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Firmenporträt
Nikon
Nicht nur für Profis
Mitten in der dünnen Gipfelluft der weltbesten Kameras belegt Nikon seit rund dreißig Jahren einen Stammplatz. Doch die geänderte Firmenstrategie führte Ende der siebziger Jahre zu einer Öffnung nach unten. Sehr zum Wohle des Unternehmens, das auch bei anderen High-Tech-Produkten kräftig mitmischt.
"Sicherlich fühlten sich viele Edelamateure unter unseren Kunden vor den Kopf gestoßen, als wir 1979 den mutigen Schritt wagten und mit der Nikon EM in den Massenmarkt der Spiegelreflexkameras eindrangen", so kommentiert Hartmut Bauer, Pressesprecher der Nikon GmbH in Düsseldorf, den mutigen Schritt, den die Tokioter Mutter damals konsequent vollzog. Doch er hat dabei gut lachen, denn der gefürchtete Prestigeverlust blieb aus. Im Gegenteil, auch weniger ambitionierte Fotografen waren stolz auf ihre 400-Mark Nikon und orientierten sich an den Leitbildern der Marke in Gestalt einer F 2 oder später F 3. 1982 folgte der zweite Streich mit der Autofokus-Kompaktkamera F 35 AF. Nicht nur das Image sondern auch die Kasse stimmt. Konnten die emsigen Japaner sich doch inzwischen auf Platz drei weltweit unter den Kameraherstellern vorschieben. Gleich hinter den traditionellen Großserienherstellern Canon und Minolta. Auch der Umsatz spricht in diesem Zusammenhang eine deutliche Sprache. Nicht weniger als 85 Milliarden Yen erwirtschaftete Nikon im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 1983/84, das entspricht einem Zuwachs von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Vor dem Hintergrund des weltweit stagnierenden Kamerageschäfts wirken diese Zahlen noch eindrucksvoller. Wen wundert's da noch, wenn Nikon zu den besonders gut gewachsenen Töchtern des Mitsubishi-Konzerns gehört, auf welche die mit Stahl groß gewordenen Eltern besonders stolz sind. Kein Wunder auch, daß angesichts solchen Umsatzvolumens die viel zitierte Nikon-Profi-Klientel nur die Spitze des Eisbergs bildet - eine sehr zugkräftige Avantgarde übrigens. Schließlich arbeiten über 70 Prozent der Berufsfotografen mit Nikon. Das schafft Ansehen. Rund 5000 Mitarbeiter produzieren in sechs Werken auf der Insel Hondo Kameras, Objektive, Mikroskope, Ferngläser, Brillen und Meßinstrumente.
Die Karriere des Unternehmens begann 1917. Drei führende Optikhersteller des fernöstlichen Kaiserreichs schließen sich zur Nippon Kogaku K. K. zusammen. Ein Jahr später wird das Werk Oi eingeweiht, die Keimzelle des Konzerns. Auch heute noch gilt dies für Oi denn es beherbergt die Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Außerdem läuft hier die F 3, Nikons Topmodell vom Band. Zuerst konzentrierte sich das junge Unternehmen auf die Fertigung von Brillengläsern, Feldstechern und Fernrohren. Der Name "Nikkor" als Begriff für fotografische Objektive taucht zum ersten mal 1931 in den Annalen auf. Nach Rüstungsboom und Kriegschaos folgte die Produktion von Mikroskopen und einer Kleinbilbsucherkamera schlicht Nikon I getauft. 1959 erblickt die Nikon F, als erste Spiegelreflexkamera des Hauses das Licht der Welt. Sie wird von Profifotografen begeistert aufgenommen und festigt den soliden Markenruf.
Nikon expandierte in den sechziger Jahren kräftig, auch die anderen Unternehmensbereiche profitierten von dieser Politik des Wachstums. Das siebte Jahrzehnt bringt die Nikon F 2 mit der 2000stel Sek. und ein Engagement bei Amerikas Raumfahrt.
Die Zeichen der Zeit Kompaktbauweise und Elektronik erkennt man bei Nikon rechtzeitig und präsentiert die fortschrittlichen Modelle FM und FE.
Im Zeitalter der Mikroprozessoren sicherte sich Nippon Kogaku eine gute Marktposition als Gerätelieferant für die Halbleiterproduktion. Nur mit Hilfe der Lasertechnik beherrscht man heutzutage Toleranzmaße von unter einem Millionstel Meter, die bei der Halbleiterfertigung an der Tagesordnung sind. Das Nikon Prüfgerät "Lampas" dringt sogar in den Submikron-Bereich ein. Aber damit nicht genug. Nicht nur die Prüfung der Halbleiter übernimmt ein Nikon-Produkt, sondern auch deren Fertigung. Das Nikon NSR gilt als einer der schnellsten Chip-Printer der Welt.
Doch bei aller Diversifizierung die Kamerafertigung bildet nach wie vor das Rückgrat des Unternehmens, das auch an der elektronischen Bildübertragung (Telephoto-Transmitter) kräftig arbeitet. Daß es Nikon so gut geht, daran hat auch die deutsche Tochter regen Anteil. In der Heine-Stadt am Rhein sorgen 90 Mitarbeiter für das Wohl der japanischen Marke. Sie erwirtschafteten im Geschäftsjahr 1984/85 immerhin 75 Millionen Mark, rund 13 Prozent mehr als im Vorjahr Kristof Friede, Leiter Res Geschäftsbereichs Foto, zeigt sich denn auch für das laufende Jahr unternehmungslustig: "Wir haben viel vor", lautet seine lakonische Antwort auf die Frage nach künftigen Aktivitäten und er fügt hinzu: "Bestehendes wird weiterentwickelt, aber auch völlig Neues wird kommen." Seien wir also gespannt auf eine Nikon "FX" noch in diesem Jahr!?
Alf Cremers in Color Foto 7/1985
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