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Photopraxis
Der Kameraverschluß
Klappe zu
Die richtige Belichtung ist das "A", die Schärfe das "O" des technisch perfekten Bildes. Daß die Belichtung richtig wird - daran ist der Verschluß sehr maßgeblich beteiligt.
Die wichtigste Aufgabe des Verschlusses ist es, manchmal offen zu sein. Denn ginge es allein darum, den Film in der Kamera lichtdicht zu verwahren, so täte eine solide Metallplatte ebenso gute Dienste. Da der Film aber belichtet werden soll, muß er für das Licht zugänglich gemacht werden.
Die ersten Filme brauchten sehr viel Licht, und die lange Zeit, die es auf die Emulsion einwirken mußte, konnte sehr gut dadurch bestimmt werden, daß der Fotograf den Objektivdeckel entfernte und nach der Belichtung wieder aufsetzte. Bei manchen ersetzte der Hut den Objektivdeckel.
Heute ist dieses Verfahren nicht mehr anzuraten. Die Belichtungszeiten sind sehr kurz geworden und wir müssen uns auf den - mechanisch oder elektronisch gesteuerten - Ablauf eines Verschlusses verlassen, der das Bild für 1/60 Sek. so präzise belichtet wie für 1/2000 Sek.
In den Spiegelreflexkameras und Großformatkameras kommen hauptsächlich zwei Verschlußtypen zur Anwendung: der Schlitzverschluß und der Zentralverschluß. In den Kompaktkameras sind es oft einfache Lochverschlüsse, die gleichzeitig die Funktion der Blende übernehmen: Zwei Metallplättchen sind mit je einer dreieckigen oder halbrunden Einkerbung versehen, die sich durch das Auseinanderziehen der Plättchen zu einer viereckigen oder runden Öffnung ergänzen. Die meisten dieser Verschlüsse haben nur wenige, oft nur eine oder zwei Verschlußzeiten zu bieten. Anders der Schlitzverschluß. Seine Zeitenreihe reicht von 120 Sek. bis zur 1/4000 Sek. Die Verschlußzeit wird durch die Breite eines Schlitzes bestimmt, der von zwei Verschlußvorhängen (aus Stoff oder Metallfolie) gebildet wird. Im Ruhezustand verdeckt der erste Vorhang das Filmfenster, der zweite wartet aufgerollt auf seinen Einsatz. Im Moment des Auslösens startet der erste Vorhang wie von der Sehne geschnellt. Nach einer bestimmten Zeit startet der zweite Verschlußvorhang und jagt mit gleicher Geschwindigkeit dem ersten nach, ohne eine Chance, ihn jemals zu erreichen. Der Schlitz, der zwischen beiden Vorhängen am Film vorbeiflitzt, ist sehr schmal, wenn die Verschlußzeit sehr kurz ist und breiter, wenn die Verschlußzeit länger ist. Je nachdem, wie schnell die Vorhänge bewegt werden können, erreicht der erste Vorhang früher oder später sein Ziel. Bei manchen Kameras schon nach 1/200 Sek., bei anderen erst nach 1/60 Sek. Wenn der zweite Vorhang erst nach Ablauf dieser Zeit startet, ist das Filmbild für einen Moment von keinem Verschlußvorhang abgeschattet. Diesen Moment muß man (mindestens) abwarten, um einen Blitz zu zünden. Leuchtet das Blitzlicht auf, solange der erste Vorhang noch unterwegs ist, so wirft dieser einen Schatten aufs Bild, das dann einen dunklen Streifen aufweist.
Zentralverschluß: Ideal fürs Blitzen
Keine spezielle Blitzsynchronisationszeit brauchen die Zentralverschlüsse. Hier wird der Lichtdurchlaß durch Verschlußlamellen von innen her freigegeben, das Licht fällt immer aufs ganze Filmbild. Während Schlitzverschlüsse in die Kameras eingebaut sind, befinden sich Zentralverschlüsse meistens im Objektiv. Sie sind heute nicht in der Lage, mit den Kurzzeiten der Schlitzverschlüsse mitzuhalten. Hier ist die 1/500 Sek. die schnellste Zeit.
Natürlich gibt es noch Spezial Verschlüsse für Spezial-Kameres. Bei einer Robot-Motorkamera mit sehr hoher Bildfrequenz wird die Verschlußzeit beispielsweise durch eine rotierende Scheibe mit einem "Leersegment" bestimmt.
Herbert Kaspar in Color Foto 2/1985
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