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Artikel
1998
TEST & TECHNIK Praxisbericht
Die Canon EOS 1N RS in der Praxis
Canons Kanonade
Was sich wie ein Trommelfeuer anhört, ist eigentlich ein Weltrekord: Die neue Canon EOS 1N RS schafft zehn Bilder pro Sekunde und ist somit schneller als jede andere. Sie zeigt aber auch sonst alle Merkmale einer Profikamera.
Mit dem rund 4500 Mark teuren Topmodell der weitverzweigten EOS-Familie im gewöhnlichen Alltag zu fotografieren, vermittelt ein ähnliches Gefühl, wie wenn man zu zweit eine 15-Zimmer-Villa in Schwabing bewohnt. Die Situation ändert sich aber schlagartig, wenn man die neue EOS 1N RS "zielgruppengerecht" einsetzt - bei Sportveranstaltungen beispielsweise. Aber auch beim Fotografieren von bewegten Motiven aller Art eröffnen der ständige "Durchblick" während der Belichtung und die ungeheuer hohe Bildfrequenz von zehn Bildern pro Sekunde neue, ungeahnte Möglichkeiten. So kann man beispielsweise das Motiv während der Belichtung im Sucher verfolgen und bei zehn Bildern pro Sekunde sogar enorm schnelle Bewegungsabläufe als Sequenz darstellen allerdings ohne Schärfenachführung, dafür aber in Echtzeit, denn die Verzögerung zwischen dem Druck auf den Auslöser und der tatsächlichen Verschlußauslösung beträgt lediglich sechs Millisekunden. Bei einem feststehenden, teildurchlässigen Spiegel stellt man sich natürlich die Frage, ob dadurch eine Verschlechterung der Abbildungsqualität (Schärfe- und Kontrastleistung) entsteht, daß praktisch durch eine schrägstehende Luft-Glas-Luft-Fläche fotografiert wird. MTF-Simulationen am Computer haben zwar keine nennenswerte Verschlechterung ergeben, wir werden aber in einer der nächsten COLOR FOTO-Ausgaben entsprechende MTF-Messungen durchführen und Sie informieren. Die Canon EOS 1N RS ist eine solide, robuste Hochleistungskamera, die für den harten Profieinsatz konstruiert wurde und darüber hinaus auch für den ambitionierten Amateur von Interesse ist. An der Arbeitsauffassung unserer Testkamera gibt es nicht das Geringste auszusetzen, die EOS 1N RS hat, bei korrekter Handhabung, in jeder Disziplin überzeugt und erhält das COLOR FOTO-Prüfsiegel Praxisbericht hervorragend *****.
PRO
hervorragende Grundausstattung
feststehender Spiegel
enorm hohe Bildfrequenz von 10 Bildern pro Sekunde
echte Profikamera
KONTRA
durch Power-Booster mit acht Mignonzellen hohes Gewicht
Programme
Komplett ausgestattet mit Programm-, Zeit- und Blendenautomatik sowie manueller Belichtungseinstellung. Die Programmautomatik ist shiftbar, so daß man die Zeit-Blenden-Kombination bei gleichbleibendem Belichtungswert beliebig verändern kann, was oft das Umschalten in die Zeit- oder Blendenautomatik ersetzt.
Sucher
Der Sucher wirkt aufgeräumt; es sind nur die Der Sucher wirkt aufgeräumt; es sind nur die aufnahmerelevanten Daten zu sehen. Leider werden (ausgenommen M) das Programm und die Belichtungsmeßmethode nur auf dem externen Datenmonitor, nicht aber im Sucher angezeigt. Durch den fest stehenden Spiegel bedingt, müssen die verschiedenen Einstellscheiben vom Canon Kundendienst ausgetauscht werden.
Filmtransport
Die enorme Bildfrequenz von 10 Bildern pro Sekunde ("Weltrekord") im RS-Modus stellt alle anderen Filmtransportfunktionen in den Schatten. Wichtig ist jedoch auch, daß man die EOS über die Individualfunktionen so programmieren kann, daß bei Filmrückspulung die Lasche nicht in die Patrone eingezogen wird oder die Rückspulung besonders leise abläuft.
Belichtungsmessung
Vorbildlich und professionell die 5 Belichtungsmeßmethoden: AF-gekoppelte 16-Segment-Mehrfeldmessung, mittenbetonte Integralmessung, Selektivmessung (9 % des Bildfeldes), an die 5 AF-Sensoren gekoppelte Spotmessung (3,5 % des Bildfeldes), echte Spotmessung mit einer zentralen Meßfläche (2,3 % des Bildfeldes). Mit den Meßmethoden, die sich mit jedem Programm beliebig kombinieren lassen, kann praktisch jede Belichtungssituation motivgerecht analysiert werden, entsprechendes Wissen vorausgesetzt, denn auch der computergesteuerte Belichtungsmesser ist auf Mittelgrau geeicht.
Blitztechnik
Bei der Advanced-TTL Blitzsteuerung wird vor der eigentlichen Blitzbelichtung ein Meßblitz gezündet, der dem Kameracomputer dazu dient, die Entfernung zum Hauptobjekt, sowie die Helligkeitsdifferenz zwischen angeblitztem Hauptmotiv und Hintergrund zu ermitteln.
Manuelle Einstellungen
Wer sich selbst doch mehr als der Computersteuerung traut, kann alle belichtungsrelevanten Kamerafunktionen auch selbst einstellen. Sogar die Stufen für die Einstellung der Blenden und Verschlußzeiten können individuell bestimmt werden (1/3,1/2 oder 1/1). Die manuelle Scharfeinstellung kann nur dann erfolgen, wenn der AF/M-Hebel an den EF-Objektiven in die M-Position geschoben ist.
Autofokus
Das Autofokussystem der EOS 1N RS ist eines der besten, schnellsten und leisesten auf dem Markt. Der Fotograf kann die Wahl der AF-Sensoren dem Kameracomputer überlassen oder selbst vornehmen. Vom RS-Betrieb abgesehen, bietet die EOS 1N RS zwei AF Betriebsarten: statischer AF (One Shot, mit Schärfepriorität) oder dynamische Schärfenachführung (AI Servo mit Auslösepriorität). Lediglich im RS-Betriebsmodus kann die Kamera nur mit statischem AF arbeiten, weil eine Schärfenachführung bei 10 Bildern pro Sekunde gegenwärtig nicht möglich ist. Die EOS bietet aber Schärfenachführung bis zu einer Bildfrequenz von 4,7 Bildern pro Sekunde.
Lautstärke
Wenn man den Piepston abstellt und die leise Filmrückspulung aktiviert, sind, nicht zuletzt auch durch das Ausbleiben des Spiegelschlags, die Betriebsgeräusche der EOS 1N RS als leise zu bezeichnen.
Stromversorgung
Die EOS 1 N RS wird von 8 Mignonzellen gespeist, denn eine hohe Leistung braucht auch viel Strom. Entsprechend hoch scheint aber auch der Batterieverbrauch zu sein.
Verarbeitung/Material
Die Verarbeitung entspricht der Profiklasse, zu der die EOS gehört. Was wie Plastik aussieht, sind extrem robuste, glasfieberverstärkte Kohlefasern.
Ergonomie
Die EOS 1N RS ist mit dem zur Serienausstattung gehörenden Power-Booster, der mit 8 Mignonzellen bestückt werden muß, eine recht große und schwere Kamera. Gerade deswegen liegt sie aber ausgezeichnet in der Hand, und der Booster ist mit einem eigenen Auslöser und Belichtungsspeicherknopf ausgestattet, so daß man im Hochformat und bequem wie Querformat fotografieren kann. Die Bedienungselemente sind griffig geformt und genau dort plaziert, wo man sie als erstes sucht. Relativ einfach ist auch die Aktivierung der wichtigsten Kamerafunktionen, die über eindeutig gekennzeichnete Tasten erfolgt - der Bedienungskomfort der Wählscheibe wird aber nicht ganz erreicht.
Grundausstattung
Ob Profi oder Edelamateur - die üppige Grundausstattung läßt keine Wünsche offen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Bei der Belichtungsreihenautomatik können die Abstände zwischen den flankierenden Belichtungen frei gewählt werden. Außerdem bieten die 14 Individualfunktionen die Möglichkeit, die EOS so zu programmieren, wie es der eigenen Art und Weise des Fotografierens entspricht.
Systemausbau
Das umfangreiche EOS-Programm bietet alles, was man zum Fotoglück braucht, darunter fast 50 EF-Objektive mit Brennweiten zwischen 14 mm und 1200 mm, Spezialobjektive und auch sonstiges Makro-, Blitz- und Sucherzubehör.
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