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Interview
Hans-Jürgen Diehl,Marketingdirektor der Firma Konica
Hans-Jürgen Diehl ist seit 1985 Marketingdirektor der Firma Konica. Anläßlich der Konica-Jubiläen fragten wir ihn, wie es auf dem Kameramarkt weitergeht
COLOR FOTO:
Herr Diehl, welchen Stellenwert hat der Bereich Foto für Konica?
Diehl: Neben den anderen Bereichen, in denen sich Konica engagiert - also Bürokommunikation, Grafik und Medizin - hat das Fotosegment einen Anteil von 40 Prozent wenn man den Gesamtumsatz von Konica weltweit betrachtet. In unserer jetzt 120jährigen Firmengeschichte hat sich diese Gewichtung freilich permanent verändert. So sind wir zum Beispiel vor etwa fünf Jahren ganz aus der Produktion von Spiegelreflexkameras ausgestiegen.
Ist der SLR-Markt für Sie ein toter Markt?
Diehl: Es ist kein toter Markt, aber es ist ein eingeschränkter Markt, der in den letzten Jahren rückläufig war. Es gibt diesen Markt mit Sicherheit auch noch in Zukunft, nur wird er sich auf einem relativ niedrigen Level halten.
Trotz vieler Innovationen von Konica im SLR- und Kompaktkamera-Bau, die zum Teil heute allgemeiner Standard geworden sind, hat Ihre Firma kaum ein Profil in Sachen Kamera. Wie kommt das?
Diehl: Wir können tatsächlich auf eine große Zahl von Innovationen zurückschauen. Wir waren zum Beispiel die ersten, die in die Kamera einen Elektronenblitz integriert haben. Heute ist das gang und gäbe, nur damals haben die Mitbewerber noch darüber gelacht. Das Problem kommt daher, daß Konica erst ab Ende 1984 in Deutschland mit einer eigenen Niederlassung für Foto vertreten ist. Konica hatte zuvor das Versandhaus Quelle, dann die Firma Carl Braun beauftragt, ihre Produkte auf dem deutschen Markt zu vertreten. Der Konica-Film wurde zu der Zeit noch gar nicht unter eigenem Namen in Deutschland angeboten. So gesehen sind wir erst seit kurzem dabei, den Namen Konica hier bekannt zu machen, und deshalb ist der Bekanntheitsgrad im Vergleich zu anderen Mitbewerbern gering. Daran arbeiten wir.
Als grobe Zukunftsperspektive: Was könnten die effektiven Vorteile des System-2000 sein, das gemeinsam von führenden Foto- und Film-Herstellern entwickelt wird?
Diehl: Die Vorteile für den Amateur dürften in erster Linie darin zu suchen sein, daß er noch bessere Ergebnisse erzielt. Daß diese Vorteile dann quasi dem Fotografieren nachgeordnet sind, ist nur logisch. Das heißt, es wird eine bessere Bearbeitung geben im Fotoladen, eine weiter verbesserte Verarbeitung im Labor und Möglichkeiten der Bearbeitung von Bildaufträgen im Laden selbst. Das könnte durch einen Magnetstreifen am Film, auf den bei der Aufnahme die verschiedensten Daten abgespeichert werden, ermöglicht werden.
Vielleicht eine Prognose: Wann wird die Elektronik die Chemie ersetzen?
Diehl: Da kann niemand eine Prognose stellen. Wir arbeiten genauso an elektronischen Systemen wie die anderen Hersteller auch. Es läuft beides parallel. In den letzten Jahren hat sich im chemischen Bereich genauso viel getan, wie es im Elektroniksektor der Fall war. Es kommen in immer kürzeren Abständen neue Filme auf den Markt. Auch wir haben vor kurzem die neuen Super-XG-Farbnegativfilme vorgestellt. Beides noch auf Jahre, auf Jahrzehnte hinaus parallel laufen.
Anonym in Color Foto 9/1993
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