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Leitartikel Muß Mamiya einpacken? Der Bankrott des japanischen Handelshauses J. Osawa trieb Anfang März auch den Kamerahersteller Mamiya in die Pleite. Nachdem zahlreiche Rettungsversuche fehlgeschlagen sind, mußte das 1940 gegründete Unternehmen ebenfalls Konkurs anmelden. Der Vorgang war für die Branche recht überraschend und selbst die deutsche Tochter wurde nur durch eine kurze Telefaxmitteilung informiert und gebeten, ebenfalls zum Konkursgericht zu marschieren. Der Zusammenhang zwischen dem Spezialhandelshaus J. Osawa und dem Kamerahersteller Mamiya ist schnell erklärt: Osawa hat den weltweiten Export-Exklusiv-Vertrag für Mamiya-Erzeugnisse und ist an der Firma mit 10% beteiligt. Die Schulden von Mamiya werden auf etwa 110 Millionen Dollar geschätzt. Die Kamerafirma wurde 1940 gegründet, das Exportgeschäft betreibt J. Osawa seit 1965. Soweit die Tatsachen. Ein offizielles Statement zur Sache gab es bisher weder von J. Osawa, noch von Mamiya. Spekulationen gehen dahin, daß es eine ganze Reihe von Interessenten gibt, die vorerst zumindest die Konkursmasse - bestehend aus Halbfertig- und Fertigprodukten - kaufen wollen. Wie es dann weitergehen soll, ist von der Geduld der Gläubiger abhängig. Hoffentlich gibt es eine Art von zweitem "Rollei-Modell", das sich ja nach anfänglicher Panikmache ganz gut eingelaufen hat. Mamiya-Deutschland hat seine Pforten jedenfalls bis zum Redaktionsschluß dieser Ausgabe nicht geschlossen. Es wird weiter ausgeliefert, es wird weiter fakturiert. Ein besonders interessanter Punkt - der Kundendienst - er arbeitet zur Zeit noch voll weiter. Serviceleistungen werden wie gewohnt abgewickelt, allerdings müssen bis zur weiteren Klärung der Gesamtsituation Garantiereparaturen gegen Berechnung durchgeführt werden. Ein schwacher Trost, aber ein Zeichen dafür, daß man trotz der momentanen Misere die Sache nicht als verloren betrachtet. Ein Verlust für die stetig steigende Anzahl der Mittelformat-Anhänger wäre der Wegfall von Mamiya-Kameras auf jeden Fall. Die Marktuntersuchungen von COLOR FOTO haben ergeben, daß ca. 8% der engagierten Hobbyfotografen vorhaben, sich demnächst eine Mittelformatkamera zu kaufen. Sollte Mamiya keine neuen Geldgeber finden, wird die Angebotspalette dieser Kameragruppe sehr klein und um einige technologisch hochwertige Geräte geschmälert. Noch ein Tip: Sollte der Fotohändler in Ihrer Nachbarschaft so voreilig und unklug sein, Mamiya-Kameras jetzt zu verramschen - kaufen Sie! Herzlichst Ihr Herbert Sittenauer Herbert Sittenauer in Color Foto 5/1984 {ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}