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Überprüfung von Gebrauchtkameras Kontrolle ist besser Wenn ein gebrauchtes Auto den Besitzer wechselt, wird es einer eingehenden Untersuchung unterzogen. Beim Kauf einer gebrauchten Kamera sollte man genauso verfahren - um unliebsamen Überraschungen vorzubeugen. Für die Prüfung eines Kamera-Oldies spielt es eine wesentliche Rolle, von wem man die Kamera kauft. Entdeckt man das gute alte Stück im Fenster eines Fotohändlers, kann nenn in der Regel davon ausgehen. daß Kamera und Objektiv vom Händler geprüft und für in Ordnung befunden wurden, ehe er sie in Zahlung nahm. Dennoch sollte man trotzdem einige Grundfunktionen selbst überprüfen, ehe man das Geld oder den Scheck auf den Tresen legt. Das gilt erst recht für alle Kameras, die "ohne Garantie" verkauft werden. "Ohne Garantie" bedeutet in der Regel nicht, daß die Kamera bereits defekt ist. Es heißt aber, daß im Falle eines später auftretenden Defekts eine Reparatur nicht mehr oder nur mit hohem Aufwand durchgeführt werden kann. Und dafür möchte der Fotohändler verständlicherweise nicht aufkommen müssen. Wenn eine "ohne Garantie" zum Verkauf stehende Gebrauchtkamera beim Test Zweifel an der Funktionstüchtigkeit aufkommen läßt, sollte man die Finger davon lassen es sei denn, man möchte die Kamera für eine Sammlung erwerben und hat nicht vor, sie häufig als "Arbeitstier" im Fotoalltag einzusetzen. Hat man eine Kamera in einer Kleinanzeige entdeckt und sie sich zur Ansicht schicken lassen, hat man mehr Zeit, um einen kleinen Test durchzuführen und sollte dies auch tun. Reklamiert man einen Fehler erst nach einigen Wochen, so kann der Verkäufer sich sehr leicht auf den Standpunkt stellen, der Fehler sei beim Verkauf noch nicht vorhanden gewesen. Die Folge ist bestenfalls ein langwieriger Briefwechsel, schlimmstenfalls der Gang zum Anwalt. Die folgenden Tips sind besonders für die schnelle Überprüfung der Grundfunktionen beim Fotohändler gedacht. Für den Test in den eigenen vier Wänden sollte man sie nur als Grundgerüst ansehen. Darüber hinaus empfiehlt es sich auf jeden Fall, die Bedienungsanleitung Punkt für Punkt durchzugehen und zu sehen, ob alles so funktioniert, wie es angegeben ist. Das Äußere: Ältere schwarze Kameras weisen oft blanke Stellen auf, an denen das Messing des Gehäuses durchschimmert. Das tut allerdings nur dem Erscheinungsbild, nicht aber der Funktionsfähigkeit der Kamera Abbruch. Anders verhält es sich bei größeren oder kleineren Beulen, besonders wenn diese im Bereich des Sucherprismas auftreten. Zwar verträgt eine Kamera oft mehr, als der um sein Schmuckstück besorgte Fotograf ihr zumuten mag, aber Beulen lassen auf Stürze oder kräftige Rempler gegen harte Gegenstände schließen. Derartige Mißhandlungen können dazu führen, daß Bauteile in der Kamera sich lockern oder daß exakt aufeinander abgestimmte Komponenten sich gegeneinander verschieben. Fehleinstellungen bei der Belichtungssteuerung und der Scharfstellung sind die möglichen Folgen. Die Einstellelemente: Als nächstes sollten die Einstellelemente überprüft werden. Drehen sich Einstellräder nur recht widerwillig oder haben sie im Gegenteil zuviel Spiel? Läßt sich die Kamerarückwand gut Öffnen, oder klemmt sie? Läßt sich der Schnellschalthebel ruckfrei bis zum Anschlag durchziehen? Nicht nur die Fingerspitzen sind hier gefordert, sondern auch das Ohr. Schabende, knirschende oder kratzende Geräusche beim Drehen am Blenden- und Fokussierring, am Verschlußzeiten- und Filmempfindlichkeitsrad sollten nicht zu hören sein. Der Verschluß Der kleine Test, den man auch im Verkaufsraum des Händlers durchführen kann, hat keine großen Chancen, ins Normtest-Programm aufgenommen zu werden. Aber zum Kennenlernen der Kamera genügt er. Man löst, beginnend beim längsten oder kürzesten Wert, bei jeder Verschlußzeit einmal aus. Das Geräusch des Verschlußablaufs ändert sich, und man kann daraus zumindest hören, ob der Verschluß hakt. Ob er um eine Drittelstufe über- oder unterbelichtet, läßt sich natürlich nicht feststellen. Wenn man die Kamera zu Hause hat, läßt sich die Sache sehr viel besser prüfen. Man legt einen Film in die Kamera uns stellt sie am besten vor eine einfarbige Wand. Dann stellt man eine Blende ein und löst mit jeder Verschlußzeit einmal aus. Auf dem Dia- oder Negativstreifen sollte später eine möglichst gleichmäßige Abstufung von Bild zu Bild zu finden sein. Die Blende Man wählt eine der längeren Verschlußzeiten vor, stellt manuell eine Blende nach der anderen ein und löst jedesmal aus. Ein Blick ins Objektiv zeigt, ob die Blende sich beim Auslösen schließt. ob sie sich nach dem Verschlußablauf sofort wieder ganz öffnet, und man sieht auch recht gut, ob die Blendenabstufung stimmt. In den heimischen vier Wänden schließt sich an den Blendentest die Überprüfung der Verschlußzeiten an. Dafür wird eine Verschlußzeit fix eingestellt und bei jeder Blende eine Aufnahme gemacht. Wieder müssen auf dem Filmstreifen gleichmäßige Schritte zu sehen sein. Automatikfunktionen Zur Prüfung von Blenden- oder Zeitautomatik richtet man die Kamera auf irgendeine Stelle im Raum, schaut in den Sucher und wählt nacheinander die verschiedenen Blenden oder Verschlußzeiten vor. Die Sucheranzeige muß sich bei jeder Änderung der Vorwahl um einen Wert ebenfalls um einen Wert ändern. Wenn im Sucher die automatisch gesteuerte Zeit oder Blende nicht angezeigt wird, muß man sich bei der Zeitautomatik aufs Gehör verlassen und darauf achten, ob der Verschlußablauf immer gleich klingt, oder ob er sich immer kürzer anhört, je weiter die Blende geöffnet wird. Bei der Blendenautomatik sieht man wieder von vorn in das Objektiv und beobachtet, ob zu verschiedenen Zeiten verschiedene Blenden eingesteuert werden. Beim Test zu Hause werden vom gleichen Motiv Aufnahmen mit verschiedenen Verschlußzeiten- und Blendenvorwahlen gemacht. Solange im Sucher weder Über- noch Unterbelichtung angezeigt werden, müssen die Dias und Negative gleich hell ausfallen. Die Schärfenzone ändert sich mit der Blende, und wenn man kein Stativ verwendet, kommt mit zunehmend längeren Verschlußzeiten die Verwacklung immer deutlicher ins Bild. Autofokus und Schärfe Sollte eine gebrauchte Kamera aus jüngster Zeit gekauft werden, so ist sie möglicherweise schon mit einer Schärfenautomatik ausgestattet. Sie sollte ohne allzu große Verzögerungen ansprechen, auch wenn die Lichtverhältnisse und der Kontrast nicht optimal sind. Wenn es zu dunkel ist (Hand vors Objektiv halten), muß ein eingebauter AF-Illuminator sofort aufleuchten. Ob der Autofokus ganz exakt arbeitet, läßt sich präzise am fertigen Bild beurteilen. Aber dank der hellen, glatten Einstellscheiben zeigt auch ein Blick in den Sucher, ob die Schärfe auf den Motivteilen liegt, die man mit dem Meßfeld anvisiert hat. Schärfe und Kontrast eines mitgelieferten Objektivs lassen sich in der Wohnung ohne großen Aufwand prüfen. Man pinnt einfach einige Zeitungsbögen an die Wand, stellt die Kamera auf ein Stativ (damit können Verwacklungen die Schärfeeindruck nicht überlagern) und richtet sie parallel zur Wand aus. Anschließend stellt man exakt scharf und macht einige formatfüllende Aufnahmen mit unterschiedlichen Blenden auf niedrigempfindlichem Filmmaterial. Auf dem Dia oder Negativ läßt sich dann sehr gut erkennen, wie es mit der Schärfe in der Bildmitte und am Bildrand, mit Vignettierung und Verzeichnung steht. Natürlic Anonym in Color Foto 4/1992 {ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}