
Das Klima unter den Kameraherstellern wird ab sofort also rauer. Das Aus für Konica Minolta ist nur der Auftakt für eine Entwicklung, die letztendlich darauf hinausläuft, dass weitere Traditionshersteller vom Markt verschwinden werden. 2006 ist ein Jahr, das noch manche Überraschung bereithalten kann.
Und was passiert mit den Besitzern von Minolta Kameras? Ein Abkommen, so hört man von Sony, sei vereinbart worden, das sicherstellt, dass Minolta-Besitzer auch künftig einen professionellen Service für ihre Kameras bekommen.
Michael Tafelmeier in Color Foto 3/2006
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