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TEST & TECHNIK Normtest
Canon EOS 100 und Yashica 270 AF
Zwei für viele
Mit der 270 AF kehrt Yashica in die Reihe der Anbieter zurück, die eine Autofokus-Spiegelreflexkamera im Programm haben. Canon dagegen baut mit der EOS 100 das bereits umfassende AF-System weiter aus und schließt die Lücke zwischen den Basismodellen und den "Top-of-the-Line"-Kameras.
Trotz des höheren Zahlenwerts in der Produktbezeichnung ist die Yashica 270 AF kein Ersatz für die 230 AF, sie soll vielmehr die Stelle der Yashica 200 AF als Einsteiger- und Mittelklassekamera einnehmen. Die Canon EOS 100 wird wohl die Canon EOS 600 ablösen und füllt die Lücke zwischen den beiden EOS-1000-Varianten am unteren und der EOS 10 am oberen Ende der Leiter, wobei allerdings zu bemerken ist, daß die EOS 100) der EOS 10 deutlich näher steht als den Einsteigerkameras.
Die Ausstattung der Yashica 270 AF ist nicht so umfassend wie die der Canon EOS 100, aber sie reicht doch bei weitem aus, um bequem und schnell die verschiedensten Motive in den Griff bekommen zu können. Lediglich die sehr karge Sucherinformation ohne Zeiten- und Blendenanzeige ist hier zu bemängeln, während bei der Canon EOS 100 alle relevanten Daten im Sucher zu sehen sind. Beide Kameras haben außen liegende LCD-Monitore, und hier bietet auch die Yashica alle Informationen.
Ebenfalls beiden Kameras eigen sind eingebaute Blitzgeräte mit Leitzahlen von 12 (EOS 100) beziehungsweise 11 (270 AF). Beide Blitzgeräte kann man zur Vermeidung des "Rote-Augen-Effekts" bereits vor der Aufnahme aufleuchten lassen.
Was die Belichtungssteuerung bei Dauerlicht betrifft, so bieten beide Kameras die manuelle Nachführsteuerung sowie Zeit- und Blendenautomatik. Allerdings kann die Yashica hier Pluspunkte sammeln, denn Zeit- und Blendenautomatik sind mit einer Cross-Over-Korrektur ausgestattet, die den vorgewählten Wert automatisch verändert, wenn der andere Faktor nicht passend eingestellt werden kann. Außerdem bietet die 270 AF ein brennweitenabhängiges Doppelprogramm mit Shift (eine Stufe). Die EOS 100 bietet keine Cross-Over-Steuerung bei Zeit- und Blendenautomatik, dafür aber die sinnvolle Schärfenzonenautomatik "Depth" sowie eine Vielzahl von Programmautomatik-Varianten, die teilweise wie von der EOS 10 bekannt per Lesestift aus einem Motiv-Vorgabeheftchen in die Kameraelektronik einzuspeisen sind (als Zubehör erhältlich). Außerdem wird ein Programm-Shift auf alle verfügbaren Zeit-Blenden-Paare des aktuellen Lichtwerts geboten.
Der Zeitenbereich umfaßt bei der EOS 100 die Werte von 1/4000 Sekunde bis 30 Sekunden, bei der 270 AF von 1/2000 Sekunde bis 8 Sekunden. In beiden Fällen können alle Zeiten stufenlos von den Zeit- beziehungsweise Programmautomatiken eingestellt werden. Die manuelle Zeitenwahl und die Zeitenvorwahl für Blendenautomatik beschränkt sich bei der 270 AF auf die ganzen Stufen, während die EOS 100 die Verschlußzeiten in halben Stuten anbietet.
Die Verschlüsse beider Apparate arbeiten sehr exakt. Abweichungen von den Sollwerten bleiben bei beiden Kameras deutlich geringer als eine drittel Belichtungsstufe. Unterschiede gibt es nur insofern, als die Abweichungen bei der EOS 100 nach plus, bei der 270 AF nach minus tendieren.
Diese Tendenz ist auch bei Zeit-, Blenden- und Programmautomatik deutlich festzustellen. Die Kurven verlaufen also bei der EOS 100 jeweils ganz oberhalb, bei der 270 AF ganz unterhalb der Nullinie. Die größten Abweichungen für Zeitautomatik liegen bei der 270 AF immer unterhalb einer drittel Belichtungsstufe, und auch die Werte der EOS 100 überschreiten diese Grenze nur zweimal - ganz knapp bei den kürzesten Verschlußzeiten. Für Blendenautomatik ist es die EOS 100, die unter der Grenze von einer drittel Belichtungsstufe bleibt, während die 270 AF bei Blende 22 diesen Wert geringfügig überbietet. Bei Programmautomatik schließlich ist mit der EOS 100 nur bei LW 15 mit einer Überbelichtung von wenig mehr als einer drittel Belichtungsstufe zu rechnen, während die 270 AF bei den LW 3,4 und 5 um wenig mehr als eine drittel Belichtungsstufe unterbelichtet. Während die Canon EOS 100 zwar die größere Auswahl an Belichtungsautomatiken bietet, ist ihr die Yashica 270 AF in Sachen Genauigkeit der Belichtungsautomatiken durchaus ebenbürtig. Beide Kameras erfüllen voll und ganz die Anforderungen, die man in dieser Hinsicht an Kameras der jüngsten Generation stellt.
Bleibt als wichtiges Kriterium für die Beurteilung dieser beiden Kameras die automatische Scharfstellung, die in jedem Fall auf dem passiven Kontrastvergleichssystem beruht und gegebenenfalls durch kameraeigene AF-llluminatoren unterstützt wird.
Die 270 AF bietet das einfachere, aus vielen AF-SLR-Kameras bekannte breit-flache Meßfeld. Horizontale oder annähernd horizontale Strukturen werden nicht erkannt. Anders die EOS l00, die einen kreuzförmigen AF-Sensor aufweist, was ihr einen Pluspunkt einbringt, wie auch der größere Arbeitsbereich (bis LW 0; für die Yashica wurde als untere Ansprechgrenze LW 1 festgestellt, obwohl die unübersichtliche Gebrauchsanweisung LW 2 nennt!). Hinzu kommt, daß die Canon selbst bei weniger Licht schneller scharfstellt als die Yashica, die mit ihren Fokussierzeiten allerdings in der Masse der AF-Kameras keineswegs negativ auffällt. Die EOS 100 kann dagegen bei schlechten Lichtverhältnissen in Sachen Fokussiergeschwindigkeit einen Spitzenplatz erobern - bei LW 0 ist sie der nicht eben langsamen Minolta Dynax 8000i beispielsweise um 5/100 Sekunden überlegen, und das Canon-Topmodell EOS-1 fokussiert bei Lichtwert 1 immerhin auch 1/100 Sekunde langsamer als die neue EOS bei Lichtwert 0 (0,67 Sekunden gegenüber 0,66 Sekunden).
Betrachtet man die Auslegung der Schärfenautomatik, so können sowohl die EOS 100 als auch die 270 AF überzeugen. Die Canon EOS 100 bietet Schärfespeicher (Schärfe wird nach Antippen des Auslösers eingestellt und dann beibehalten), Schärfennachführung ohne Fokus-Lock (Schärfe wird bei angetippten Auslösers immer wieder nachgestellt, wenn es nötig ist) und Schärfevorausberechnung (bei bewegten Motiven wird die Entfernungsveränderung zwischen Auslösen und Aufnahme in die Scharfstellung einkalkuliert). Die Yashica 270 AF bietet ebenfalls die Funktionen Schärfenspeicher, Schärfennachführung (allerdings mit Fokus-Lock) und Schärfevorausberechnung. Darüber hinaus kann der Benutzer einer 270 AF noch drei AF-Entfernungsbereiche vorwählen (Naheinstellung bis drei Meter, drei Meter bis unendlich oder Naheinstellung bis unendlich), und er kann sich der Schärfefalle bedienen (die Kamera löst aus, wenn ein Gegenstand in einer vorherbestimmten Entfernung vom Meßfeld erfaßt wird). Alles in allem handelt es sich bei der Canon EOS 100 und bei der Yashica 270 AF um zwei Kameras, mit denen Einsteiger sehr schnell und sicher zu guten Ergebnissen kommen und mit denen auch engagierte Amateure sehr zufrieden sein können (mit Ausnahme der leidigen Sucherinformation der Yashica!).
Die Canon EOS 100 erreicht in der Normtest-Gesamtwertung 79 Punkte und nimmt somit hinter der Minolta Dynax 7xi den zweiten Platz in der COLOR FOTO-Bestenliste ein. Die Canon EOS 100 erhält außerdem das begehrte COLOR FOTO-Prüfsiegel Normtest Note 1. Die Yashica 270 AF schneidet nicht ganz so gut ab und wird mit 65.5 Punkten bewertet.
GESAMTWERTUNG
Anonym in Color Foto 3/1992
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