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APS Report
Für wen lohnt sich APS?
Das "Advanced Photo System" hat Vor- und Nachteile - wie jedes System. Diese entscheiden über die Eignung für bestimmte Gruppen von Fotografen und Motiven. Wir sagen Ihnen, wie Sie das neue Filmsystem am besten nutzen.
Bereits im Vorfeld der Markteinführung des "Advanced Photo System" (APS) gab es - je nach Standpunkt -Euphorie oder Kritik. Allerdings hatten weder Befürworter noch Kritiker mit einer APS-Kamera und einem APS-Film gearbeitet, so daß die Diskussion theoretischer Natur war. Nach ausgiebigen APS-Tests bietet Ihnen COLOR FOTO nun wertvolle Entscheidungshilfen.
Vorteile beim Negativfilm: Das APS-Format ist um mehr als 40 Prozent kleiner als das Kleinbildformat, so daß die APS-Filme um mindestens 40 Prozent besser als die Kleinbildfilme sein müssen, um die gleiche Bildqualität zu liefern. Unser APS-Filmtest hat gezeigt, daß die meisten der neuen Filme die gesteigerten Qualitätsanforderungen tatsächlich erfüllen: die Filmhersteller haben die neuen Filme entsprechend verbessert. Eine weitere sichtbare Qualitätssteigerung bringt auch der Informationsaustausch im "Advanced Photo System". Denken Sie nur an die festen Printbelichtungszeiten oder die Daten für verbesserte Bildqualität (PQI = Print Quality Improvement). Durch Abspeicherung aufnahmerelevanter Daten wie Objektentfernung, Motivhelligkeit, Blitzeinsatz, Kunstlicht und Einlegerichtung der Filmkassette kann im Fotolabor die Farbbalance und Dichte auf jedes einzelne Bild optimal abgestimmt werden. Die festen Printbelichtungszeiten (FTPM = Fixed Time Printing Mode) können unerwünschte Korrekturen im Fotolabor verhindern, so daß die bei der Aufnahme eingefangene Lichtstimmung tatsächlich auf dem Papierabzug wiedergegeben wird.
Vorteile beim Bedienungskomfort: Das "Advanced Photo System" bietet, bei entsprechender Ausstattung der Kamera, sehr hohen Bedienungskomfort: drei verschiedene Bildformate von einem Film, eine kleine und leichte Filmkassette, Bildschirmbetrachtung mit speziell für APS entwickelten Fotoplayern, verbesserte Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung, Drop-in-Ladeautomatik, Filmkammer-Verriegelung, Warnsignal beim versehentlichen Abdecken des Blitzreflektors, Indexprint mit Erkennungsnummer des jeweiligen Filmes, Rückgabe des Films in der Kassette, Rückseitenaufdruck, vorbestimmte Bilderzahl, Wechsel teilbelichteter Filme. Die Filmaufbewahrung in der Kassette sowie Indexprint und Identifikationsnummer vereinfachen die Archivierung und Nachbestellungen. Durch das kleinere Aufnahmeformat bedingt, können um den Faktor 0,8 kürzere Brennweiten verwendet werden. Die kleinere Filmkassette und die kürzeren Brennweiten ermöglichen eine sehr kompakte und leichte Bauweise der Kameras und Objektive.
Nachteile beim Diafilm: Selbstverständlich wird in naher Zukunft jeder der großen Filmhersteller mindestens einen APS-Diafilm auf den Markt bringen. Die systembedingten Vorteile des APS gegenüber dem Kleinbildsystem werden jedoch in der Diafotografie am wenigsten zum Tragen kommen. Der Informationsaustausch (IX = Information Exchange) ist für den Negativfilm und die anschließende Vergrößerung auf Fotopapier bestimmt, und nicht für die Diaprojektion. Die Daten, die bei der digitalen Bildpräsentation mit APS-Fotoplayern auf dem Bildschirm berücksichtigt werden, könnten nur in begrenztem Umfang wenn überhaupt - für die Diaprojektion verwendet werden. Eine kürzere Brennweite und ein kompakteres Gehäuse, wie es beim APS möglich ist, bringen für einen Diaprojektor nur beim Verstauen oder beim Transport, nicht aber bei der Diaprojektion Vorteile. Sollten die Räumlichkeiten eine kürzere Brennweite für die Diaprojektion erfordern, dann stehen ja bereits Kleinbild-Projektionsobjektive mit kürzerer Brennweite zur Verfügung. Durch den wesentlich stärkeren Vergrößerungsmaßstab in der Projektion und durch das Fehlen der Daten für die Bildoptimierung, wird auch eine verbesserte Filmemulsion den Qualitätsverlust durch das kleinere Format nicht ausgleichen können.
Fazit: Das "Advanced Photo System" eignet sich vor allem für Fotografen, die auf möglichst einfache Weise ausgewogen belichtete Papierbilder bei freier Formatwahl erhalten möchten. Zwar werden viele der durch den Informationsaustausch erforderlichen Laboreingriffe auch mit den gängigen Kleinbild-Printern (beispielsweise dem weitverbreiteten Agfa MSP) durchgeführt. Der systembedingte Bedienungskomfort bleibt aber freilich nur APS-Kameras vorbehalten. Wer unbeschwert fotografieren will und das Gewicht konventioneller Kleinbildkameras samt Objektiven scheut, sollte sich für APS entscheiden. Urlaubsreisende, Bergsteiger, Wanderer, die auf Dias verzichten können, sind mit APS-Kameras bestens bedient. Für anspruchsvolle Fotografen gibt es APS-Spiegelreflexkameras, wie die Minolta Vectis S-1. Praktisch sind auch die sehr flachen APS-Kompaktkameras, die man immer dabeihaben kann. Das "Advanced Photo System" bietet auch einfachere Möglichkeiten der digitalen Bildverarbeitung als das Kleinbildsystem. Mit APS-Scannern und bestimmten APS-Playern können die Bilder vom APS-Film auf einfache Weise digitalisiert auf Disketten oder Festplatten gespeichert und weiterverarbeitet werden. Für die Bildschirmbetrachtung stehen APS-Player und APS-Betrachter zur Verfügung.
Diafotografen sind, in nächster Zeit zumindest, mit dem Kleinbildsystem besser bedient. Dasselbe gilt auch für Spezialisten, wie Makro- und Architekturfotografen. Nur für die Minolta Vectis S-l ist auch ein Makroobjektiv erhältlich - alle anderen APS-Kameras müssen ohne ein "echtes" Makroobjektiv auskommen. Die APS-SLR-Kameras von Canon und Nikon lassen sich mit Kleinbildobjektiven bestücken, dadurch auch mit Makro- und Shiftobjektiven.
Die Vorteile der kleineren und leichteren Bauweise der APS-Objektive werden bei diesen SLR-Systemen aber nicht ausgenutzt. Deshalb bietet sich folgende Lösung an: eine APS-Spiegelreflexausrüstung oder eine gut ausgestattete APS-Zoomkamera für den Einsatz von Negativfilmen und zur Reisefotografie, eine hochwertige Kleinbild-Spiegelreflexausrüstung für das Arbeiten mit Diafilmen und spezielle Aufnahmegebiete, wie Makro- oder Architekturfotografie.
Artur Landt in Color Foto 6/1996
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