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Beratung Wer bietet mehr Die beste Möglichkeit, die alte Kamera zu verkaufen Wer schon eine Kamera besitzt, sich aber eine modernere kaufen will, der kann die neue mit Hilfe der alten finanzieren. Am einfachsten läßt sich die Inzahlungnahme durch den Fotohändler abwickeln. Es gibt aber lukrativere Wege, die alte Kamera loszuwerden. Es gibt immer wieder gute Gründe, alle paar Jahre einen neue Spiegelreflexkamera zu kaufen. Das technische Prinzip ist zwar im wesentlichen seit Einführung der Innenmessung durch das Objektiv Anfang der sechziger Jahre gleich geblieben, doch haben bedeutende Innovationsschritte das Fotografieren immer komfortabler und sicherer gemacht. Hätte ein Fotograf all diese Innovationsschritte mitmachen wollen, so hätte er sich in rund 25 Jahren mindestens fünfmal eine neue Spiegelreflexkamera zulegen müssen. Die individuelle Kamerabiografie sähe dann beispielsweise so aus: 1965 Kauf einer Pentax Spotmatic, 1975 Anschaffung einer Minolta XE-1, 1978 Wechsel zur Canon A-1, 1985 Umsteigen auf die Minolta 7000i, 1990 Kauf einer Minolta Dynax 8000i oder Canon EOS 10. Da nun einmal nicht jeder Mensch eine ausgeprägte Sammelleidenschaft hat und eine qualitativ hochwertige Kamera außerdem nicht gerade zu den billigen Anschaffungen zählt, existierte hier bereits viermal die Notwendigkeit, das alte Modell gegen das technisch einen Schritt weiter in die Zukunft weisende einzutauschen. Der einfachste Weg, mit Hilfe der alten zu einer neuen Kamera zu kommen, ist die Inzahlungnahme durch den Fotohändler. Gerade im Fotohandel gibt es diese ebenso erfreuliche wie lange Tradition, daß man dort Gebrauchtgeräte eintauschen kann. Versuchen Sie das einmal bei Uhren - wenn es nicht gerade Sammlerstücke sind - oder gar mit Hifi-Geräten - wenn es sich nicht gerade um Nobelmarken handelt. Wenn die Kamera technisch einwandfrei ist und keine stärkeren Gebrauchsspuren wie tiefe Kratzer, Beulen oder sonstige sichtbare Mängel aufweist, rechnet der Fotohändler je nach Modell etwa 40 bis 50 Prozent des ehemaligen Neupreises an. Bei sehr gefragten Modellen, die noch im Programm des jeweiligen Herstellers sind, können es auch schon einmal sechzig Prozent sein; damit dürfte der Kalkulationsspielraum bei der Inzahlungnahme allerdings erschöpft sein. Bei der Inzahlungnahme unterscheidet man den festen Ankauf - bei diesem rechnet der Händler mit dem Kunden gleich ab, er hat deshalb nur noch den Differenzbetrag für seine neue Kamera zu bezahlen - und den Kommissionsverkauf. Wenn der Fotohändler die alte Kamera des Kunden in Kommission nimmt und sie mit dem Hinweis "im Kundenauftrag" auf dem Preisschild versieht, dann bekommt der Kunde sein Geld erst nach dem Verkauf der Kamera. Das Warten lohnt sich, denn bei Kommissionskäufen entfällt die Weitergabe der Mehrwertsteuer, der Umsteiger von alt auf neu bekommt also rund 14 Prozent mehr und muß dem Händler, je nach Art und Umfang des Neukaufs, eine etwa zehnprozentige Provision einräumen. Inzahlungnahme ist bequemer Generell fährt man also bei Kommissionsverkäufen besser, auch wenn sich der höhere Erlös unter Umständen erst sehr viel später einstellt, was für viele das größte Handicap darstellt. Für das schnelle, sichere Geld nimmt man offensichtlich gern finanzielle Abstriche in Kauf. Die Gewinnspanne des Fotohändlers, die ja sowohl bei der festen Inzahlungnahme als auch beim Verkauf im Kundenauftrag zu Buche schlägt, fordert den findigen Verkäufer allerdings geradezu heraus, selbige zu umgehen. Dies erreicht man auf dreierlei Weise. Die ungewöhnlichste Art, seine alte Kamera direkt zu verkaufen, ist die aktive Teilnahme an einer der zahlreichen Fotobörsen, wie sie gerade in Großstädten immer mehr zur festen kulturellen Einrichtung werden. Dies lohnt sich wegen der Standgebühren allerdings nur, wenn ein größerer Posten oder mehrere Kameras zum Verkauf kommen sollen. Weit üblicher und in der Regel auch lukrativer ist ein Inserat im Kleinanzeigenteil einer Zeitung oder, besser noch, in einer Fotofachzeitschrift wie COLOR FOTO. Eine Anzeige in der lokal verbreiteten Tageszeitung hat zwar den Vorteil, daß die Interessenten sich am Ort befinden und der Kauf persönlich über die Bühne geht; Ware und Geld wechseln gleichzeitig den Besitzer. Dafür ist allerdings selbst bei Zeitungen in Großstädten die potentielle Zielgruppe recht gering. Damit wird man beim Verkauf gängiger Modelle, die sich noch im Angebot des Herstellers befinden, trotzdem noch Erfolg haben. Bei älteren Liebhaberstücken oder teuren und ausgefallenen Kameras wie Leica, Rollei oder Hasselblad empfiehlt sich ein Inserat in der COLOR FOTO-Börse. Allerdings kann dies auf den ersten Blick in der Abwicklung Probleme mit sich bringen, weil Käufer und Verkäufer häufig geographisch weit voneinander entfernt sind. Die absolut sichere Gewähr dafür, daß der Verkäufer sein Geld für die Kamera erhält, ist die Paketzustellung per Nachnahme. Voraussetzung für diese gebräuchliche Versandform ist allerdings, daß der Verkäufer ein Postscheckkonto besitzt. Den Käufer wird ein Erhalt per Nachnahme allerdings in den seltensten Fällen erfreuen, denn er kauft quasi die Katze im Sack, weil er die Ware nicht ausgehändigt bekommt, bevor er bezahlt hat. Als fairer Kompromiß zwischen den Interessen von Verkäufer und Käufer und als Absicherung gegen betrügerische Machenschaften kann eine Art Vertrag gelten. Diesen schickt der Verkäufer dem Käufer am besten per Einschreiben zu. Der Inhalt dieses Vertrages lautet sinngemäß so, daß sich der Käufer entweder verpflichtet, den Rechnungsbetrag sofort nach Erhalt der Ware auf das Konto des Verkäufers zu überweisen oder die Kamera bei Nichtgefallen unverzüglich und unbeschadet wieder zurückzusenden. Die Mühe des Verkaufens per Inserat zahlt sich aber unter dem Strich aus, denn der Verkäufer kann statt der vom Fotohändler angebotenen 40 Prozent vom Neupreis 60 bis 65 Prozent verlangen. Allerdings sollte die inserierte Offerte günstiger sein als der Verkaufspreis der Fotohändler, denn auch der Käufer möchte für das kompliziertere und nicht ganz risikofreie Handling mit einem Preisvorteil entschädigt werden. Der Kauf einer gebrauchten Kamera beim Fotohändler bietet immerhin neben dem Vorteil der unverbindlichen Überprüfung der Kamera auch meist eine Absicherung über den Kauf hinaus in Form einer dreimonatigen Garantie. Wenn der Verkäufer also ein paar Sicherheitsvorkehrungen beachtet, dann stellt sich Verkauf der alten Kamera über ein Inserat in einer Foto-Fachzeitschrift als lukrativste Lösung heraus. Die Inzahlungnahme durch den Händler ist die problemloseste Art des Verkaufens, aber Bequemlichkeit und Sicherheit haben ihren Preis - der Erlös fällt deutlich schmaler aus, weshalb man einen Kommissionsverkauf in Erwägung ziehen sollte, wenn das Geld nicht dringend für die neue Kamera benötigt wird. Ganz schlechte Karten hat der Verkäufer, wenn er sich wegen eines Ankaufs an den Fotohändler wendet und nicht gleichzeitig eine neue Kamera ordert dann werden nur Dumpingpreise für die alte bezahlt. Schon beim Neukauf kann der Fotograf den Wertverfall seiner Kamera bestimmen. Entscheidet er sich für die gefragten Marken Canon, Minolta oder Nikon, bekommt er beim Wiederverkauf deutlich mehr als für einen Außenseiter zum Beispiel aus den Häusern Chinon, Exakta oder Fuji. Selbst bekannte Marken wie Pentax, Yashica oder Olympus rangieren in der Bewertung weit unterhalb der großen Drei. Für Exoten gilt daher ganz besonders der Rat, sie zu inserieren, weil hier die Preisdifferenz zwischen dem, was der Fotohändler bezahlt - wenn er sie in Zahlung nimmt: Fuji- und Mamiya-Kleinbild-SLR-Kameras etwa sind nahezu unverkäuflich und dem, was ein durch das Inserat gefundener Liebhaber zahlt, mehr als das Doppelte betragen kann. Alf Cremers in Color Foto 4/1991 {ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}