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Nehmen wir ein Beispiel zur Charakteristik der Lage. Auf der internationalen Photomesse in Köln wird der VEB Kamerawerk Dresden-Niedersedlitz zum ersten Male seine Praktisix ausstellen. Diese Kamera ist ohne Zweifel ein Photoschlager. Aber unter welchen (bürokratischen) Schmerzen wurde diese Kamera geboren!! Hier hat sich die Hauptverwaltung wahrhaftig als ein vorzüglicher Geburtshelfer produziert! Sie ließ nichts unversucht, das sich neu Entwickelnde mit Papier und Papierchen zu ersticken. Anfang 1951 begann es mit einem Antrag. Das war der erste. Ihm folgten . . ., aber wir wollen uns lieber die Aufzählung ersparen. Ende 1952 bestätigte endlich das letzte Papierchen, daß mit der Produktion begonnen werden kann. Das Geld traf ein. Und die Gründe für die Verzögerung ? Der Betrieb hatte immer das Pech, den falschen Antrag auszufüllen; denn ehe er von der Hauptverwaltung bearbeitet wurde, war jeweils eine andere Nummer des Formblattes gültig. Nun wird ja aber bekanntlich der Kampf um das Weltniveau nicht von der Nummer einiger Formblätter entschieden. Diese eigentlich sehr einleuchtende Erkenntnis wurde auch prompt bestätigt. 1952 konnten nämlich die Kollegen aus Niedersedlitz nicht mit der Produktion beginnen, weil in der Zwischenzeit westdeutsche Kamerawerke gleiche Patente angemeldet hatten. ( „Welch ein Zufall!", werden vielleicht die Kollegen in der Hauptverwaltung in ihrer fast kindlich anmutenden Ahnungslosigkeit gesagt haben.) Die Entwicklungsarbeiten waren jedenfalls für die „Katze" gewesen. Es mußte von vorn begonnen werden.