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DX-Codierung Aus Wissenschaft und Technik Die informative Filmpatrone Die DX-Welle rollt. Kaum eine Kamera-Neuerscheinung verzichtet auf diese Bedienungserleichterung die vor der Enttäuschung falsch belichteter Filme bewahrt. Bei Kompaktkameras gehört dieser Komfort inzwischen schon zur Selbstverständlichkeit. Was steckt dahinter? Kodak schlug schon vor zwei Jahren die DX-Codierung belichtungs- und verarbeitungswichtiger Filminformationen vor. Die Codierung soll zur automatischen Eingabe dieser Information in die Kamerasteuerung bzw. in Labor- und Kopiersysteme dienen. Inzwischen sind nun die ersten Kameras mit einer Abtastung der DX-Codierung auf dem Markt erschienen - und beweisen somit, daß die automatische Eingabe von mindestens der Filmempfindlichkeit für den heutigen Stand der Kameraautomatik und der computerartigen Anzeige der Einstellungen unerläßlich ist. Wie funktioniert nun diese DX-Verschlüsselung? Die komplette, seinerzeit von Kodak vorgeschlagene, Verschlüsselung umfaßt vier Informationsträger - zwei auf der Patrone und zwei auf dem Film selbst, sowie eine aufgedruckte Bezeichnung der Patrone, die durch ein Sichtfenster in der Kamera (falls vorgesehen) den Filmtyp anzeigt. Drei der Informationsträger- eine Strichcodierung auf der Patrone, eine weitere Strichcodierung am Rand des entwickelten Films (nur bei Negativfilmen) und die Lochung in der Filmzunge - sind ausschließlich zur Kennzeichnung des Films im Labor bestimmt. Interessant für die Kamera ist aber die schachbrettartige Anordnung von teils elektrisch leitenden und teils isolierenden Feldern auf der Patronenhülse, die zur kameraseitigen Abtastung der Filmdaten dienen. Im Patronenfach der Kamera drücken metallische Kontakte gegen diese Felder und prüfen somit, welche der Felder elektrisch leitend und welche nichtleitend sind. Information per Felder Sieht man sich dieses Muster auf einer aufrecht stehenden Patrone (mit Spulenkopf oben) an, so läßt sich dieses Abtastrechteck in zwei Spalten von je sechs Feldern aufteilen. Einfachheitshalber numerieren wir die rechte Spalte der Felder von 1 bis 6, die linke von 7 bis 12. Die beiden obersten Felder (Nr. 1 und 7) sind immer leitend - also blankes Metall. Die übrigen zehn Felder vermitteln verschiedene Informationen in vier Gruppen. Die erste Gruppe der Felder 2, 3 und 4 verschlüsselt - zusammen mit Feld 1 - die Filmempfindlichkeitsgruppe. Sind die Felder 2, 3 und 4 alle schwarz (nichtleitend), so handelt es sich um einen Film der Gruppe ISO 25/15xGRADx bis 40/17xGRADx. Ein weißes bzw. leitendes Feld 2 (mit schwarzen Feldern 3 und 4) entspricht der Gruppe ISO 50/18xGRADx bis 80/20xGRADx. Ist nur das Feld 3 weiß, so haben wir es mit einem Film zwischen ISO 100/21xGRADx und 160/23xGRADx zu tun, während ein alleiniges leitendes Feld 4- der Gruppe 400/27xGRADx bis 640/29xGRADx entspricht. Dann gibt es Kombinationen: Leitende Felder 2 und 3 zusammen entsprechen der Gruppe ISO 200/24xGRADx bis 320/ 26xGRADx, Felder 2 und 4 zusammen der Gruppe ab ISO 800/30xGRADx, die Felder 3 und 4 zusammen der Gruppe ab 1600/33xGRADx. Sind alle Felder 1 bis 4 leitend, so hat man schließlich eine (noch nicht existierende) Filmempfindlichkeit von ISO 3200/36xGRADx bis 5000/38xGRADx. Die zweite Gruppe der zwei untersten rechten Felder (Nr. 5 und 6) zeigt die Einzelempfindlichkeit genauer innerhalb der jeweiligen Filmgruppe an. Ein weißes bzw. leitendes Feld Nr. 5 bedeutet jeweils die erste Empfindlichkeitszahl einer Gruppe - also 25/15xGRADx, 50/18xGRADx, 100/21xGRADx usw. Ähnlich entspricht ein weißes Feld 6 der zweiten Filmempfindlichkeit in der Gruppe (32/16xGRADx, 64/19xGRADx usw.), während die dritte Empfindlichkeit der Gruppe (40/17xGRADx,80/120xGRADx usw.) durch beide Felder weiß angezeigt wird. : Als dritte Gruppe gehören wiederum die Felder 8 bis 10 zusammen (Feld 7 ist immer leitend) und bezeichnen Filmlängen zwischen zwölf Aufnahmen (nur Feld 8 leitend) bis 72 Aufnahmen (alle drei Felder 8 bis 10 leitend). Am gebräuchlichsten sind heutzutage 24 Aufnahmen (Felder 8 und 9) und 36 Aufnahmen (Feld 10), während zwei Codierungen für noch unbestimmte Filmlängen zwischen 36 und 72 Aufnahmen frei stehen. Die letzte Gruppe sind wieder die Felder 11 und 12 (die beiden linken untersten Felder), die den Belichtungsspielraum bezeichnen. Sind beide Felder schwarz (nicht leitend), so haben wir es mit einem Belichtungsspielraum von +1/2 Blendenstufe zu tun - also einem Diafilm. Beide Felder weiß bedeutet +3 und - 1 Blendenstufe Spielraum und entspricht den gängigen Negativfarbfilmen. Als Zwischenstufen gibt es + 1 Blendenstufe (Feld 12 weiß) und +2, -1 Blendenstufe (Feld 11 weiß) - für Sonder- und Schwarzweißfilme (schon ab Spätsommer von Kodak) vorbehalten. Wem Binärzahlen vertraut sind, wird merken, daß die Verschlüsselungen in jeder Gruppe, von unten nach oben gelesen, eine aufsteigende Serie von Binärzahlen darstellt. So ist die Filmempfindlichkeitsgruppe ISO 25/15xGRADx die Binärzahl 000, also 0. Die nächste Empfindlichkeitsgruppe ist 001 (1), dann folgt 010 (2), 011 (3) usw. Ein schwarzes oder nicht leitendes Feld entspricht jeweils der 0, ein weißes oder leitendes Feld = 1. Die Kamera-Abtastung Mit sechs Abtastkontakten im Patronenraum und einer entsprechenden Mikroschaltung im Meßsystem kann sich eine solche Kamera automatisch auf jede Filmempfindlichkeit zwischen ISO 25/15xGRADx und ISO 5000/38xGRADx einstellen. (Die elektrische Eingabe als solche ist nicht neu - bei mehreren Kameras wird schon längst die Einstellung der Filmempfindlichkeitsscheibe elektrisch übertragen.) Die DX-Abtastung ist allerdings etwas aufwendiger, da ja auch noch eine normale Empfindlichkeitseinstellung für nicht nach dem DX-System verschlüsselte Filmpatronen vorhanden sein sollte. Andererseits braucht eine ganz einfache und billige Kamera nicht unbedingt den ganzen möglichen Abtastbereich. Mehrere der Kameraanbieter mit dem neuen System haben sich daher einige Vereinfachungen erlaubt. Erstens kann man voraussetzen, daß die meisten Fotografen nur die üblichsten Filmempfindlichkeiten brauchen - also ISO 100/ 21xGRADx, 200/24xGRADx, 400/27xGRADx und evtl. 1000/31xGRADx und 1600/33xGRADx. Es genügt also eine Unterscheidung der Empfindlichkeitsgruppen, ohne die durch die Felder 5 und 6 differenzierten Einzelempfindlichkeiten innerhalb der Gruppen. Demgemäß haben viele der neuen Kameras mit DX-Abtastung nur vier Kontakte anstatt sechs. Zu bemerken ist, daß die obigen Empfindlichkeitswerte (außer 1000/31xGRADx) der ersten Empfindlichkeitsstufe in ihren betreffenden Gruppen entsprechen. Ein Film von 1000/31xGRADx wird als 800/30xGRADx abgetastet (mit dieser geringen Überbelichtung wird ein solcher- meistens Negativfilm ohne weiteres fertig). Und wer in einer derartigen Kamera einen Kodachrome 64 einlegt, muß mit einer auch wieder verhältnismäßig belanglosen - Überbelichtung von 1/3 Blendenstufen rechnen. Noch billiger wird es, wenn man sich mit nur 3 Kontakten begnügt - z. B. für Felder Nr.1, 2 und 4. Das ist der Fall in den DX-Kompaktkameras von Chinon und in der neuesten Halbformat-Kamera AA-35 Date von Konica. Drei Kontakte genügen, wenn man sich streng auf Filmempfindlichkeiten 100/21xGRADx, 200/24xGRADx, 400/27xGRADx und 100/31xGRADx beschränkt. Aber diese Beschränkung ist streng, denn ohne einen Kontakt für Feld Nr. 3 können bestimmte Filme die Abtastung irreführen. Denn das System kann dann nicht zwischen ISO 25 und ISO 100 unterscheiden (ein Kodachrome 25 Film wird um 2 Blendenstufen unterbelichtet) und auch nicht zwischen 64/19xGRADx und 200/ 24xGRADx. Selbst ein Film von 1600/ 33xGRADx ist nicht mehr verwendbar denn drei Kontakte würden den als 400/27xGRADx verkennen. Übrigens erlaubt sich die neue Kamera DL-200 von Fuji noch eine weitere Vereinfachung: Sie verzichtet ganz auf eine manuelle Empfindlichkeitseinstellung und stellt die Belichtungssteuerung bei Patronen ohne DX-Verschlüsselung auf ISO 100/ 21xGRADx ein. Da Fuji sich als letzter der großen Filmfabrikanten auf das DX-System umstellte, gibt es bestimmt Fotografen mit Restbeständen noch nicht verfallener, aber auch nicht DX-verschlüsselter Filmpatronen mit Fujicolor 1600 oder Fujichrome 400. Die haben vermutlich Pech. L. Andrew Mannheim in Color Foto 10/1985 {ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}