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Kameras
Motivbezogene Aufnahmepraxis und Ausrüstung
Nie wieder schlechte Fotos
Gekonnte, professionell wirkende Akt-, Porträt-, Landschafts- oder Tieraufnahmen sind keine Zufallsprodukte. Die Auseinandersetzung mit den motivspezifischen Gegebenheiten und die darauf abgestimmte Ausrüstung liefern den Schlüssel zum Erfolg.
Die zunehmende Spezialisierung, die unsere Gesellschaft prägt, macht auch vor der Fotografie nicht halt. Jedes Aufnahmegebiet erfordert bei professioneller Arbeitsweise eine mehr oder weniger ausgeprägte Spezialisierung. Unterhalb der professionellen Ebene geht es zwar auch ohne strikte und einseitige Spezialisierung, die Konzentration auf einige wenige Aufnahmegebiete ist jedoch auch in der anspruchsvollen Amateurfotografie unerläßlich. Das beginnt thematisch mit der Konzentration auf die Aufnahmegebiete, die einem "liegen", und technisch mit der Zusammenstellung der Fotoausrüstung, die auf das jeweilige Aufnahmegebiet abgestimmt sein muß. Die klassischen Themenbereiche der Fotografie können nachfolgend nicht umfassend behandelt werden, weil das den Rahmen des vorliegenden Beitrags sprengen würde. Die geschilderten Überlegungen sollen den Einstieg in die jeweilige Thematik erleichtern und gleichzeitig als Anregung für die eigene Auseinandersetzung mit den klassischen Themenbereichen dienen.
Aktfotografie
Aktfotografie ist mehr als die Abbildung nackter Körper. Als klassisches Aufnahmegebiet übt sie seit den Anfängen der Fotografie einen besonderen Reiz auf die Fotografen aus. Dementsprechend strapaziert und oft klischeehaft oder ungekonnt fotografisch umgesetzt ist der Motivbereich. Er erfordert nicht nur eine gute Bildidee, sondern auch viel Einfühlungsvermögen gegenüber der abgebildeten Person. Gute Aktfotografie ist ästhetisch und erotisch zugleich, niemals aber anrüchig.
Aktmodelle findet man am einfachsten in seinem Bekanntenkreis, sei es die Ehefrau, die Freundin oder eine Bekannte, wobei dasselbe selbstverständlich auch für männliche Modelle gilt. Modellagenturen sind teuer und Inserate in der Presse nicht immer seriös. Auf jeden Fall sollte keine Veröffentlichung der Aktfotos erfolgen ohne die ausdrückliche Zustimmung des Modells und ohne entsprechenden Modellvertrag.
Von klassisch bis experimentell bietet die anspruchsvolle Aktfotografie den Fotografen unzählige Möglichkeiten, ihre Bildideen zu verwirklichen. Auf jeden Fall sollten Sie schon vor der Fotosession wissen, was Sie für Aufnahmen machen möchten. Das gilt sowohl für Innen- als auch für Außenaufnahmen. Die geplanten Aufnahmen sollten dann auch dem Modell vor der Fotosession erklärt werden. Nach Möglichkeit sollten Sie es aber vermeiden, die Posen durch "Handanlegen" zu veranschaulichen. Auch sollten die Requisiten und die technische Ausrüstung vor der Session vorbereitet sein.
Für die Wahl der Objektive gibt es keine festen Regeln, wohl aber immer wieder gut gemeinte Ratschläge wie "Anstand erfordert Abstand", das heißt mittlere Teleobjektive. Anstand ist jedoch nicht eine Frage der Brennweite, sondern der inneren Haltung. Natürlich sollte man einem Anfängermodell nicht bei der ersten Aufnahme mit einem leer Objektiv "zu Leibe rücken", doch ansonsten gibt es keine Bedenken gegen den Einsatz kurzer Brennweiten in der Aktfotografie. Jeanloup Sieff, um nur ein Beispiel zu nennen, hat wunderbare Aktaufnahmen mit extremen Weitwinkelobjektiven gemacht, die Erotik und selbstbewußte Würde ausstrahlen.
Motivbezogene Ausrüstungsvorschläge
Grundausrüstung: 1 Gehäuse + Zoom 28-70 mm oder 28-80 mm
Standardausrüstung: 1 Gehäuse + 28 mm + 50 mm + 80/90 mm oder 24 mm + Zoom 28-105/35-135 mm
Erweiterte Ausrüstung: 2 Gehäuse + 19/20/21mm+28mm+50mm+80/90 mm + 135/180 mm, oder Zooms 20-35 mm + 28-80 mm + 80-200/75-300 mm
Professionelle Ausrüstung: 3 Gehäuse +18/19/20mm+24/28mm+35 mm + 50 mm + 80/90 mm + 135 mm + 180/200 mm + 300 mm für Außenaufnahmen), oder gute, lichtstarke Zooms 18-35/20-35 mm, 28-70/35-70 mm, 80-200/75-300 mm
Porträtfotografie
In diesem Abschnitt wollen wir nicht auf jene üblichen Brustbilder eingehen, die jeder schon gemacht oder von sich hat machen lassen. Diese Art von Bildnissen genießt nicht gerade einen guten Ruf, weil oft der "Wiedererkennungsfaktor" recht gering ist. Man spricht in diesem Zusammenhang dann auch von "Fahndungsfotos". Anspruchsvolle Porträtfotografie ist bewußte, gestaltete und gestaltende Fotografie. Sie gibt den Charakter und die Persönlichkeit der porträtierten Person aus der Sicht des Fotografen wieder. Dabei müssen die im Bildnis dargestellten Eigenschaften einer Person mit den tatsächlichen nur dann übereinstimmen, wenn ein charakterisierendes Porträt angestrebt wird. Beim interpretierenden Porträt sind Gesichtsausdruck und Bildaussage rein subjektiv, vielleicht sogar manipuliert, wobei das nicht negativ gemeint ist. Eine Art Mischung zwischen beiden Arten der Porträtaufnahmen sind die inszenierten Porträts, die den Menschen in seiner Umgebung interpretierend darstellen. Ein eindrucksvolles Beispiel für diese Art von Fotografie ist das Porträt, das Arnold Newman 1946 von Igor Strawinsky gemacht hat: Der Komponist ist in der unteren linken Bildhälfte recht klein abgebildet, während der geöffnete Flügel, an den er sich sitzend anlehnt, eine dominante Bildfläche einnimmt. Durch die formale Strenge und die grafische Wirkung hat diese inszenierte Darstellung eine gewaltige Ausstrahlung - gewaltiger als alle anderen Porträts, die man von Strawinsky kennt. Die inszenierte Porträtfotografie wurde beispielsweise im Frankfurter Allgemeine Magazin lange Jahre zelebriert.
Diese "Dreiteilung" der Porträtfotografie gilt gleichermaßen für Innen- oder Außenaufnahmen und für Aufnahmen bei natürlichem oder künstlichem Licht. Porträtaufnahmen sind auch bei Gegenlicht mit der Selektivmessung problemlos zu bewältigen. Auch Porträts mit dem Aufsteckblitz gelingen mühelos dank der ausgeklügelten TTL-Blitzlichtsteuerung moderner Kameras. Besondere Effekte können beispielsweise mit der Aufhellbiltz-Steuerung, sowohl im Studio als auch bei Außenaufnahmen, erzielt werden. Doch bei Porträts mit Aufsteckblitz sollte man, die Aufhellblitz-Technik ausgenommen, von einer frontalen Beleuchtung absehen. Die TTL-Steuerung des Blitzlichts funktioniert nämlich auch bei indirekter Beleuchtung. Ein besonderes Merkmal anspruchsvoller Porträtfotografie ist die gekonnte Lichtführung. Bei Außenaufnahmen kann sie nur durch Standortwahl, faltbare Aufhellreflektoren, Spiegel oder Aufhellblitz beeinflußt werden. In Studio ist eine gezielte Lichtführung mit einer Studioblitzanlage kein Problem. Daß man dabei keine Lichtorgien veranstalten muß, versteht sich von selbst. Auch bei bewußt gestalteten Porträtaufnahmen muß der Fotograf von einer Bildidee ausgehen. Er muß auch in der Lage sein, auf die zu porträtierende Person einzugehen. Brennweiten im mittleren Telebereich gelten als ideal für Porträts, Weitwinkelobjektive sind verpönt, weil sie vor allem am Bildrand verzerren und weil man durch die kurze Aufnahmeentfernung der Person im Wortsinn zu nahe treten könnte. Gekonnt und sparsam eingesetzt, eröffnen Weitwinkelobjektive jedoch ungeahnte Möglichkeit der kreativen Bildgestaltung auch bei Porträtaufnahmen. Filme mittlerer Empfindlichkeit und spezielle Porträtfilme sind für Porträtaufnahmen gut geeignet.
Motivbezogene Ausrüstungsvorschläge
Grundausrüstung: 1 Gehäuse + Zoom 28-80/28-105 mm
Standardausrüstung: 1 Gehäuse + 50 mm + 80/90 mm + 135 mm oder Zoom 35-135 mm
Erweiterte Ausrüstung: 2 Gehäuse + 35 mm + 50 mm + lichtstarke 80/90/100 mm + 180/200 mm oder lichtstarke Zooms 35-70 mm + 70-210 mm
Professionelle Ausrüstung: 3 Gehäuse + 24/28 mm + 35 mm + 50 mm + lichtstarke 80/90/100 mm + 135 mm + 180/200 mm oder lichtstarke Zooms mit konstanter Anfangsöffnung (1:2,8) 35-70 mm + 70-210/80-200 mm
Stillebenfotografie
Die Stillebenfotografie ist eines der anspruchsvollsten Fachgebiete. Ob vorgefunden oder arrangiert, bei natürlichem Licht oder bei gezielter Lichtführung, Stilleben fordern den "ganzen" Fotografen: Gefragt ist ein ausgeprägtes Form-, Farben- und Raumgefühl, gepaart mit profunden Kenntnissen über Bildgestaltung und Lichtführung. Bei Stilleben im Studio ist auch die Fähigkeit zum ästhetischen Arrangement unerläßlich, wobei die Grenzen zum Kitsch natürlich fließend sind. Nach Möglichkeit sollte durch die Wahl und die Plazierung der Objekte eine Spannung erzeugt werden, ohne jedoch das harmonische und empfindliche Gleichgewicht zu stören. Formen, Strukturen und Farben sollten durch die Lichtführung entsprechend der Bildidee herausgearbeitet werden. Erst das Zusammenwirken aller dieser Faktoren ergibt ein ausgewogenes und ausdrucksstarkes Stilleben.
Aus der Stillebenfotografie haben sich, vor allem durch die Werbefotografie bedingt, eigenständige Aufnahmegebiete herauskristallisiert, wie Tabletop-, Food- oder Sachfotografie.. Für die Wahl der geeigneten Ausrüstung ist diese Einteilung jedoch ohne Bedeutung, weil in den einzelnen Disziplinen weitgehend gleiche Arbeitsbedingungen herrschen. Die Objekte haben für gewöhnlich recht kleine Dimensionen, so daß Stillebenfotografie sich eigentlich im "erweiterten" Nahbereich abspielt. Das Heimstudio kann folglich in jedem Raum kurzfristig eingerichtet werden. Im Mittelpunkt des Heimstudios steht ein zusammenlegbarer Aufnahmetisch (gekauft oder selbst gebaut) mit Befestigungsvorrichtung für Hintergrundkartons, die jedoch bei Übergang von der Senkrechten in die Waagerechte keinen Knick, sondern eine Hohlkehle bilden soll. Eine kleine Kompaktblitzanlage mit Lichtwanne, Studioschirm, Spotvorsatz und Lampenstativen ist eine größere, jedoch lohnende Investition für den anspruchsvollen Stillebenfotografen. Falls bei Schwarzweißaufnahmen mit Glühlampen oder sonstigem Kunstlicht gearbeitet wird, sollte man bedenken, daß die Filmempfindlichkeit um etwa eine Belichtungsstufe reduziert wird. Hilfreich sind im Heimstudio auch verschiedene Hintergrundrollen (mit und ohne Verlauf) Reflexflächen, Diffusor- und Effektfolien, Knet- und Haftmasse oder Klemmzangen. In der Stillebenfotografie arbeitet man am besten mit Spiegelvorauslösung und stabilem Profistativ. Bei der Wahl der Objektive sollte man auch auf die Korrektion für den Nahbereich und die kürzeste Entfernungseinstellung achten. Interessant können auch Shiftobjektive sein, weil sie auch im Nahbereich eine besondere perspektivische Darstellung erlauben. Auch extreme Weitwinkelobjektive mit kurzer Naheinstellgrenze können beispielsweise bei Modellaufnahmen eingesetzt werden. Am besten eignen sich feinkörnige, hochauflösende Filme für Stilleben, wobei, falls gewünscht, auch mit grobkörnigen Filmen besondere Effekte und Stimmungen erzeugt werden können.
Motivbezogene Ausrüstungsvorschläge
Grundausrüstung: 1 Gehäuse + Zoom 28-70/80 mm mit Makroeinstellung
Standardausrüstung: 1 Gehäuse + 24 mm + 50 mm (oder 55/60 mm Makro) + 90/100 mm (Makro) oder Zooms mit Makroeinstellung 28-80 mm + 80-200 mm
Erweiterte Ausrüstung: 2 Gehäuse + 19/20/21 mm + 35 mm + 55/60 mm Makro + 100/105 mm Makro + 135/180 mm mit kurzer Naheinstellgrenze
Professionelle Ausrüstung: 3 Gehäuse + 18/19/20 mm + 28/35 mm Shift + 55/60 Makro + 100/105 mm Makro + 135 mm + 180/200 mm (Makrozooms sind im Nahbereich nicht so gut wie Festbrennweiten, daher für höchste Qualitätsansprüche nur bedingt einsetzbar)
Reisefotografie
Reisefotografien, die diesen Namen verdienen, sind nicht mit den üblichen Bildern aus dem Urlaub zu verwechseln, die primär Erinnerungscharakter haben. Und auch die Fotografien aus den Prospekten der Reiseveranstalter sind ebenfalls mehr dem Tourismusmarketing als der Reisefotografie zuzurechnen. Anspruchsvolle Reisefotografie dagegen ist eher mit dem Genre der Reportage verwandt. Reisefotografie ist ein sehr komplexes Aufnahmegebiet, das den Fotografen wahre Allroundqualitäten abverlangt. Gute Reisefotografinnen und -fotografen sind gute Landschafts-, Architektur-, Stillife-, Schnappschuß- und Porträtfotografen. Sie können nicht nur eine Reise, sondern auch jede einzelne Aufnahme minutiös planen und diese Aufnahmen, bei Auftragsarbeit, streng nach Checkliste und Konzept durchführen. Beispielsweise bei einer Doppelseite "denkt und sieht" der versierte Reisefotograf im Querformat, bei einer Titelseite im Hochformat. Die Auflösung und die Bilddichte (Informations- oder Detaildichte) werden üblicherweise für eine Doppelseite ausgelegt. Gute Reisefotografen können aber auch spontan sein und, aus einer unerwarteten Situation heraus, gekonnte Schnappschüsse mit nach Hause bringen. Gute Reisefotografen sind ethnologisch interessiert und informieren sich vor Reiseantritt über Geografie, Kultur, Menschen, Sitten, Bräuche und Besonderheiten des Landes oder Gebietes, das sie fotografisch erkunden wollen. Sie gehen, vor allem in Regionen mit moslemischer Bevölkerung oder bei Naturvölkern, mit viel Fingerspitzengefühl an die Aufnahmen von Menschen heran.
Der Filmauswahl ist vor Reiseantritt besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Es genügt nicht, bei Landschafts- und Architekturaufnahmen einen niedrigempfindlichen Film einzusetzen, bei Menschenbildern einen mittelempfindlichen und in der Availablelight-Fotografie einen hochempfindlichen. Reisefotografie ist thematisch geplante Fotografie. Die Bilder sollten die gleiche Farbcharakteristik und Auflösung haben. Bei der Wahl der Objektive sollte man den für den einzelnen Fotografen jeweils günstigsten Kompromiß zwischen Lichtstärke und Gewicht eingehen. Zwei oder drei Kameragehäuse gehören zur Grundausstattung der Reisefotografen, nicht nur um zweierlei Filme gleichzeitig belichten zu können, sondern auch als zusätzliche Sicherheit bei Ausfall einer Kamera. In den Tropen oder der Arktis kann neben der elektronischen auch eine mechanische Kamera als Zweitgehäuse in Frage kommen. Ein noch tragbares stabiles Stativ, neutrale Verlauffilter, Polarisationsfilter, Rot-, Orange- und Gelbfilter für Schwarzweißfilme gehören ebenfalls zur Standardausrüstung eines jeden Reisefotografen.
Motivbezogene Ausrüstungsvorschläge
Grundausrüstung: 1 Gehäuse + Zoom 28-70 mm + Zoom 70-210/80-200 mm
Standardausrüstung: 2 Gehäuse + 28 mm + 50 mm + Zoom 70-210 mm oder Zoom 60/75300 mm
Erweiterte Ausrüstung: 2 Gehäuse + 18/19/20 mm + 24/28 mm + 50 mm + 90/100 mm (Makro) + 180/200 mm +Telekonverter 2x, Zooms 18-35/20-35 mm, 35-70/28-80 mm, lichtstarkes 80-200 mm oder 75-300 mm
Professionelle Ausrüstung: 3 Gehäuse + 14/15 mm + 18/19/20 mm + 28 mm (eventuell Shift) + 50 mm + 100/105 mm (Makro) + lichtstarke 180/200 mm (Apo) +Telekonverter 2X (Apo) oder Zooms 17/18/19/20-35 mm, lichtstarke 35-70/28-80 mm, 80-200 mm (Apo) oder 75-300 mm (Apo)
Landschafts- und Naturfotografie
Anspruchsvolle Landschafts- und Naturfotografie entsteht nicht als Nebenprodukt einer Wandertour, sondert durch die fotografische Umsetzung einer Bildidee. Dabei geht es beispielsweise um die bildwirksame Plazierung von Details, um die flächenmäßige Dominanz von Vordergrund oder Himmel, die den gewünschten Flächenkontrast hervorruft, um eine besondere Perspektive, um gezielte Belichtung, die eine bestimmte Lichtstimmung wiedergibt oder erst erzeugt. Auch der Landschaftsfotograf macht seine Aufnahmen nicht im Vorbeigehen, sondern wartet oft stundenlang, bis die Sonne einen bestimmten Stand erreicht hat, um gewisse Landschaftsstrukturen plastisch zu modellieren. Oder er verharrt neben dem aufgebauten Stativ, bis eine Wolkenbank vorbeigezogen ist beziehungsweise eine bildwirksame Position erreicht hat. In der Landschafts- und Naturfotografie muß man außerdem nicht nur auf die Bestimmung der Schärfentiefe durch die Blende großen Wert legen, sondern auch auf die Bildgestaltung mit der Verschlußzeit. Beispielsweise kann man mit Verschlußzeiten zwischen 2 Sekunden und 1/2 Sekunde (je nach Fließgeschwindigkeit) fließendem Wasser einen besonderen Charakter verleihen, oder mit kurzen Verschlußzeiten die durch Wind erzeugte Bewegung von Blattgrün "einfrieren". In der Landschafts- und Naturfotografie sind die Kontraste zwischen Himmel und Vordergrund oft größer als der Kontrastumfang der Filme, Neutrale Verlauffilter können die Kontraste ausgleichen und durch die dunklere Wiedergabe des Himmels und der Wolken die Bildaussage steigern. Polarisationsfilter und für Schwarzweißfotografen auch Rot-, Gelb-, Orange- und Grünfilter, gehören ebenso wie ein Stativ zur Ausrüstung der Landschafts- und Naturfotografen.
Motivbezogene Ausrüstungsvorschläge
Grundausrüstung: 1 Gehäuse + Zoom 28-70/80 mm
Standardausrüstung: 1 Gehäuse + 28 mm + 50 mm + 90 mm oder Zoom 28-70 mm + Zoom 70-210/80-200 mm
Erweiterte Ausrüstung: 2 Gehäuse + 19/20/21mm+28mm+50mm+ 90/100 mm (Makro) + 180/200 mm oder Zooms 20-35 mm, 28-70 mm, 70-300 mm
Professionelle Ausrüstung: 3 Gehäuse + 14/15 mm + 19/20/21 mm + 28 mm + 50 mm + 100/105 mm (Makro) + 180/200 mm (Apo) + Telekonverter 2X (Apo), oder gute Zooms 18 35/20-35 mm, 28-70/80 mm, 80-200/70-300 mm
Tierfotografie
Unter dem Begriff Tierfotografie ist nicht nur die organisierte Fotosafari in Kenia (die eher zu klischeehaften Tieraufnahmen führt) oder die Fotopirsch im Vogelreservat zu verstehen, sondern auch das Fotografieren eines Schoßhundes, Schmetterlings oder einer Giraffe im Zoo. Tierfotografie ist aber auf jeden Fall ein Aufnahmengebiet, in das man sich einarbeiten muß. Man muß das Fotografieren mit langen Brennweiten beherrschen und darf den richtigen Augenblick für die Aufnahme nicht verpassen. Die Lektüre einschlägiger Literatur und intensive Vorbereitungen und Beobachtungen sollten den Tieraufnahmen vorausgehen. Aber auch das ist noch keine Garantie für gelungene Tieraufnahmen in freier Wildbahn: Man muß nämlich die Tiere erst finden, was gar nicht so einfach ist. Oft ist die Auskunft eines Zoologen oder eines Försters für den Erfolg entscheidend. Auch muß die Tugend der Geduld bei Tierfotografen sehr ausgeprägt sein, denn die meiste Zeit bei einer "Fotosession" in freier Wildbahn besteht wohl aus geduldigem Warten, im Fachjargon liebevoll "Ansitzen" genannt. Das Ansitzen darf aber das natürliche Verhalten der Tiere nicht stören, was beispielsweise in der Nähe eines Nestes oder eines Fuchsbaues durchaus der Fall sein kann. Im Ansitzen geübte Tierfotografen jedoch werden oft mit außergewöhnlichen Aufnahmen mehr als belohnt Aufnahmen, die nicht nur naturwissenschaftlichen, sondern auch ästhetischen Wert haben. Viele Tieraufnahmen, die einen spontanen Eindruck vermitteln, sind keine Schnappschüsse, sondern das Ergebnis systematischer Vorbereitungen, zu denen nicht selten auch "Requisiten" wie Tarnnetze, Fotozelte, Attrappen oder Lichtschranken gehören. Bei guten Lichtverhältnissen und mit lichtstarken Teleobjektiven können auch mittelempfindliche Filme verwendet werden (ISO 100/21xGRADx bis ISO 200/24xGRADx). Ansonsten, besonders mit lichtschwachen Objektiven langer Brennweite, sind hochempfindliche Filme empfehlenswert, um mit relativ kurzen Verschlußzeiten fotografieren zu können. Kurze Verschlußzeiten sind nicht nur zur Verminderung der Verwacklungsgefahr wichtig, sondern auch, um die Bewegung der Tiere "einzufrieren". Denn selbst ein werdender Hirsch oder ein pickender Vogel können nur mit kürzeren Verschlußzeiten als 1/250 Sekunde scharf wiedergegeben werden. Daß Einbeinstativ oder zumindest Schulterstütze unentbehrlich sind, muß nicht eigens erwähnt werden.
Motivbezogene Ausrüstungsvorschläge
Grundausrüstung: 1 Gehäuse + Zoom 70-210/80-200/75-300 mm
Standardausrüstung: 2 Gehäuse + Zoom 60/70/75-300 mm + 500-mm-Spiegeltele
Erweiterte Ausrüstung: 2 Gehäuse + lichtstarke 180/200 mm + lichtstarke 300/400 mm oder 500-mm-Spiegeltele + Telekonverter 2x
Professionelle Ausrüstung: 3 Gehäuse + 90/100 mm + lichtstarke 180/200 mm (Apo) + lichtstarke 300/400 mm (Apo) + lichtstarke 500/600 mm (Apo) + Telekonverter 2x
Artur Landt in Color Foto 11/1997
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