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Artikel

1998

Kameras

Nikon Pronea 600i

Gut geschnürtes Ausstattungspaket

Neue Systeme bescheren uns neue Terminologien. Mit dem wohlklingenden Namen Pronea 600i will Nikon die Zielgruppe der APS-Spiegelreflexfotografen ansprechen. Wir haben die Pronea 600i als erste getestet und sagen Ihnen, was die Kamera außer dem Namen noch zu bieten hat.

Mit der Pronea 600i bringt Nikon seine erste Spiegelreflexkamera für das "Advanced Photo System" auf den Markt. Wir hatten als erste Zeitschrift die Möglichkeit, die neue Kamera für sie zu testen. Die Pronea verkörpert die Stärken und Schwächen der Kleinbild-Nikon-Kameras im mittleren Preissegment (Nikon F50 und F70). Zu ihren Stärken zählt die vorbildliche Ausstattung, zu den Schwächen die etwas umständliche Bedienung. Die Programme sind auf zwei Ebenen verteilt, eine für Anfänger und eine Fortgeschrittene. Alles funktioniert in der Praxis tadellos: 3D-Matrix-, Integral- und Spotmessung, Programmautomatik mit Programmverschiebung, Zeit- und Blendenautomatik, manuelle Belichtungseinstellung, die Steuerung der sechs Motivprogramme, Belichtungsreihenautomatik für Dauerlicht und Blitzlicht, Vollautomatik (in der Basic-Ebene). Der Autofokus arbeitet sehr schnell, leise und präzise. Praktisch ist auch die Umschaltmöglichkeit zwischen einem großen und einem kleinen AF-Meßfeld. Bei den APS-Funktionen bietet die Pronea ebenfalls "volles Programm": Wechsel teilbelichteter Filme, Daten für verbesserte Printqualität, vorprogrammierte Bilderzahl, Titelaufdruck, und vieles mehr.
Die Ergonomie hinterläßt jedoch einen zwiespältigen Eindruck. Wenn die Funktionen eingeschaltet sind, läßt sich die Pronea sehr gut bedienen. Für die meisten Aufnahmesituationen genügt die Programmautomatik. Durch die Programmverschiebung (Shift) ist es möglich, die Zeit-Blenden-Kombination bei gleichbleibendem Belichtungswert zu verändern. Das kann das Umschalten in andere Programme überflüssig machen. Die Aktivierung der anderen Funktionen ist mehr oder weniger umständlich. Um die Belichtungsreihenautomatik einzuschalten oder das AF-Meßfeld und die AF-Betriebsart zu wählen, muß man folgendermaßen vorgehen: Bei gedrückter Funktionstaste wird mit dem hinteren Einstellrad der Pfeil auf das entsprechende Feld positioniert. Anschließend wird bei gedrückter Taste die gewünschte Einstellung vorgenommen. Auch die Formatwahl kennen wir von anderen Kameras einfacher. Bei der Pronea muß man bei gedrückter Formatwahltaste das gewünschte Format mit dem hinteren Einstellrad einstellen. Praktischer wäre ein separater Schalter neben dem Sucher, um die Kamera nicht vom Auge nehmen zu müssen. Das eingestellte Format wird mit zwei roten Pfeilen im Sucher angezeigt. Eine Formatmaskierung oder ein Leuchtrahmen wäre eindeutiger und daher besser zu erkennen.
Für die Pronea bietet Nikon drei spezielle Zooms für die kleineren APS-Formate: IX-Nikkor 3,5-5,6/20-60 mm, IX-Nikkor 3,3-5,6/24-70 mm und IX-Nikkor 4-5,6/60-180 mm. Weil Nikon das F-Bajonett beibehalten hat, können alle AF-Nikkore für das Kleinbildformat an der Pronea angesetzt werden. Der formatbezogene Bildwinkel ändert sich natürlich entsprechend.

Fazit

Die Nikon Pronea 600i ist eine exzellent ausgestattete APS-Spiegelreflexkamera. Leider ist das Bedienungskonzept an die Benutzeroberfläche von Computern angelehnt und somit für eine Kamera zu umständlich. Von dieser Schwäche abgesehen, ist die Pronea eine hervorragende Kamera, die sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene gleichermaßen gut geeignet ist. Sie erhält das COLOR FOTO-Prüfsiegel sehr gut****.
+ exzellente Ausstattung 
+ alle wichtigen APS-Funktionen
+ Programmshift
+ Belichtungsreihenautomatik
+ F-Bajonett, dadurch mit KB-Nikkoren kompatibel
- an der Benutzeroberfläche von Computern orientiertes Bedienungskonzept mit zu vielen Einstellschritten
- Formatanzeige im Sucher und Formatwahl könnten besser sein
- keine Abblendtaste

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