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Gesteigerte Helligkeit ist nur die eine Seite der neuen Einstellscheibe. Von der weniger körnigen, insgesamt glatteren und „farbechteren" Sucherbild-Beschaffenheit hatten wir schon geschrieben. Uns erscheint jedoch der beachtlich gesteigerte Scharfeinstelleffekt das wichtigste. Die mikroskopisch feinen Wabenlinsen blasen den sonst weich verlaufenden Unschärfestreukreis zu einem größeren, hart konturierten Unschärfering auf. Das bewirkt eine nahezu „springende" Schärfen/Unschärfen-Dynamik. Die Ringelchen kann man natürlich beim Blick durch den Sucher nicht wahrnehmen, weil sie zu klein sind. Bei aufmerksamer Betrachtung eines unscharfen Bildes kann man aber so etwas wie Doppelkonturen erahnen, die vermutlich in erster Linie für den gesteigerten Einstelleffekt verantwortlich sind. Die größere Sucherbildhelligkeit mit Objektivlichtstärken bis etwa 4,5 unterstützt die leichtere Scharfeinstellung. So sind selbst die äußersten Ecken des Sucherbildes hell und fokussierfähig. Auch die sonst bekannt scharfstellkritischen lichtschwachen und kurzbrennweitigen Weitwinkelobjektive lassen sich mit der XD-7-Scheibe sehr gut fokussieren. Mit Objektivlichtstärken oder Betrachtungsblenden unter etwa 4,5 fällt zwar der Vorteil des helleren Sucherbildes aus, die bessere Scharfstellfähigkeit bleibt aber unabhängig davon bestehen. Eingangs schrieben wir der Mattscheibe besonders universelle Einsatzmöglichkeiten zu. Es galt, festzustellen, ob bei der XD-7Scheibe die Vielseitigkeit unter den generellen Verbesserungen irgendwie gelitten hat. Wir unternahmen Versuche im Nah- und Makrobereich bis zu Abbildungsmaßstäben von 30: 1, montierten die Kamera auf einem Mikroskop und an einem Fernrohr (im Primärfokus und mit Okularprojektion). Nach dem Durchspielen aller uns erreichbaren Möglichkeiten kamen wir zu folgendem Schluß: In der Summe der Eigenschaften ist die XD-7-Scheibe den Spezialgebieten der Fotografie ebensogut gewachsen wie eine übliche Mattscheibe. Folgende Unterschiede konnten registriert werden: Das Sucherbild der XD-7 wird bei sehr kleinen Aperturen bzw. Blenden nicht so körnig wie ein Mattscheibenbild, aber es können großflächige Helligkeitsunterschiede (Flecken) auftreten. Die Scharfeinstellung fällt in den meisten Fällen auf der XD-7-Scheibe etwas leichter. Im Fußballdeutsch ausgedrückt: Unentschieden bei unterschiedlichem Spielverlauf. So viel zu extremen Spezialgebieten. Im „gemäßigten Spezialbereich", mit einem Spiegelobjektiv 8/500 mm, haben wir einen Drei-Personen-Scharfstelltest unternommen. Die Fokussierung zeigte gegenüber der Mattfläche einen um etwa 15% geringeren mittleren Fehler (bei 3 sec Zeitlimit). Mit der XD7-Scheibe wurde das Zeitlimit seltener, mit einer üblichen Mattscheibe häufiger voll ausgenutzt. Fazit: Sichere und schnellere Scharfeinstellung mit der Mikrowaben-Einstellscheibe auch in diesem Fall. Abschließend ein paar Worte über den technischen Aufbau der Mikrowaben-Einstellscheibe: Die Einstellfläche besteht aus ca. 2 500 000 Wabenlinsen mit sechseckiger Grundfläche. Der äquivalente Durchmesser einer Wabenlinse beträgt ca. 2/100 mm, die Höhe ungefähr 2/1000 mm. Die Oberfläche jeder Wabenlinse ist zusätzlich feinstgeperlt, um über einen gewissen Streulichtanteil die Universalität sicherzustellen. Einen Begriff über die Feinheit der Wabenlinsenstruktur gibt unsere Mikroaufnahme (Vergrößerung im Druck ca. 90fach), die zur Hälfte die Wabenlinsenstruktur und die angrenzenden Mikroprismen der Feinrasterfläche zeigt. Flächenbezogen ist die Wabenlinsenstruktur etwa 100mal feiner als das Mikroprismenraster. Auf die Grundfläche eines Mikroprismas passen ungefähr 100 Wabenlinsen.