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Schnelle Karten gegen Standard-Karten
Schnell &teuer
Was bringen schnelle Karten? Unser Test vergleicht vier schnelle CompactFlash-Karten mit einer langsamen in vier Spiegelreflexkameras von Nikon und Canon.
Ob SanDisk, Lexar oder Transcend - alle Hersteller bieten neben den Standard- auch schnellere Kartentypen an. Besonders im CF- und SD-Bereich ist die Auswahl groß. Doch bringen die schnelleren Karten tatsächlich einen spürbaren Geschwindigkeitsgewinn oder zahlt man am Ende doch viel Geld für nichts?
Der entscheidende Faktor ist oft nicht die Karte, sondern die Datenrate und Bildverarbeitungsgeschwindigkeit der Kamera. Auch die schnellste Karte hat in einer langsamen Kamera keine Chance. Zunächst sollte man deshalb klären, ob die eigene Kamera die Geschwindigkeit einer schnellen Karte nutzen kann. Gerade bei Kompaktkameras lautet die Antwort häufig "Nein". Zudem kann es bei schnellen Karten in älteren Modellen auch Kompatibilitätsprobleme geben.
Das Testfeld
Für unseren Test haben wir vier aktuelle digitale Spiegelreflexkameras ausgewählt: Die Nikon D200, die D2X, die Canon EOS 1 Ds Mark II und die EOS 5D. In allen vier Kameras wurden fünf CF-Karten getestet: Das schnelle Lager vertraten die Transcend 120x CF, die Lexar Professional 133x CF und die SanDisk Extreme III; alle drei mit jeweils 4 GB Speicherplatz. Zum Vergleich traten zudem eine mittelschnelle 2 GB große SanDisk Ultra II und eine 512 MB große Standard SanDisk an.
Geprüft wurde zuerst die Kompatibilität. Die von den Herstellern formatierte Karte wurde in jede Kamera eingesetzt, um zu sehen, ob diese erkannt wird. Nur die Verbindung zwischen Extreme III und D200 hat nicht funktioniert. Erst als die Karte auf einem PC formatiert wurde, hat die Kamera sie erkannt.
Zum anderen haben wir geprüft, ob das Formatieren in der Kamera zu Problemen führen kann. Abgesehen davon, dass sich die Speicherkapazität der Karten in einigen Fällen veränderte, wurde diese Übung von allen Kandidaten erfolgreich absolviert.
Im Mittelpunkt des Tests stand die Frage, ob schnellere Karten das Speichern beschleunigen und größere Bildserien ermöglichen. Daher haben wir mit jeder Kamera RAW- sowie JPEG-Serien aufgenommen und die maximale Anzahl Bilder sowie die Zeit bis zum Erlöschen der Kontrolldiode geprüft. Um die Testbedingungen konstant zu halten, wurden bei allen Kameras die gleichen Einstellungen im manuellen Modus vorgenommen und dasselbe Motiv fotografiert.
Längere Bildserien?
Die Testresultate zeigen, dass die Benutzer der Canon EOS 1Ds Mark II und EOS 5D auch mit schnelleren Karten keine längeren Serien machen können. Die Steigerung von 19 auf 20 RAWs bei der EOS 5D ist vernachlässigbar. Das Gleiche gilt auch für die Nikon D2X, wobei hier die Kamera mit vordefinierten Einstellungen die Bilderzahl begrenzt: Je nach Bildgröße und Format erlaubt die Nikon D2X nur eine bestimmte Anzahl an Bildern pro Serie. Bei der Nikon D200 konnten wir wiederum bei der RAW-Einstellung nur ein Bild mehr gewinnen. In der JPEG-Serie hingegen schaffte die Kamera mit der Lexar Professional elf Aufnahmen mehr als mit der Standard-CF. Bescheidener fiel der Unterschied zwischen der Ultra II und der Standard-CF aus: sechs Bilder. Das heißt: Nur in einem von acht Fällen führte eine schnelle Karte zu einer signifikant längeren Bildserie gegenüber der Standardkarte.
Kürzere Speicherzeiten?
Deutliche Unterschiede ergaben die Zeitmessungen. Im Fall der Nikon D200 war die schnellste Karte, eine Lexar Professional, sowohl bei JPEG- als auch bei RAW-Reihen doppelt so flott wie die Standard-CF. Nur minimal langsamer als die Lexar arbeitete die Extreme III von SanDisk. Die Transcend brauchte zirka fünf bis sechs Sekunden mehr als die Lexar. Zu einem ähnlichen Ergebnis führte der Nikon-D2X-Test. Nur war diesmal der Lexar-Vorsprung auf die erneut zweitplatzierte SanDisk Extrem III etwas größer.
Beim Vergleich der mittelschnellen Ultra II mit der Standard-CF waren die JPEG-Resultate in den Nikon-Kameras sehr ähnlich. Nur bei RAW-Bildern holte die Ultra II zirka 20 Sekunden Vorsprung heraus. Ganz ähnlich fiel auch der Vergleich Ultra II gegen Standard an den Canon-Kameras aus. Allerdings schrumpfte der Zeitgewinn entsprechend den generell kürzeren Speicherzeiten auf knapp die Hälfte.
Auch insgesamt ähnelte das Canon-EOS-5D-Testergebnis stark den Nikon-Resultaten mit der gleichen Rangfolge der Testkandidaten. Der Zeitgewinn der schnellsten Karte gegenüber der langsamsten betrug jedoch in der JPEG-Einstellung gerade noch fünf Sekunden bei 30 Aufnahmen. In der RAW-Einstellung waren es zirka 12 Sekunden bei 20 Bildern. Erst die Canon EOS 1Ds Mark II sorgte dann wieder für größere Differenzen, was mit den größeren Datenmengen und damit entsprechend längeren Speicherzeiten zusammenhing: 13 Sekunden bei JPEG und neun Sekunden bei RAW. Als schnellste ging diesmal mit einem hauchdünnen Vorsprung die SanDisk Extrem III vor der Lexar Professional durchs Ziel.
Fazit
Wadim Herdt
Die Testergebnisse entsprechen tendenziell dem, was die Herstellerangaben erwarten lassen. Dennoch sind die absoluten Unterschiede kameraabhängig: Je langsamer eine Kamera ist, desto größer fällt das absolute Plus der schnellen Karte aus. Bei schnellen Kameras sinkt dagegen mit den kürzeren Speicherzeiten der absolute Vorsprung. In beiden Nikons arbeitet die schnellste Karte ungefähr doppelt so flott wie die Standard-Karte. Im Fall der Canon-Kameras beträgt der relative Vorsprung 35 bis 50 %. Den Kauftipp Preis/Leistung erhält die Transcend 120x mit vier GB für 144 Euro, sie ist zwar nicht ganz so schnell wie die Top-Karten von Lexar und San-Disk, die sich den Testsieg teilen, aber rund 60 beziehungsweise 80 Euro billiger. Zum Vergleich: Die SanDisk-Standardkarte mit vier GB kostet 160 Euro.
Wadim Herdt in Color Foto 7/2006
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