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Fotopraxis
Belichtungsmessung
Auf Belichtungsmessers Schneide
Ob mit Belichtungsautomatik oder manueller Einstellung von Zeit und Blende - der erste Schritt zum richtig belichteten Bild ist immer der Einsatz des Belichtungsmessers.
Der Fotograf, der seinen Film 1/125 Sek. lang bei Blende 8 belichtet oder die Kamera, die automatisch zur vorgewählten Blende 5,6 die 1/250 als korrekte Belichtungszeit einstellt, haben (in der Regel) gute Gründe für ihr Tun. Sie verlassen sich darauf, daß der Belichtungsmesser richtig gearbeitet hat.
Lichtmessung contra Objektmessung
Die richtigen Belichtungsdaten können auf zwei Wegen ermittelt werden:
erstens, man mißt das Licht, das die Szene beleuchtet,
zweitens, man mißt das vom Motiv reflektierte Licht.
Man spricht im ersten Fall von Lichtmessung, im zweiten Fall von Objektmessung.
Die Lichtmessung ist selten geworden in der letzten Zeit, ihre Verbreitung schwand mit dem Rückgang der als Zubehör im Hobbyeinsatz befindlichen Handbelichtungsmesser.
Für die Lichtmessung wird der Belichtungsmesser mit einem weißen Diffusor versehen, der als Scheibe vor der Meßzelle befestigt werden kann, als Rollo davor geschoben oder in Form einer Halbkugel montiert. Der Diffuser erweitert nicht nur den Meßwinkel, sondern reduziert das einfallende Licht auf die Menge, die vom Motiv etwa reflektiert wird.
Die Lichtmessung erfolgt im Normalfall vom Motiv in Richtung Kamera, wenn dies nicht möglich ist, bringt eine Ersatzmessung ebenso zuverlässig das richtige Ergebnis, wenn sie unter gleichen Lichtbedingungen durchgeführt wird. In vielen Fällen kann auch bei Aufnahmen im Sonnenschein vom Aufnahmeort aus gemessen werden. Die Lichtmessung vom Motiv Richtung Kamera ist immer zuverlässig, da exakt das Licht zur Messung herangezogen wird, das das Motiv beleuchtet.
Die gleiche Zuverlässigkeit erreicht die Objektmessung nur wenn das Motiv eine durchschnittliche Verteilung der Helligkeit aufweist. Sobald stark reflektierende und kaum reflektierende Teile im Motiv in einem unausgewogenen Verhältnis zueinander stehen, kommt der Belichtungsmesser ins Schleudern. Wenn ein weißgekleidetes Mädchen - beispielsweise vor einer dunklen Wand steht, so sieht der Belichtungsmesser viele dunkle Bildanteile und veranlaßt die Belichtungssteuerung, entsprechend eine lange Verschlußzeit und/oder eine große Blende abzurufen. Das Mädchen, das eigentlich das Motiv ist, wird dadurch aber zu hell wiedergegeben. Ähnliche Probleme treten auf, wenn helle Motivteile überwiegen, das Motiv aber dunkel ist, Gegenlichtaufnahmen sind ein Problem für den Belichtungsmesser - aber auch Motive, die weiß in weiß oder schwarz in schwarz aufgebaut sind, liegen dem Belichtungsmesser nicht.
Der Belichtungsmesser hat als Vorgabe ein Idealmotiv, das etwa 18% des einfallenden Lichtes wieder reflektiert, das entspricht einem mittleren Grauton über die gesamte Bildfläche.
Ein Weiß-in-Weiß-Motiv ist im Vergleich zu diesem Grauton zu hell, also wird die Blende geschlossen/die Verschlußzeit verkürzt - mit dem unerwünschten Ergebnis, daß das Weiß nicht mehr strahlend weiß im Bild erscheint, sondern leicht vergraut. Umgekehrt wird das Schwarz-in-Schwarz-Motiv vom Belichtungsmesser als zu dunkel empfunden, die Blende wird vergrößert/die Verschlußzeit verlängert und auf dem Bild fehlt dem Schwarz die Sättigung. So paradox es klingen mag: Weiße Motive müssen leicht überbelichtet werden, wenn das Weiß strahlen soll, schwarze Motive verlangen nach geringer Unterbelichtung, wenn die Schwärzen satt ausfallen sollen.
Während die Lichtmessung sich heute ausschließlich auf Handbelichtungsmesser beschränkt, hat die Objektmessung die Kamera erobert. Während es früher nicht unüblich war, den Belichtungsmesser seitlich oberhalb des Objektivs unterzubringen, sitzen extern messende Systeme in modernen Kompaktkameras sehr nahe am Objektiv innerhalb des Filtergewindes. Dadurch ist gewährleistet, daß in etwa das gleiche Licht die Meßzelle trifft, das auch durchs Objektiv auf den Film fällt und Filtereinflüsse auf die Belichtung berücksichtigt werden.
Messung durch das Objektiv
Die genaue Übereinstimmung von Meßwinkel und Bildwinkel ist aber nur bei der TTL-Belichtungsmessung gegeben. TTL ist eine Abkürzung aus der Weltsprache der Fotografie und steht für "Through The Lens", zu deutsch: Durch das Objektiv. Die Belichtungsmeßzelle ist in der Kamera untergebracht und berücksichtigt so nur Licht, das tatsächlich auch zur Belichtung beiträgt. Beim Weitwinkelobjektiv erfaßt die Meßzelle einen größeren Winkel als bei der Teleaufnahme.
Die Meßzelle kann an verschiedenen Stellen in der Kamera untergebracht sein. Von der Unterbringung abhängig ist die Empfindlichkeit für Licht, das durchs Sucherokular in die Kamera fällt und besonders dann die Messung verfälscht, wenn viel Licht ins Okular fallen kann, wie bei Aufnahmen vom Stativ, oder wenn der Fotograf Brillenträger ist und das Auge nicht direkt ans Okular gebracht werden kann. Als unempfindlich gegen dieses Fremdlicht haben sich Meßzellen erwiesen, die im Spiegelkasten sitzen und ihr Licht durch teildurchlässige Stellen im Schwingspiegel zugewiesen bekommen.
Integralmessung contra Spotmessung
Die wenigsten Belichtungsmesser ziehen das ganze Meßfeld gleichstark in die Messung mit ein, sondern bewerten einen zentralen Teil des Motives stärker, weil dort bei den meisten Bildern der wichtigste Teil des Motives liegt. Zudem wird oft der obere Bildteil weniger wichtig genommen, weil dort - nicht nur bei Landschaftsaufnahmen - sich der blaue Himmel spannt und eine Unterbelichtung des restlichen Bildes herbeiführen könnte. Man spricht in diesem Fall von mittenbetonter Integralmessung, die dem größten Teil aller Motive gerecht wird und sich deshalb durchsetzte.
Das Gegenteil zur integralen Belichtungsmessung ist die Spotmessung oder Punktmessung, bei der nur ein sehr kleiner zentraler Teil des Bildes bewertet wird. Diese Art der Messung verlangt vom Fotografen, daß er sich für ein Motivdetail entscheidet, das ihm am wichtigsten ist. Dieses Teil wird angemessen und dieser Meßwert wird für das ganze Bild verwendet. Auch das kann zu fehlbelichteten Bildern führen - wenn das Hauptmotiv um ein vielfaches heller oder dunkler ist als das Umfeld. In diesem Fall empfiehlt es sich, mehrmals zu messen und einen Mittelwert zu bilden oder eine Graukarte anzumessen, die mit 18% Reflexionsvermögen dem Durchschnittsmotiv entspricht - doch auf die Methoden bei schwierigen Situationen zum richtig belichteten Bild zu kommen, werden wir im nächsten Heft eingehen.
Die Fotozellen
Die einfachste Variante des Belichtungsmessers ist der mit Selenzellen bestückte. Selen verwandelt auftreffendes Licht in Strom, den man messen und aus dessen Stärke man die Intensität des Lichtes und damit die richtige Zeit-Blenden-Kombination bestimmen kann. Selenzellen haben den Vorteil, ohne Energieversorgung zu arbeiten, weisen aber andererseits den Nachteil auf, nicht mehr empfindlich genug zu sein, wenn das Licht schwächer wird. Die nächste Stufe in der Entwicklung der Belichtungsmesser waren die, die mit CdS-Zellen arbeiten. Cadmiumsulfit ist eine chemische Verbindung aus Cadmium und Schwefel, die ihre Leitfähigkeit in Abhängigkeit vom einfallenden Licht verändert - wozu sie aber in einem Stromkreis angeschlossen sein muß, was wieder Abhängigkeit von einer Batterie bedeutet. Die CdS-Zellen haben gegenüber den Selenzellen den Vorteil, empfindlicher zu sein.
Karl Lukas in Color Foto 5/1985
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