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Der Alexander Borell-Kommentar
PANORAMA-AUFNAHMEN
Selbstgestrickt
Es gibt echte und unechte Panorama-Aufnahmen. Die unechten entstehen dadurch, daß sie von einer normalen Weitwinkelaufnahme im Querformat einfach alles wegschneiden, was oben ist. Bei Kleinbild kleben Sie längsseits 15 mm ab, so daß sich 9 x 36 mm als Bildformat ergeben; auf zwei Meter Breite projiziert, haben Sie ein ganz eindrucksvolles Panorama. Noch schöner wird es, wenn Sie das gleiche mit einer Studiokamera 13 x 24 cm machen und den Ausschnitt so wählen, daß nur 6 x 24 cm übrig bleiben. Verwenden Sie dazu noch einen extremen Weitwinkel, ist das Resultat imposant. Aber es sind "unechte" Aufnahmen.
Um echte Panoramabilder zu machen, brauchen Sie eine Spezialkamera. Die können Sie so etwa ab DM 10000 kaufen oder sich bauen lassen.
Der Dreh mit dem Schwenkobjektiv
Ist Ihnen das zu teuer, kaufen Sie sich eine "Widelux-Kamera". Sie ist für Kleinbildfilm eingerichtet ihr Objektiv schwenkt während der Belichtung, und Sie erfassen damit einen Bildwinkel von 140xGRADx bei 21 Aufnahmen auf den 36er-Film Diese Kamera kostet ca. DM 1400 sie wird von der Fa. Wüstefeld Berlin, vertrieben.
Ihre Spiegelreflex tut's auch
Ist Ihnen das immer noch zu teuer, kommen Sie mir Ihrer normalen KB-Kamera, egal welchen Fabrikats, auch zu sehr schönen Panoramabildern, wozu Sie höchstens noch ein stabiles Stativ brauchen (das sollten Sie ohnedies besitzen!), und einen Kino-Neiger, bzw. Panoramakopf auf dem Stativ, der sich zügig schwenken läßt. (Minolta hat da was Feines, sogar mit Gradeinteilung und Raste!)
Dann fahren - oder wandern - Sie dorthin, wo Sie ein Panorama entdeckt haben. Wenn wir davon ausgehen, daß Sie von einer Seite zur anderen 180xGRADx aufnehmen wollen, kann Ihnen die Sonne einen Strich durch die Rechnung machen, indem Sie Ihnen bei einer Teilaufnahme direkt ins Objektiv strahlt.
Ist das nicht durch einen Standortwechsel zu vermeiden, kommen Sie ganz einfach zu einer anderen Tageszeit wieder.
Angenommen, das geht alles in Ordnung, bauen Sie Ihr Stativ auf und richten die Platte für die Kamera genau waagerecht aus. Das ist besonders wichtig, sonst passen die Teilaufnahmen nicht genau zusammen! Am besten verwenden Sie dazu eine kleine Wasserwaage, wie man sie billig in jedem Werkzeugladen kaufen kann. Auch beim Probeschwenk muß die Waage eine präzise Horizontale anzeigen. Nun befestigen Sie Ihre Kamera und messen - bei Diafilm die hellste, bei Negativfilm die dunkelste Stelle - an und stellen diesen Wert manuell (!) an Ihrer Kamera ein. Würden Sie den Schwenk über 180xGRADx jeweils der Belichtungsautomatik überlassen, bekämen Sie verschiedene Farben in Ihr Panoramabild.
Panoramen durch Teilaufnahmen
Jetzt fangen Sie ganz links mit der ersten Aufnahme an, merken sich rechts am Sucherrand einen bestimmten Punkt in der Landschaft, und nach der Aufnahme schwenken Sie die Kamera so weit, daß Sie den markanten Punkt am linken Sucherrand haben. Je mehr solcher Teilaufnahmen Sie hinterher nahtlos zusammenfügen, desto weiter wird das Panorama.
Welches Objektiv Sie dazu verwenden wollen, bleibt Ihnen überlassen. Sie können das an Ort und Stelle mit einigen Objektiven ausprobieren und werden dabei herausfinden, daß Weitwinkel - bei genau horizontaler Kamera! - wenig kleine Landschaft und viel großen Himmel bringen. Das kann je nach Landschaft - sehr reizvoll sein, besonders an der See. Im Gebirge wird Ihnen das Standardobjektiv oder gar ein Tele dramatische Wirkung bringen.
Die Anzahl der Aufnahmen für 180xGRADx richtet sich nach dem Bildwinkel Ihres Objektivs; da sich die Teilaufnahmen aber ein wenig überlappen müssen - damit man sie gut schneiden und zusammenfügen kann -, stimmt rechnerisch die Formel 180xGRADx geteilt durch den Obiektiv-Bildwinkel nicht ganz: Sie müssen eine bis zwei Aufnahmen mehr rechnen. Noch etwa anderes ist zu beachten: Das Objektiv schneidet den Vordergrund, den Sie unbewußt noch wahrnehmen, ab - betrachten Sie deshalb alle
Teilbilder vor der Aufnahme ganz genau im Sucher.
Von den Dias lassen Sie Papierbilder ziehen, die sie genau auf die Passer schneiden und auf eine Unterlage kleben. Das können Sie auch - gegen entsprechende Bezahlung - von einem guten Labor machen lassen. Ich wünsche ihnen viel Panoramavergnügen!
PS. Obiektiv-Hersteller geben als Bildwinkel meistens die Diagonale an, was für diese Aufnahmen nichts nützt. Man muß den horizontalen Bildwinkel das Objektivs für eine Materialberechnung kennen und für den Verschnitt beim Überlappen noch etwas zugeben.
Alexander Borell in Color Foto 10/1983
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