Artikeltext
Das Erscheinen dieser Objektive hat eine Fülle von Problemen bei allen Fotografierenden hervorgerufen; viele daraus entstandene Fragen seien im folgenden in gedrängter Kürze beantwortet
Die Color-Objektive weisen eine verbesserte Farbkorrektion gegenüber den bisher bekannten Standard-Objektiven des Handels auf, die natürlich nach wie vor erprobte Spitzenleistungen der deutschen Industrie darstellen. Bei den Color-Objektiven sind die „Farbquerfehler höherer Ordnung" restlos behoben, die als Farbfehler der Koma, Farbzonenfehler der Verzeichnung und aus anderen Gründen verschiedene Größen für das rote, grüne und blaue Bild ergeben. Diese Größendifferenzen bewirken in den seitlichen Bildteilen farbige Aufspaltungen von kontrastreichen Konturen, die sich bei Farbaufnahmen in Farbsäumen oder Farbverfälschungen an Hell-Dunkel-Kanten und bei Schwarz-Weiß-Aufnahmen in verminderter Konturenschärfe äußern. Die Freiheit von chromatischen Fehlern im üblichen Sinne bietet keine Sicherheit vor diesen Farbquerfehlern, die nur bei bescheidenen oder bisher durchschnittlichen Ansprüchen an Bildschärfe und Kontrast nicht stören.
Wenn für technische oder wissenschaftliche Bilder auf großformatigem Farbenfilm - etwa von 9X12 cm ab - höchste Farbtreue auch in den feinsten Konturen des Randes gefordert wird, ist der durch die Color-Objektive gegebene technische Fortschritt aber wesentlich. Unentbehrlich ist er bei farbigen Kleinbildaufnahmen, wenn ihre Schärfe bei sorgfältiger Projektion durch ein hochwertiges Gerät auch kritischer Betrachtung standhalten soll, oder wenn sie gar vergrößert als sauber passende Dreifarbendrucke die Schärfe einer Kontaktkopie zeigen müssen.
Übrigens sind diese Color-Objektive keine Apochromate im klassischen Sinne, sondern ein Gegenstück dazu: Apochromate bieten für mindestens 3 Farben übereinstimmende Bildlagen, wobei praktisch gleiche Bildgrößen durch ein geringes Öffnungsverhältnis gesichert werden; Color-Objektive liefern dank ihrer Korrektion auch bei voller Öffnung vollkommen übereinstimmende Bildgrößen für alle Farben.
Selbstverständlich ist auch die Korrektion aller geometrischen Abbildungsfehler bei den Color-Objektiven so weitgehend zonenarm durchgeführt, daß die Farbfehler-Behebung Sinn hat und sich auch bei Schwarz-Weiß-Aufnahmen deutlich auswirkt. Die verbesserte Schwarz-Weiß-Korrektion liefert vor allem in seitlichen Bildteilen eine erhöhte Schärfe und damit bei feinen Details, beispielsweise klein gemusterten Kleidern, wesentlich erhöhte Kontraste; dieser Vorteil bleibt dank der Beseitigung der Farbquerfehler auch bestehen, wenn auf hochempfindlichem Panfilm ohne Filter gearbeitet wird. Der mögliche Kontrastgewinn macht gut einen Härtegrad der üblichen Vergrößerungspapiere aus, was sich vor allem dann angenehm auswirkt, wenn seitliche Bildausschnitte besonders stark vergrößert werden müssen. Der Kontrast ist in seitlichen Bildteilen praktisch ebenso gut wie in der Bildmitte, und dank diesem Umstand sind Negative mit Color-Objektiven - Kleinbildfilme ebenso wie solche 6X6 cm oder 6X9 cm - in höchstem Maße vergrößerungsfähig; wenn schon ihre Schärfe nicht ausgenutzt wird, so erleichtert der höhere Kontrast, das Filmkorn zu unterdrücken. Wo sonst Verzerrungen und kontrastarme Unschärfen vorliegen, zeigen Negative mit Color-Optik klare Details.
Wegen vieler anderer damit zusammenhängender Fragen muß auf die technische Fachliteratur verwiesen werden.