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Magazin Firmenporträt: Hanimex Der unbekannte Riese Ein "H" mit einer stilisierten Weltkugel, auf der als einziger Kontinent Australien eingezeichnet ist: Das Firmenzeichen läßt keinen Zweifel darüber aufkommen, auf welcher Seite der Erde der Foto- und Freizeitmarkt-Riese Hanimex zuhause ist. Wer an Australien denkt, denkt an Känguruhs, Koala-Bären, Bumerangs und vielleicht an Ayers Rock, den riesigen roten Felsen inmitten des Kontinents. Er denkt bestimmt nicht an eine Firma, die es sich vorgenommen hat, in diesem Jahr weltweit 1,2 Millionen Sucher-, Pocket- und Disc-Kameras, 100000 Objektive, 160000 Blitzgeräte und 90000 Diaprojektoren zu verkaufen. Doch diese Firma gibt es. Sydney, Australien. In der Old Pittwater Road in Vorort Brookvale sind auf einem fünfeinhalb Hektar großen Gelände die Hauptverwaltung der Hanimex Corporation Limited, die Entwicklungs- und die Serviceabteilung, ein Großlabor für Dia- und Negativverarbeitung und Lagerhallen untergebracht. Hier laufen die Fäden einer Firma zusammen, deren Produkte in mehr als 60 Ländern erhältlich sind. Fast 40 Jahre erfolgreich Im Jahr 1947 gründete der Deutsche J. D. Hennes in Sydney die Firma Hanimex als kleines Importunternehmen, das sich bald dem Fotosektor zuwandte. Die Firma wuchs schnell. Innerhalb kurzer Zeit wurden über ganz Australien verstreut Verkaufsbüros, Kundendienststellen und Geschäfte eingerichtet. 1957 erfolgten der Umzug nach Brookvale und die ersten Schritte, um Hanimex zu einer Weltfirma zu machen - es wurden Niederlassungen in England und Japan gegründet, nachdem bereits fünf Jahre zuvor der Sprung nach Neuseeland gelungen war. Im Jahr 1963 schließlich wurde auch Deutschland in die Planung miteinbezogen, bald darauf bezogen die deutschen Hanimex-Mitarbeiter ihre ersten Büros in Hannover. Gleichzeitig wurden Büros in Amerika und ein Jahr später in Kanada gegründet. Die jüngste Hanimex-Niederlassung entstand 1973 in Frankreich. Nicht nur Verkaufsbüros wurden eröffnet, auch Fertigungsanlagen wurden außerhalb des australischen Mutterlandes erstellt: 1964 in Hongkong, 1976 eine Projektoren-Fabrik im irischen Cork und 1977 in Jackson, Michigan, USA. Hanimex ist auch in der Film-Finishing-Branche erfolgreich: Labors werden in Australien in Sydney, Melbourne, Adelaide, Brisbane und Perth betrieben, in Neuseeland in Wellington und sogar ein kleines Labor in England. In Australien kommt hinzu, daß Hanimex den Vertrieb der Fuji-Filme in Händen hält und damit sehr erfolgreich ist. Die Produktpalette zielt auf den Freizeitmarkt Nicht alle Produkte, die Hanimex in Australien oder Südostasien vertreibt, sind auch auf dem deutschen Markt erhältlich. Das Angebot umfaßt auf dem Fotosektor Kompaktkameras, Pocket- und Disc-Kameras, Objektive, Diaprojektoren, -Betrachter und -Kästen, Leinwände und Stative, Röntgenfilme, professionelle Cine-Filme und Kopierpapiere, Hinzukommen auf dem Sektor der Elektrogeräte Heizlüfter, Ventilatoren und Schreibtischlampen, für den Freizeitmarkt Surf-Bretter, Schwimmflossen, Taucherbrillen und Kühlboxen. Nur ein Teil der Produkte, die man mit dem Hanimex-Schriftzug versehen kaufen kann, wird auch von Hanimex hergestellt. Vieles wird im Auftrag von Hanimex von freien Herstellern produziert, anders wird eingekauft. Dabei wird stets auf ein gutes Preis-Leistungsverhältnis geachtet. "Hanimex - Damit ihr Hobby preiswert bleibt", so wirbt zumindest die deutsche Niederlassung. Ihr Sitz in der Bundesrepublik ist Hannover-Langenhagen, der Flughafen ist "um die Ecke". Wie bereits erwähnt kam Hanimex 1964 nach Deutschland, zu nächst unter dem Namen "Camfotek", ehe zwei Jahre später der richtige Name ins Handelsregister eingetragen wurde. Der Vertrieb als zweites Standbein Hanimex Deutschland kümmerte sich nicht nur um den Absatz der eigenen Produkte. Etliche Firmen und ihre Geräte wurden in Deutschland von der Hanimex-Mannschaft bekannt gemacht: Dazu gehört Petri, deren Kompaktkamera 35ee sich zum Renner entwickelte, dazu gehört die HiFi-Marke Teac, dazu gehört Korn-Mackway mit der ersten Aktivbox der Welt. Auch das FujiSingle-8-Filmsystem wurde, wie die Amateurfilme des "grünen Riesen", von Hanimex nach Deutschland gebracht. Mitarbeiter, die schon damals dabei waren, denken heute noch mit Bedauern daran, daß diese Filmkameras, sich gegen das Super-8System nicht behaupten konnten. Filmkameras tauchen heute bei Hanimex in Hannover nur noch als Reparaturfälle auf. In der Serviceabteilung wird alles repariert, was von Hanimex verkauft wurde. Das "know-how" kommt von langjährigen Mitarbeitern, die die Geräte teils noch aus der ersten Stunde kennen. Doch nicht nur mit fremden Produkten war Hanimex in Deutschland erfolgreich. Hanimex bot die ersten Fremdobjektive in Deutschland an, brachte als Erster einen brennweitenverdoppelnden Konverter auf den deutschen Markt und führte Blitzgeräte ein, die ihren Strom nicht aus einem aufladbaren Akku, sondern aus Batterien bezogen. Hans-Joachim Kohl, der Geschäftsführer der Hanimex/Deutschland, denkt aber nicht nur an diese "Meilensteine" der Firmengeschichte. Spontan fallen ihm zwei kleine Geräte ein: der Diabetrachter Hanorama, der das Sonnenlicht über einen Hohlspiegel gebündelt in die Betrachtungsebene warf und so ein helleres Bild lieferte als vergleichbare Geräte ohne Lampe, und der Hama-Projektor rondette 110 für Pocket-Dias. An sich kein ungewöhnliches Gerät, ungewöhnlich allerdings war das Magazin: eine Art Gürtel, in den die Dias eingesteckt wurden. Viel Geld wurde mit Pockets ohnehin verdient: Hanimex hatte den besten Pocket-Kamera-Produzenten unter Vertrag und konnte so Spitzen-Pockets zu einem günstigen Preis anbieten. Kohl zum Thema Pocket: "Seit es Disc gibt, verkaufen wir wieder mehr Pocket-Kameras!" Abwendung von den "schnellen Märkten" Hanimex hatte und hat auch in Deutschland ein weit gestreutes Angebot, nicht zuletzt weil Hanimex sich lange Zeit um die "schnellen Märkte" kümmerte. Mit anderen Worten: was immer auf einem Gebiet, das Hanimex abdecken konnte, aktuell war, wurde von Hanimex verkauft. Diese Strategie wurde überdacht. Hanimex soll nun ins Bewußtsein der qualitätsbewußten Verbraucher gebracht werden, im Angebot soll mehr Stabilität herrschen. Die drei wichtigsten "Beine" sind für Hanimex Kameras, Objektive und Blitzgeräte, der Elektroniksektor soll verstärkt werden. Das Streben nach hoher Qualität wird auf dem Fotosegment durch die Vorstellung der Hi-Tec-Objektive dokumentiert, die trotz ihres höheren Anspruchs preiswert bleiben sollen. Das Ziel, das sich Hanimex/Deutschland gesetzt hat, ist einfach formuliert: "Wir wollen", sagt Hans-Joachim Kohl, "die Freude am Fotografieren erhöhen". Herbert Kaspar in Color Foto 8/1984 {ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}