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Aufbau und Strahlengang des neuen Objektives sind aus dem Schema ersichtlich. Das von links, vom Aufnahmegegenstand, kommende Licht durchdringt zunächst die beiden vorderen Korrektionslinsen, fällt auf den Hauptspiegel und gelangt dann auf den Rückspiegel, der den Strahlengang zum zweiten Male umkehrt und ihn durch eine zentrale Öffnung im Hauptspiegel zur Filmebene führt. Zwischen Rückspiegel und Filmebene befinden sich weitere Korrektionslinsen und, auf diese folgend, zwei hintereinander angeordnete Filterrevolver (auf deren Bedeutung später eingegangen werden soll) sowie schließlich der nicht dargestellte Spiegel der Reflexkamera, mit der die Beobachtung des Bildausschnittes und die Scharfeinstellung vorgenommen werden. Im Schema sind noch zwei rohrförmige Blendenkörper angedeutet, die verhindern, daß unerwünschte, nicht zur Bilderzeugung dienende Lichtstrahlen auf den Film gelangen. Die Grundform des neuen Spiegelobjektivs - sphärischer Hohlspiegel mit zentraler Durchbohrung und erhabener Rückspiegel - ist die des klassischen Cassegrain-Objektives, das vielfach für große astronomische Fernrohre verwendet wird. Infolge der zweimaligen Umkehrung der Lichtrichtung ist die Baulänge des Objektives sehr gering. Sie ist, gemessen vom ersten Linsenscheitel bis zur Filmebene, nur halb so groß wie die Brennweite und damit noch wesentlich kürzer als die eines Teleobjektives der gleichen Brennweite. Der Durchmesser des Hauptspiegels ist gleich dem eines Linsenobjektives gleicher Brennweite mit der relativen Öffnung 1:4. Durch den Rückspiegel fällt jedoch ein zentraler Teil aus, so daß die Eintrittspupille des Objektives die Gestalt eines Kreisringes hat, dessen Flächeninhalt einem Vollkreis mit dem Durchmesser f: 4,5 entspricht. Deshalb ist das Objektiv mit 1:4,5 graviert, der für die Belichtung maßgebenden relativen Öffnung. Die gleichmäßig hohe Bildgüte bis in die Ecken des Aufnahmeformates hinein ist nicht nur eine Folge der ungewöhnlich guten chromatischen Korrektion des Spiegelobjektivs. Auch die übrigen Bildfehler sind bei diesem Spiegelobjektiv außerordentlich klein. Daher werden entfernte Gegenstände nicht nur zehnfach größer abgebildet als mit einem Objektiv der Standard-Brennweite, sondern vom gleichen Standort aus auch mit zehnfach feineren Einzelheiten. Der Einbau einer Irisblende ist bei einem Spiegelobjektiv bekanntlich nicht möglich. Im Hinblick auf die Schärfe der Bilder ist dies kein Mangel, da angesichts der hervorragenden Korrektion der Bildfehler ein Abblenden nicht zu einer Verbesserung führen würde. Die Regelung der Belichtung kann innerhalb weiter Bereiche durch Änderung der Belichtungszeit vorgenommen werden. Darüber hinaus kann durch Graufilter die Filmbeleuchtung verkleinert werden, wenn sich bei hochempfindlichem Material mit der Öffnung 1:4,5 unerwünscht kurze Belichtungszeiten ergeben. Die drei Graufilter, die eine Verlängerung auf das Doppelte, Vierfache oder Achtfache bewirken, sind in dem ersten der beiden Filterrevolver untergebracht. Der zweite, unmittelbar darauffolgende Filterrevolver enthält übliche Farbfilter einschließlich eines UV-Sperrfilters und eines Filters für Infrarot-Aufnahmen. Bemerkenswert ist schließlich auch die Entfernungseinstellung. Sie wird durch Verschieben des Gesamtobjektivs vorgenommen. Damit ist erreicht, daß der hervorragende Korrektionszustand bis zur kürzesten Aufnahmeentfernung von etwa 6,5 m, entsprechend einem Abbildungsmaßstab von 1: t 0, erhalten bleibt. Die Scharfeinstellung mit dem Schnittbildindikator der Kamera erlaubt eine volle Ausnutzung der Schärfeleistung des Objektivs bei jedem Aufnahmeabstand.