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In der relativ kurzen Zeit seines Bestehens ist es dem Exact 35 dank seiner modernen Konstruktion, seines gefälligen Äußeren und seiner hohen Leistung gelungen, sich einen ansehnlichen Freundeskreis von Berufsphotographen und Amateuren zu schaffen. Diese Tatsache gab den Anlaß, ein ähnliches Gerät auch für den Mann mit der 6X6-cm-Kamera herauszubringen, zumal gerade das 6X6-cm-Format immer mehr an Bedeutung gewinnt. Auf der vergangenen p h o t o k i n a in Köln hat sich der neue Exact 66 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und ist ebenso anerkennend aufgenommen worden wie sein kleinerer Bruder im vorhergehenden Jahr.
Bei der Konstruktion des neuen Apparates ist, wie damals beim Exact 35, das bekannte Moment zugrunde gelegt worden, daß die Helligkeit des projizierten Bildes in grundsätzlichem Zusammenhang mit der Güte der Vergrößerung steht: je heller das Licht und je kürzer die Belichtungszeit, desto brillanter und saftiger das Bild. Die. Erfahrungen mit dem Exact 35 haben dies treffend bewiesen.
Ein Hohlspiegelsystem, bestehend aus einem Kugel- und einem zweizonigen Ellipsenspiegel, umgibt die 250-W-Projektionslampe und sammelt nahezu alles von ihr ausgestrahlte Licht auf eine Streuscheibe, die im Kugelspiegel eingelassen ist. Die Streuscheibe wird zur intensiv leuchtenden, ausgedehnten Fläche und stellt somit die eigentliche Lichtquelle für die folgende optische Anlage dar. Der Strahlungscharakter ist bei wesentlich größerer Helligkeit etwa der, wie er von einer Opallampe erzeugt wird. Kleinere Vergrößerungen können bequem auf Kontaktpapiere gemacht werden, die wegen ihres größeren Belichtungsspielraums und Tonwertreichtums, aber auch wegen ihrer Verarbeitungsmöglichkeit bei hellem gelbem Licht den Bromsilberpapieren überlegen sind. Große Vergrößerungen verlangen auf Vergrößerungspapieren verhältnismäßig kurze und deshalb erträgliche Belichtungszeiten.
Die Brennlage der Projektionslampe muß mindestens nahezu senkrecht sein. Aus dieser Forderung ergibt sich zwangsläufig die ganze Beleuchtungsanordnung und die äußere moderne Form des Geräts. Ein Planspiegel lenkt die Lichtflut von der horizontalen in die vertikale Richtung um und dem Kondensor zu. Letzterer, der heb- und senkbar ist, übernimmt das Planpressen des Films auf die Kristallglasplatte des Negativhalters.
Selbstverständlich ist der Exact 66 mit dem Schärfe-Indikator- dem „Entfernungsmesser" am Vergrößerungsgerät - ausgerüstet. Die Wirkungsweise dieses wertvollen Hilfsmittels zum Scharfeinstellen, welches übrigens nur Veigel-Geräte aufweisen, ist durch seine unterdessen tausendfache Verwendung in Veigel-Apparaten aller Typen bekannt: Die unscharfe Negativprojektion wird durch Herausziehen eines Knopfes völlig verdunkelt, auf der Grundplatte erscheinen zwei helle Lichtmarken, die beim Drehen des Objektivtubus wandern. Sobald die Lichtmarken zu feinen, genau übereinanderstehenden Lichtstrichen geworden sind, ist das Objektiv auf höchste Schärfe eingestellt, und der Betätigungsknopf kann zurückgeschoben werden. Der Aktionsradius des Schärfe-Indikators ist praktisch unbeschränkt; also auch wenn das Gerät zur Projektion auf den Fußboden geschwenkt werden muß, arbeitet der Schärfe-Indikator gleichermaßen elegant und präzis.
Und noch etwas für den Besitzer einer Kleinbildkamera als Zweitapparat: der Exact 66 verfügt über ein Wechselobjektiv mit einer Brennweite von 5 cm. Mit einem Handgriff ist das Normalobjektiv gegen das kurzbrennweitige ausgetauscht, und nun können auf dem ebenfalls für Normalfilme eingerichteten Negativhalter 24x36 mm-Negative optimal vergrößert werden.
Oberhaupt: Daß für den Exact 66 nur beste Vergrößerungsahnastigmatten vorgesehen sind, bedarf eigentlich keiner Erwähnung. Als Normalobjektiv wurde das vergütete Schneider-Componar 1:4,5/f-=8 cm und als Kleinbild-Objektiv das ebenfalls vergütete Rodenstock-Ysar 1:3,51f=5 cm gewählt. Beide Objektive haben die beliebten Rastenblenden.
Bei der bekannten Veigel-Qualität und -Präzision brauchen wohl keine Worte über die werkmännische Ausführung und Ausstattung verloren werden; daß beides der hohen Wertklasse des Geräts entspricht, versteht sich von selbst. Leider verbietet der zur Verfügung stehende Raum eine eingehendere Beschreibung des Apparates. Man muß sich den Exact 66 einmal vorführen lassen und wird erstaunt sein über seine Leistungsfähigkeit und seine vielerlei Finessen (z. B. die so wichtige Entzerrungs-Einrichtungi Neigbarkeit des Negativträgers) die ihn zu einem wirklichen Universalgerät machen.