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Fotopraxis
Die Kamera-Typen
Wer sucht, findet
Nicht nur verschiedene Kameramarken werben um die Gunst des Käufers, auch verschiedene Kamera-Typen. Sie unterscheiden sich durch den Sucher und Filmformate.
Am Prinzip der Kamera hat sich seit den Anfängen nichts geändert. Wie würde Professor Bömmel (ganz recht, der aus Heinrich Spoerls Feuerzangenbowle) sagen: "En Kamera, dat ist ene kleine schwarze Raum, der hat hinten und vorn e Loch. Dat eine Loch, dat is dat Objektiv. Und dat andere Loch, dat krieje mer später." Aus dem so charakterisierten Urvater aller Kameras hat sich ein Stammbaum mit etlichen Ästen und Zweigen entwickelt. Welche Grundtypen lassen sich aus dem Angebot herausfiltern?
Sucher contra Spiegel
Bei der Sucherkamera wird das Motiv durch ein eigenes optisches System, den Durchsichtssucher, anvisiert. Da dessen optische Achse und die optische Achse des Objektivs einige Zentimeter auseinander liegen, zeigen Sucherbild und fotografiertes Bild nicht immer den gleichen Ausschnitt des Motivs. Dieses Phänomen der Parallaxe tritt um so deutlicher zu Tage, je kleiner die Entfernung zwischen Kamera und Motiv ist.
Gar keine Parallaxe hat dagegen der Benutzer einer einäugigen Spiegelreflexkamera zu befürchten. Das Motiv wird durch das Aufnahme Objektiv betrachtet. Unabhängig von der Brennweite des Objektives zeigt der Sucher immer den richtigen Ausschnitt. Ein kleiner Spiegel macht dies möglich. Er ist im Winkel von 45xGRADx zwischen Objektiv und Film montiert. Das Licht, das vom Objektiv kommt, wird über diesen Spiegel auf eine Mattscheibe umgelenkt, wo das Motiv aufrechtstehend aber seitenverkehrt betrachtet werden kann ("Lichtschachtsucher"). Bei anderen einäugigen Spiegelreflexkameras schließt sich an die Mattscheibe das Sucherprisma an, in dem das Bild umgedreht wird, so daß es nun auch seitenrichtig erscheint.
Eine Zwitterstellung nehmen die zweiäugigen Spiegelreflexkameras ein. Das Motiv wird durch ein Objektiv betrachtet, das die gleiche Brennweite und damit den gleichen Bildwinkel aufweist, wie das Objektiv, durch das der Film belichtet wird. Dieses Sucherobjektiv ist aber oberhalb des Sucherobjektivs untergebracht, wodurch sich wie bei der Sucherkamera eine Parallaxe ergibt.
Eine weitere Variante stellen die Großformatkameras dar. Hier fällt das Licht vom Objektiv ohne Umweg über einen Spiegel direkt auf eine Mattscheibe, wo das Motiv nicht nur seitenverkehrt sondern auch kopfstehend abgebildet wird. Für die Aufnahme wird die Mattscheibe durch eine Kassette mit dem Film ersetzt. Durch verschiedene Kassetten bzw. Magazine wird die Fachkamera zur Mehrfachkamera. Dem Fotografen stehen Filme verschiedener Fabrikate nicht nur in Farbe oder Schwarzweiß, für Bilder oder Dias zur Verfügung, sondern auch in verschiedenen Größen.
Größe nach Gusto
Die Formate für Minox-, Disc- und Pocketkameras kann man unter dem Begriff Kleinstbild zusammenfassen. Das nächst größere wichtige Format ist das Kleinbildformat mit dem größten Angebot an Filmen. Ein Negativ oder Dia ist 24x36 mm groß. Die nächste Formatgruppe bietet 4,5x6 cm, 6x6 cm, 6x7 cm und 6x9 cm zur Wahl.
Die drei bislang angesprochenen Formate haben eines gemeinsam: es können mehrere Bilder nacheinander auf ein Filmband (bzw. eine Filmscheibe im Falle der Disc) belichtet werden. Dabei sind die Kleinstbildfilme in Kassetten untergebracht, sie können direkt nach dem Belichten aus der Kamera entnommen werden. Kleinbildfilme sind in Patronen konfektioniert. Sie werden für die Belichtung aus der Patrone herausgespult und müssen, wenn der Film aus der Kamera entnommen werden soll, wieder in die Patrone zurückgespult werden. Ganz ohne Hülse kommt der Rollfilm aus. Der Film ist in einer Lage Deckpapier auf einer Spule aufgerollt, und wird beim Filmtransport auf eine andere Spule aufgewickelt. Mit der wird er zum Entwickeln gebracht, die Spule des Filmes wird zur neuen Leerspule.
Die Filme für Sofortbild- und Großbildkameras sind (mit Ausnahme der Sofort-Filme, die als Kleinbildfilme gelten können) Einblatt-Filme. Das heißt in diesem Falle nichts anderes, als daß jedes Bild ein eigener Film ist. Bei Sofortbildkameras sind meistens mehrere Filme in einer Kassette zusammengefaßt, während die Planfilme für die Großformatkameras in der Dunkelheit von Hand in die Kassetten eingelegt werden müssen.
Herbert Kaspar in Color Foto 1/1985
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