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TEST&TECHNIK NORMTEST
Minolta Dynax 3xi, Nikon F-401x
Solide Basis
Während Minolta eine neue Kamerafamilie aufbaut und mit der Dynax 3xi das Basismodell vorstellt, setzt Nikon auf Bewährtes und präsentiert eine neue Variante der F-401. Beide stellten sich dem Normtest-Programm.
Zwei Modelle, die Ihnen bereits bekannt sind (Neuvorstellung in COLOR FOTO 10/91, Praxisbericht in COLOR FOTO I 1/91), stellen wir heute aus der Sicht des Test-lnstituts Normtest vor.
Bei der Minolta Dynax 3xi handelt es sich um eines der beiden Basismodelle in der neuen Serie der Dynax-Xi-Kameras (das andere ist die Minolta Dynax SPxi).
Die Nikon F-401x ist dagegen kein ganz neuer Apparat. Sie basiert auf der Nikon F-401 s von 1989, die ihrerseits als verbessertes Modell der F-401 von 1987 auf den Markt kam. Auch die Nikon F-401x ist in der Hierarchie der SLR-AF-Modelle ihres Hauses unten angesiedelt.
Beide Kameras sollen Einsteigern den Weg in die Spiegelreflexfotografie leichter machen. Dennoch ist die Ausstattung beider Prüflinge recht umfangreich -angefangen von der nicht mehr wegzugenkenden Programmautomatik über Zeit- und Blendenautomatik bis zur TTL-Blitzautomatik - für die in beiden Fällen ein eingebautes Blitzgerät mit Nenn-Leitzahl 12 zur Verfügung steht - und weiter bis zur manuellen Belichtungssteuerung, die dem Fotografen ein weites Feld für Korrekturen und Experimente läßt. Weitere gemeinsame Ausstattungsdetails sind: Autofokus mit automatischer Schärfevorausberechnung, Mehrfeldbelichtungsmessung, eingebauter Motor für den Filmtransport zum ersten Bild, von Bild zu Bild mit Einzelbildschaltung und für die Rückspulung, LED-Symbolanzeige im Sucher, die nicht über Blenden- und Verschlußzeitenwerte informiert.
Nur die Nikon verfügt über zwei Einstellräder für Blenden- und Verschlußzeitenwahl und über die Möglichkeit, zwei Aufnahmen per Selbstauslöser zu steuern; nur die Minolta hat einen außenliegenden LCD-Schirm aufzuweisen, bietet die Möglichkeit, mit einigen Vorblitzen den "Rote-Augen-Effekt" zu mindern, kann für die drahtlose Blitzfernsteuerung eingesetzt werden und hat die automatische Brennweitenvorwahl sowie die "Eye-Start"-Automatik im Ausstattungsangebot.
Die Reihe der Verschlußzeiten, die an der Minolta Dynax 3xi manuell am Schiebeschalter am Handgriff eingestellt werden können und die für den manuellen Belichtungsabgleich und die Blendenautomatik zur Verfügung stehen, reicht in ganzen Stufen von 1/2000 Sekunde bis dreißig Sekunden. Derselbe Zeitenbereich steht für die Zeitautomatik stufenlos zur Verfügung, während die Programmautomatik nur auf die langen Zeiten zurückgreift, wenn das eingebaute Blitzgerät eigens abgeschaltet wurde. Alle Zeiten werden sehr gut eingehalten. Selbst die deutlichste Abweichung bei 1/2000 Sekunde, die mit 0,27 Belichtungsstufen dreimal so hoch ist wie die nächsthöchste, liegt noch in dem Bereich, in dem keine Beeinflussung der Aufnahmequalität zu befürchten ist.
Der Zeitenbereich der Nikon F-401x umfaßt 1/2000 bis eine Sekunde bei manueller Einstellung für Nachführmessung und Blendenautomatik, dazu kommt die stufenlose Steuerung im selben Bereich bei Programmautomatik, während für die Zeitautomatik auch die langen Werte von zwei bis dreißig Sekunden stufenlos zur Verfügung stehen.
Die Fehler sind hier noch etwas geringer als bei der Minolta. Die größte Abweichung ist bei der 1/2000 Sekunde festzustellen, allerdings beträgt die Differenz nur 0,17 Belichtungsstufen, gefolgt von jeweils 0,06 Belichtungsstufen bei 1/1000 und 1/500 Sekunde.
Bei Zeitautomatik unterscheiden sich die beiden Kameras, die übrigens beide mit eher lichtschwachen Zooms getestet wurden, nicht in der Leistung, wohl aber in der
Tendenz der Fehler. Beide belichten so genau, daß in keiner Situation mit sichtbaren Fehlbelichtungen zu rechnen ist. Die gemessenen Abweichungen vom Soll liegen aber bei der Minolta ganz und gar im Bereich der knappen Belichtung (nur in einem Fall -1/3 Belichtungsstufe), bei der Nikon im Bereich der reichlichen Belichtung (nur in einem Fall mehr als +1/6 Belichtungsstufe).
Die Tendenz zu knappen Belichtung ist bei der Minolta auch im Zusammenhang mit der Blendenautomatik zu beobachten, wo die größte Abweichung einmal die Grenze von -1/6 Belichtungsstufe überschreitet. Bei der Nikon wechselt das Vorzeichen der Abweichung von minus nach plus, sie ist aber immer geringer als 1/6 Belichtungsstufe.
Bei der dritten Variante der Belichtungsautomatik, der Programmautomatik, sind wieder dieselben Verhältnisse wie bei der Zeitautomatik anzutreffen. Die Minolta Dynax 3xi belichtet etwas zu knapp (immer deutlich weniger als 1/3 Belichtungsstufe), während die Nikon F-401x etwas zu reichlich belichtet (ebenfalls immer deutlich weniger als 1/3 Belichtungsstufe).
Wenn es um die exakte Belichtungssteuerung geht, sind die beiden neuen Kameras also sehr gut, mit einem sehr kleinen Vorsprung zugunsten der Nikon. In keinem Fall sind aber deutliche Verbesserungen gegenüber Kameras festzustellen, die innerhalb des letzten Jahres getestet wurden. Die Belichtungssteuerung ist dank der Elektronik so präzise, daß selbst sehr empfindliche Dia-Professional-Filme die Abweichungen nicht aufzeichnen können. Allenfalls in der Auswertung der Mehrfeldbelichtungsmessung können Fehler entstehen, die dann auch Fehlbelichtungen nach sich ziehen können. Darauf wird in den ausführlichen Praxisberichten eingegangen.
Die Autofokusfunktionen der Minolta Dynax 3xi und der Nikon F-401x sind sich im Prinzip sehr ähnlich. Beide sind mit passiven Kontrastvergleichssystemen ausgestattet, die die Schärfe in einem zentralen Meßfeld ermitteln. Waagerechte Strukturen werden dabei aufgrund der Sensor-Anordnung nicht erkannt. Konnte die Schärfe nicht eingestellt werden - zum Beispiel wegen solcher waagerechter Strukturen oder wegen zu geringen Kontrasts im Meßfeld -, kann nicht ausgelöst werden. Beide AF-Systeme sind also auf Schärfepriorität programmiert. Schärfe und Belichtung können bei der Nikon F-401x getrennt voneinander gespeichert werden - die Schärfe durch Antippen des Auslösers, die Belichtung durch Druck auf die Speichertaste. Die Minolta 3xi gestattet die gleichzeitige Belichtungs- und Schärfen-Meßwertspeicherung durch Antippen des Auslösers oder durch Zurückziehen des Fokussierringes von xi- und Power-Zoomobjektiven.
Bei Motiven in Bewegung bieten beide Kameras die automatische Schärfevorausberechnung, die auch jene Entfernungsveränderung ins Kalkül zieht, die während der kurzen Zeitspanne zwischen Auslösen und tatsächlicher Belichtung passiert. Die Bewegung muß in jedem Fall in Richtung Kamera verlaufen, damit die Vorausberechnung korrekte Ergebnisse bringen kann. Für AF-Aufnahmen im Dunkeln sendet das eingebaute Blitzgerät der Minolta Dynax 3xi einige kurze Blitze aus, braucht also keine Rotlicht-AF-Illuminator mehr. Wer mit der Nikon F-401x im Dunkeln die automatische Scharfstellung nutzen möchte, muß auf einen externen Blitz mit eingebautem AF-Illuminator zurückgreifen. Allerdings funktioniert die Schärfenautomatik bei beiden Kameras bis Belichtungswert -1 genau. Die Scharfstellung dauert bei so wenig Licht natürlich am längsten: 0,58 Sekunden bei der Nikon, 0,54 Sekunden bei der Minolta, die auch bei den Lichtwerten 5, 10 und 15 immer eine Kleinigkeit schneller fokussiert als die Mitbewerberin und die dadurch den geringen Vorsprung wieder gutmachen kann, den die Nikon in Sachen Belichtungsgenauigkeit herausholte.
Die Minolta Dynax 3xi und die Nikon F-401x sind zwei Kameras, die dem Einsteiger das Fotografenleben leicht machen, die aber auch dem fortgeschrittenen Hobbyfotografen einiges zu bieten haben - wenngleich dieser eine umfassende Anzeige im Sucher schmerzlich vermissen wird.
Anonym in Color Foto 12/1991
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