← Zurück
Artikel
1998
TEST & TECHNIK Praxisbericht
Die Schattenseiten der Belichtung
Spiegelreflexkameras im großen Belichtungsvergleich
Wenn man den Prospekttextern Glauben schenkt, gehören Fehlbelichtungen bei High-Tech-Kameras der Vergangenheit an. Vor allem die autofokusgekoppelte, computergesteuerte Mehrfeldmessung garantiert auch bei Gegenlicht stets korrekte Belichtungen - in der Theorie zumindest. Wie es in der Praxis aussieht, sagen wir Ihnen in diesem Bericht.
Für unseren großen Belichtungsvergleich haben wir unter den wichtigsten Kameras des Marktes ein Dutzend Modelle, von der Einsteiger- bis zur Profiklasse, ausgewählt und mit verschiedenen Objektiven, vom extremen Weitwinkel- bis zum gemäßigten Teleobjektiv, bestückt. Als Belichtungsmeßmethode haben wir uns für die Standardmethode der jeweiligen Kamera entschieden, also entweder für die (autofokusgekoppelte) Mehrfeldmessung oder für die (mittenbetonte) Integralmessung. Die Belichtung erfolgte bei allen Kameras stets mit der gleichen Vorwahlblende in der Zeitautomatik. Fotografiert wurden einfache, durchschnittliche Motive mit recht gleichmäßiger Verteilung der hellen und dunklen Flächen sowie mit normalem Kontrastumfang. Aufgrund der Flächenaufteilung und des Kontrastes in den Motiven hätten wir eigentlich immer korrekt belichtete Aufnahmen auf Diafilm erhalten müssen. Von dem von der Kamera als korrekt ermittelten Wert ausgehend, haben wir Belichtungsreihen (in halben oder Drittelstufen, je nach Kameraausstattung) auf sensitometrisch geprüftem Diafilm gemacht. In den einzelnen Tabellen (nach Brennweiten) wird die Abweichung der von der Kamera ermittelten Belichtung zu der von uns als korrekt empfundenen Belichtung in Lichtwerten beziehungsweise Belichtungsstufen angegeben. Das ist natürlich eine subjektive Bewertung, die nichts über die Belichtungsgenauigkeit einer Kamera aussagt, wie sie im Normtest-Institut unter konstanten, genau definierten Lichtverhältnissen gemessen wird. Unser Vergleich zeigt also lediglich, wie das gewichtete, computergesteuerte Belichtungssystem der jeweiligen Kamera mit einfachen Motiven mit normalem Kontrastumfang zurechtkommt.
Unterbelichtungen
Das Gesamtergebnis ist eher ernüchternd: bei den meisten Aufnahmen zeigen die Kameras eine Tendenz zur Unterbelichtung. Wie ausgeprägt diese Tendenz ist, hängt hauptsächlich von der Brennweite des verwendeten Objektivs ab. Die größte Abweichung ist im extremen Weitwinkelbereich zu verzeichnen, wo alle Kameras, also auch die mit autofokusgekoppelter Mehrfeldmessung, eindeutig zur Unterbelichtung neigen. Die Tendenz zur Unterbelichtung nimmt mit zunehmender Brennweite ab, im gemäßigten Telebereich ist die Belichtungsgenauigkeit am größten. Auch Hochformataufnahmen können mitunter problematisch sein. Eine allgemein gültige Faustregel, wonach bei einer bestimmten Kamera und Brennweite die manuelle Belichtungskorrektur um einen bestimmten Wert zur korrekten Belichtung führt, kann man aber nicht daraus ableiten. Oft führt nämlich bereits eine leichte Veränderung des Bildausschnitts zu einer Veränderung der Belichtung in Richtung Unter- oder sogar Überbelichtung. Das sind eben die unterschiedlichen Bedingungen in der Praxis, die sich durch keine labortechnische Prüfung erfassen lassen. Eine im Labor gemessene Belichtungsabweichung kann durch die dauerhafte Eingabe einer Belichtungskorrektur oder durch Veränderung der eingestellten Filmempfindlichkeit kompensiert werden. Gegebenenfalls kann auch der Belichtungsmesser der Kamera von einem autorisierten Servicebetrieb neu eingestellt werden. Aber auch ein hundertprozentig geeichtes TTL-Belichtungsmeßsystem ist nicht in der Lage, die motiv- und kontrastabhängigen Abweichungen von der korrekten Belichtung eines Dias zu kompensieren.
Die korrekte Belichtung
Das Problem bei der (autofokusgekoppelten) Mehrfeldmessung besteht darin, daß der Fotograf nicht über das Ausmaß der automatischen Belichtungskorrektur informiert wird. Eine Ausnahme ist der sogenannte Belichtungsindikator einiger Minolta-Kameras, der die Abweichung zum Wert der Integralmessung anzeigt. Das hat seinen Grund, denn die Wirkung der Integralmessung kann mit etwas Erfahrung recht genau eingeschätzt werden, so daß manuelle Belichtungskorrekturen gezielter durchzuführen sind.
Noch genauer kann man die Spot- oder Selektivmessung einsetzen, wenn man beispielsweise die Motiv- und Lichtsituation analysiert und eine sogenannte Zweipunkt-Kontrastmessung durchführt. Dabei wird die hellste und die dunkelste Stelle im Motiv angemessen, die noch Zeichnung aufweisen soll. Mit dem Mittelwert dieser Messung kann man dann auslösen, wenn der Motivkontrast nicht größer als der Kontrastumfang des verwendeten Filmes ist. Bei erhöhtem Motivkontrast muß man sich entweder für die Schatten oder für die Lichter entscheiden; bei Diafilm sollte eher die Durchzeichnung der Lichter angestrebt werden. Die Möglichkeiten der Kontraststeuerung bei Außenaufnahmen (neutrales Verlauffilter, Aufhellblitzen, Kontrastbeugung durch Vorbelichtung) sind eben nicht immer einsetzbar. Wird eine tonwertrichtige Bildwiedergabe angestrebt, ist auch eine Ersatzmessung auf eine Graukarte sinnvoll.
Meßergebnisse
NaN
NaN
{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}