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Artikel

1998

TEST & TECHNIK Praxisbericht

Mit der neuen Canon EOS 5000 im Fotoalltag 

Lustvoller Verzicht

Mit der neuen EOS 5000 zeigt Canon den Spiegelreflex-Einsteigern, auf welche Funktionen man heute verzichten kann, ohne die anfänglichen Fotofreuden zu schmälern. Wir haben die Kamera mit dem sanften Erscheinungsbild in einem zielgruppenorientierten Praxisbericht geprüft.

Während andere Hersteller um den Absatz eines einzigen Kameramodells in der stückzahlenträchtigen SLR-Einsteigerklasse ringen, zeigt Marktführer Canon mit drei Einsteiger-Modellen die hohe Kunst der Differenzierung - eine Kunst, die Canon besser beherrscht, als es die Nomenklatur (EOS 500, EOS 1000 FN und EOS 5000) vermuten läßt. Der niedrige Einstandspreis von 699 Mark samt dem neu gerechneten EF-Objektiv 4,5-5,6/38-76 mm (der im mittlerweile üblichen selbstzerfleischenden Preiskampf der Händler wohl noch unterboten werden wird) und die angepeilte Zielgruppe (SLR-Einsteiger) lassen zunächst keine hohen Erwartungen aufkommen. Um so angenehmer ist man dann überrascht, wenn man die Kamera näher betrachtet. Die federleichte, kleine Kamera liegt ausgezeichnet in der Hand, und die wichtigsten Funktionen werden nur über ein griffiges, gut gerastetes und dennoch leichtgängiges Einstellrad eingestellt. Die SLR-Einsteiger müssen also nur Einstellrad und Auslöser bedienen. Die AF-gekoppelte 6-Zonen-Mehrfeldmessung und der Breitband-Autofokus liefern bei normalen und sogar leicht gesteigerten Motivkontrasten scharfe und korrekt belichtete Aufnahmen. Wer höhere Ambitionen hat, kann in der Blendenautomatik die Speichertaste (*) an der hinteren Gehäuseseite drücken und die Selektivmessung mit 9,5 Prozent sowie Spot-AF (nur zentraler Kreuzsensor) aktivieren.
Die Sucheranzeigen sind von großer Kargheit; Blende und Verschlußzeiten werden nicht angezeigt. Erfreulicherweise wird aber die Blende im kleinen Außenmonitor bei angetipptem Auslöser in halben Stufen anstelle des Bildzählers in jedem Programm angezeigt. Mit etwas Erfahrung kann man also die zu erwartende Schärfentiefe in etwa einschätzen. Manuelle Eingriffsmöglichkeiten in den Belichtungsvorgang oder manuelle Belichtungseinstellung gehören angesichts der Zielgruppe nicht zur Ausstattung der EOS 5000. In der Blendenautomatik kann man jedoch durch Vorwahl der Verschlußzeit und Ablesen der Arbeitsblende beide Parameter in die Bildgestaltung einbeziehen. Darüber hinaus können unter Einsatz kleiner Tricks (AF abschalten, Belichtung speichern usw.) sogar anspruchsvolle Aufnahmen mit dem Basismodell der EOS-Serie gelingen.

PRO

gutes Preis-Leistungsverhältnis

einfache Bedienung

großes AF-Meßfeld mit Kreuzsensor in der Mitte

Selektivmessung

Belichtungsspeicherung

kleines und leichtes Gehäuse 

KONTRA

keine manuelle Belichtungskorrektur

Programme

SLR-Einsteiger werden mit den 6 Programmen der EOS 5000 gut arbeiten können: "grüne" Vollautomatik, Blendenautomatik mit Zeitvorwahl sowie Motivprogramme für Porträt-, Landschafts-, Makro- und Sportaufnahmen. Mit den Motivprogrammen kann man zumindest tendenziell Blende und Verschlußzeit beeinflussen: Porträtprogramm für große Blendenöffnung und geringe Schärfentiefe, Landschaftsprogramm für kleine Blendenöffnung und große Schärfentiefe (siehe Foto), Sportprogramm für kurze Verschlußzeiten. Genauer kann man Verschlußzeit und Blende in der Blendenautomatik bestimmen.

Sucher

Trotz des Augenabstandes von 18,5 Millimeter zur Austrittspupille des Sucherokulars ist der Sucher nur bedingt für Brillenträger geeignet. Die Kargheit der Sucheranzeigen haben wir bereits bemängelt. Aber vermutlich haben wir die Abwesenheit der Zeit- und Blendenanzeige im Sucher mehr vermißt, als es die Zielgruppe wohl jemals tun wird.

Filmtransport

Die Filmtransportart ist an die jeweiligen Programme wie folgt gekoppelt: Einzelbildschaltung an Vollautomatik, Landschaft- und Makroprogramm; Serienbildschaltung an Blendenautomatik, Porträt- und Sportprogramm. Bei Serienenbildschaltung schafft die EOS 5000 eine Bildfrequenz von etwa 1 Bild pro Sekunde. Um den Film vorzeitig zurückzuspulen, muß das Einstellrad in die entsprechend markierte Position gebracht werden und anschließen die Rückspultaste neben der Selektivtaste gedrückt werden.

Belichtungsmessung

Die an die 3 AF-Sensoren gekoppelte 6-Zonen-Mehrfeldmessung bewältigt sogar leicht erhöhte Motivkontraste sehr gut. Bei hohen Motivkontrasten oder Gegenlicht sollte man aber in der Blendenautomatik eine Ersatzmessung auf eine geeignete Fläche vornehmen und mit dem gespeicherten Wert beim gewünschten Bildausschnitt auslösen. Die Belichtungsspeicherung funktioniert sowohl bei AF- als auch bei MF-Betrieb, allerdings nur in der Blendenautomatik.

Blitztechnik

Die TTL-Blitzbelichtungsmessung arbeitet mit vier Meßsegmenten, die paarweise an die drei AF-Sensoren gekoppelt sind, was normalerweise zu einer korrekten Ausleuchtung des Hauptmotivs unabhängig von der Helligkeit des Hintergrundes führt. Langzeit-Blitzsynchronisation, Vorblitz (über Tungstenlampe) oder automatische Aufhellblitzsteuerung funktionieren ebenfalls gut.

Manuelle Einstellungen

Die EOS 5000 kann auch manuell fokussiert werden, was besonders bei kritischen Motiven (vorgelagerte Strukturen, Glasscheiben), die den Autofokus irreführen können hilfreich ist.

Autofokus

Mit einem zentralen AF-Kreuzsensor, der von zwei vertikalen AF-Sensoren flankiert wird, ist die EOS 5000 besser ausgestattet als so manche AF-Spitzenkamera anderer Hersteller. Das große AF-Meßfeld erleichtert das Fokussieren bei bewegten Motiven und bei außerhalb der Mitte plazierten Motiven. Der auch einzeln aktivierbare zentrale Kreuzsensor kann sowohl auf vertikale als auch auf horizontale Strukturen fokussieren. 

Lautstärke

Die EOS 5000 macht "ihrer Familie" keine Schande, denn sie arbeitet relativ leise, wenn auch nicht so geräuscharm wie andere EOS-Modelle. Am lautesten wirkt der Filmtransport zur nächsten Aufnahme, der nach jeder Belichtung rund eine Sekunde dauert.

Stromversorgung

Die Stromversorgung über zwei DL/CR123A-Batterien ist unproblematisch, ebenso der Batteriewechsel. Mit dem als Zubehör erhältlich Batteriepack BP-8 können sogar Mignonbatterien oder -akkus verwendet werden (Größe M), und zwar jeweils vier Stück.

Verarbeitung und Material

An den verwendeten Materialien und der Verarbeitung gibt es, gemessen am klassenüblichen Standard, nichts zu bemängeln. Die Robustheit ist für die spezifische Anwendung durch die Zielgruppe ausreichend. Dasselbe gilt auch für das Kunststoffbajonett.

Ergonomie

Die Kamera liegt sehr gut in der Hand - viel besser, als man es nach den kleinen Gehäusedimensionen vermuten würde. Die wenigen Bedienungselemente sind dort plaziert, wo man sie als erstes sucht. Das zentrale Bedienungselement ist das Programmeinstellrad, mit dem die wichtigsten Funktionen eingestellt werden. Das griffige Einstellrad ist leichtgängig und rastet sehr präzise ein. Die Taste für die Aktivierung und Speicherung der Selektivmessung befindet sich an der Gehäuserückseite und ist mit dem rechten Daumen problemlos zu bedienen. Die Ergonomie ist also insgesamt auf die Zielgruppe gut abgestimmt, so daß eigentlich kein Fotograf Probleme mit der Bedienung der Kamera haben dürfte.

Grundausstattung

Abgespeckt wurde bei der Grundausstattung, so daß manuelle Belichtungseinstellung und Belichtungskorrektur auf der Strecke geblieben sind. Spiegelreflexeinsteiger dürften aber dennoch nichts Wesentliches an der Kameraausstattung vermissen, die noch üppiger ist als bei vergleichbaren Kameras anderer Hersteller.

Systemausbau

Durch die Einbindung in das EOS-System, steht für die EOS 5000 jede Menge Zubehör zur Verfügung. So können beispielsweise neben Systemblitzgeräten und Makrozubehör auch sämtliche Canon EF-Objektive an der EOS 5000 verwendet werden. Bei schweren Objektiven sollte das Stativ nicht an der Kamera, sondern am Objektiv befestigt werden.

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