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Service Praxisbericht Max W. Mönnich - ein ostdeutscher Perfektionist Reisefotografie mit der Großformatkamera Max W. Mönnich fotografiert bei seinen Reisen und Reportagen mit Großformatkameras bis zum Format 13x18 Zentimeter. Zu seiner Ausrüstung gehören eine Stella 13x18-Kamera aus dem Jahr 1927, eine Linhof Technika 4x5 Inch und eine moderne Nikon F-801s mit Autofokus. Die Stella begleitete Max W. Mönnich bereits durch Afrika. Wo andere zur Kleinbildkamera greifen, setzt Max W. Mönnich auf das Großformat. Sogar seine Reiseberichte und Reportagen entstehen mit einer 13xl8-Kamera. Damit gehört er zu den absoluten Ausnahmen seiner Zunft, denn Großformatkameras finden Sie sonst nur in den Studios. Allenfalls Architekturfotografen gehen mal mit einer solchen Kamera nach draußen. Doch wer die Bilder von Max W. Mönnich sieht, muß ihm recht geben. Die Qualität seiner 13x18 Zentimeter großen Negative überzeugt. Mit zwölf Jahren fand Mönnich im Regal seines Vaters eine alte Agfa-Box und begann, die Welt durch den Sucher zu entdecken. Der Junge war fasziniert und machte das Hobby dreizehn Jahre später zu seinem Beruf. Die Fotografie führte Max W. Mönnich von Eberswalde zur Fotolehre nach Leipzig und von dort nach West-Berlin an die Hochschule der Künste. Gleichzeitig wechselte er von der Agfa-Box zur Stella- 13x 18-Kamera. Stella-13x18-Kamera Großformatkameras sind zwar unhandlich und schwer, aber sie haben auch klare Vorteile. Max W. Mönnich zählt dazu besonders die überlegene Qualität des bildgroßen Negatives und die präzise Bestimmung der Schärfentiefe auf der riesigen Mattscheibe. 1927 produzierten die Neuen Görlitzer Camera Werke seine Stella, eine klassische Laufbodenkamera mit zwei Standarten: die vordere Standarte nimmt das Objektiv auf, die hintere den Film bis zum Format 13x18 Zentimeter. Ein Balgen verbindet die beiden Standarten lichtdicht. Zum Fokussieren verschiebt man die hintere Standarte, bis das Bild auf der Mattscheibe scharf ist. Natürlich läßt sich mit einer solchen Kamera nur sehr langsam fotografieren; schnell gemachte Bilder sind aber sowieso nicht immer die besten. "Ich habe das Ding sogar bis nach Afrika geschleppt", er zahlt Mönnich, "denn beim Porträtieren mit der ,Stella' mußt du dein Gegenüber nicht durch den Sucher fixieren. Wenn du die Kamera auf jemand richtest, dann ist das ungeheuer aggressiv und zerstörerisch." Der Fotograf zieht es vor, neben der Kamera zu sitzen, die Situation und die Stimmung auf sich wirken zu lassen und irgendwann den Auslöser zu drücken. Und so nimmt er seinen schweren Kasten eben auch auf Reisen mit. Dabei gehören zur Kamera noch ein speziell angefertigtes, besonders stabiles Holzstativ und ein Kugelkopf mit 18 Zentimeter Durchmesser. Gemeinsam mit HdK-Professor Harry C. Suchland und dem Fotografen Matthias Leupold bereiste Max W. Mönnich 1989 Tunesien und Algerien. Linhof Technika 4x5 Inch Neben seiner betagten Stella verwendet Max W. Mönnich auch eine modernere Großformatkamera für Architekturfotografien: eine Linhof Technika. Sie ist wie die Stella aufgebaut, hat aber mit 4x5 Inch (oder 9x 12 Zentimeter) ein etwas kleineres Bildformat. Bei der Technika ist es möglich, beide Standarten vertikal und horizontal zu verschieben und zu verschwenken, um perfekte Architekturfotos zu machen. Max W. Mönnich dazu: "Die Linhof Technika entzerrt stürzende Linien und garantiert die exakte Wiedergabe in den richtigen Proportionen." Wenn die Zeit knapp ist, greift sogar der Perfektionist Mönnich zur Kleinbildkamera mit Autofokus: "Für Stadtfotos, für Situationen, bei denen es auf Schnelligkeit ankommt, benutze ich die F-801s von Nikon." Doch auch hier stellt er das meiste von Hand ein und überläßt nur wenig der Automatik: "Die Nikon F-801s bietet mir die unverzichtbare Möglichkeit der manuellen Bedienung." Dabei lehnt Max W. Mönnich moderne Technologie nicht ab. Nikon F-801 s Die Technik steht für ihn allerdings nicht im Vordergrund: "Die beste Ausrüstung des Fotografen ist die, mit der er absolut vertraut ist. Die Fotografie hat eben nicht nur eine technische Seite." Mönnich stellt das Bild in den Mittelpunkt: "Wenn ich eine Stimmung sehe, weiß ich bereits genau, wie das Foto wird. Aus diesem Grunde benutze ich trotz der überwältigenden Materialflut auch heute nur zwei verschiedene Schwarzweißfilme, den Fuji Neopan 400 und den Kodak Technical Pan." Natürlich entwickelt Max W. Mönnich auch seine Filme und Bilder selbst: "Das eigene Fotolabor hat den unschätzbaren Vorteil, den nächsten Tag mit den fertigen Abzügen zu beginnen." Für seine Ausstellungsbilder greift der Fotograf zu Bromidpapier: "Bromidpapier erzeugt einen ganz speziellen Effekt wie man ihn aus den Anfängen der Fotografie kennt." Nach dem Interview dreht sich Max W. Mönnich im Weggehen noch einmal um, lacht und ruft mir zu: "Und außerdem bin ich glücklich." Karin Lange in Color Foto 7/1995 {ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}