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Test & Technik Neuvorstellung

Minolta Dynax 9xi

Spitzenmodell mit Profi-Anspruch

Mit der Dynax 9xi treibt Minolta die Gentechnik in der Kameraelektronik auf die Spitze. Die japanischen Entwicklungsingenieure haben offenbar mit vollen Händen aus den Retorten des Konzerns geschöpft, um eine Kamera zu konstruieren, die einiges bietet, was man bei der Dynax 7xi vielleicht noch vermißt hat. Dazu zählt Futuristisches, wie die kürzeste Verschlußzeit von 1/12000 Sekunde und die kürzeste Blitzsynchronzeit von 1/300 Sekunde (beides sozusagen "Weltrekord"), sowie Bodenständiges, wie Abblendtaste, Synchronanschlußbuchse mit herkömmlichen Gewinde und eingebaute Belichtungsreihenautomatik.

Der jüngste Sproß der Dynax-Familie ist zugleich ihr Oberhaupt. Die Dynax 9xi ist, als neues Spitzenmodell des Hauses, für professionelle Ansprüche konzipiert. Das erkennt man bereits am Gehäuse, das aus glasfaserverstärktem Polycarbonat gefertigt ist, einem äußerst widerstandsfähigen Material, das zusätzlich mit einer UV-gehärteten, kratzunempfindlichen Schicht überzogen wurde. Außerdem ist die Gehäusekonstruktion spritzwasserfest, so daß die hochwertige Elektronik und die Mechanik bestens geschützt sind. Strenge Kontrollen in allen Fertigungsphasen sollen, so Minolta, eine gleichbleibend hohe Qualität garantieren.
Zu einer Kamera für Profifotografen und anspruchsvollen Amateuren gehört neben einem robusten Gehäuse auch ein bewegtes "Innenleben", und da hat die Dynax 9xi wahrlich einiges zu bieten. Zum Beispiel die weltweit kürzeste Verschlußzeit von 1/12000 Sekunde, mit der man sogar blitzschnelle Bewegungsabläufe "einfrieren" kann. Das ist zwar "nur" eine halbe Belichtungsstufe kürzer als die 1/8000 Sekunde, doch ist für die 1/12000 Sekunde ein sehr hoher Konstruktionsaufwand nötig. Das dabei sehr abrupte Starten und Stoppen der Verschlußlamellen wird nur mit einer Konstruktion mit extrem niedrigen Gewicht und geringer Massenträgheit erreicht. Bei der Dynax 9xi sind acht der zehn Verschlußlamellen aus kohlefaserverstärktem Epoxidharz gefertigt. Dieses Material zeichnet sich außerdem durch einen ausgesprochen geringen Verschleiß aus, so daß dem jahrelangen ungetrübten Einsatz nichts im Wege steht. Außerdem garantiert die 1/12000 Sekunde die genauere Einhaltung der kurzen Verschlußzeiten (1/8000, 1/6000 Sekunde).

Belichtungsmessung

Das Belichtungsmeßsystem der Dynax 9xi ist weitgehend identisch mit dem der 7xi, hat jedoch einige zusätzliche Elemente. Die Silizium-Fotodiode ist in dreizehn wabenförmige Segmente sowie ein Hintergrundsegment aufgeteilt. Die Gewichtung der einzelnen Segmente wird nach der Analyse der Beleuchtungssituation durch Fuzzy-Logik gesteuert. Außerdem ist die Belichtungsmessung mit dem Autofokus gekoppelt, so daß die Computereinheiten der Dynax 9xi die einzelnen wabenförmigen Segmente auch in Abhängigkeit von der Lage des Hauptobjekts gewichten können. Aufgrund all dieser Daten ist die Dynax 9xi - so Minolta - in der Lage, sogar Objekte, die sich außerhalb der Bildmitte, im Gegenlicht oder im Lichtspot befinden, präzise zu belichten.
Fotografen, die lieber mit einer integralen Belichtungsmessung arbeiten, weil sie die Auswirkung dieser Meßmethode abschätzen können, müssen auf eine solche nicht verzichten. Bei der mittenbetonten Integralmessung der Minolta Dynax 9xi werden 80 Prozent der Gewichtung auf die mittleren drei Wabensegmente konzentriert.
Bei einer Profikamera darf auch die Spotmessung nicht fehlen. In dieser Meßart wird nur über das zentrale Wabensegment gemessen, was etwa 2,7 Prozent der Bildfläche entspricht.
Ein Novum ist der Belichtungsindikator der 9xi, der an die Differenzmessung der Hasselblad 205 TCC erinnert. In der Spotmessung wird bei angetippter Belichtungsspeichertaste die Helligkeitsdifferenz zwischen dem gespeicherten und dem momentan gemessenen Wert angezeigt. Der Belichtungsindikator erscheint im unteren Teil des Sucherbildes und reicht von -4 LW bis +4 LW (in halben Stufen). In den Automatik-Programmen zeigt er beim Drücken der Funktionstaste die Belichtungsdifferenz zwischen der Wabenfelder-Messung und der mittenbetonten Integralmessung. Dadurch kann der Fotograf abschätzen, in welchem Maß die motivrelevanten Daten (Größe und Position des Hauptobjekts, Gegenlicht) von der Mehrzonenmessung berücksichtigt wurden. Bei eingeschalteter Integralmessung in den Automatik-Programmen zeigt der Belichtungsindikator beim Antippen der Funktionstaste gegebenenfalls den Wert der manuellen Belichtungskorrektur. Bei manueller Belichtungseinstellung zeigt der Indikator fortwährend den Unterschied zwischen dem eingestellten Wert und dem von der jeweiligen Meßmethode automatisch vorgeschlagenen Wert an.

Funktionen

In der Grundfunktion der Minolta Dynax 9xi, der Programmautomatik, werden Blende und Verschlußzeit passend zur Objektivbrennweite und zur Motivcharakteristik automatisch eingestellt. Der Kameracomputer kann zwischen verschiedenen Motivsituationen unterscheiden und erkennen, ob es sich um Landschafts-, Porträt-, Action- oder Nahaufnahme handelt. Auf der Grundlage der Fuzzy-Logik werden sämtliche aufnahmerelevanten Daten (darunter auch Objektbewegung, Kontrastumfang usw.) in die Berechnungen miteinbezogen, so daß eine fein abgestufte, motivgerechte Belichtung erfolgen kann.
Wünscht der Fotograf eine andere Zeit-Blenden-Kombination, so kann er diese nach Belieben verstellen, ohne den gemessenen Belichtungswert zu ändern. Über das vordere Einstellrad wird die Verschlußzeit verändert und über das hintere Einstellrad die Blende. Die Dynax 9xi arbeitet dann vorübergehend mit Zeit- beziehungsweise mit Blendenautomatik. Selbstverständlich hat aber die 9xi auch eine separate Zeit- und Blendenautomatik sowie manuelle Belichtungseinstellung. In dieser Funktion hat die 9xi eine Shiftmöglichkeit, mit der andere Zeit-Blenden-Kombinationen eingestellt werden können, ohne den gemessenen Belichtungswert zu verändern. Dafür muß lediglich die Belichtungsspeichertaste gedrückt werden, während mit dem vorderen Einstellrad die Zeit-Blenden-Kombination verschoben wird.

Autofokus

Das Autofokussystem der Minolta Dynax 9xi ist ebenfalls weitgehend identisch mit dem der Dynax 7xi. Das bezieht sich auf Größe, Anzahl und Anordnung der Autofokus-Sensoren. Allerdings ist es den Minolta-Konstrukteuren gelungen, die Soft- und Hardware der 9xi gegenüber der 7xi nochmals zu verbessern und dadurch auch die Autofokus-Geschwindigkeit zu erhöhen. Wenn man bedenkt, daß die COLOR FOTO-Normtest-Messungen der Dynax 7xi den schnellsten Autofokus bescheinigt haben, darf man auf die Autofokus-Geschwindigkeit der neuen Kamera gespannt sein. Der Autofokus der Dynax 9xi ist außerdem in der Lage, sogar im Highspeed-Dauerbetrieb mit 4,5 Bildern pro Sekunde für jede Aufnahme einzeln scharfzustellen. Wie bei der Dynax 7xi kann das Autofokussystem der 9xi die Objektbewegung in allen drei Dimensionen verfolgen, und zwar unabhängig davon, ob das Objekt beschleunigt, abbremst oder die Bewegungsrichtung ändert. Die beiden Dynax-Modelle sind gegenwärtig die einzigen Kameras des Markts, die dies schaffen.

Blitzfotografie

Die Minolta Dynax 9xi hat alles, was zur professionellen Blitzfotografie gehört, nämlich kein eingebautes Blitzgerät, das den Vordergrund unerwünschterweise aufhellt, aber TTL-Blitzsteuerung mit kompatiblen Programm-Blitzgeräten und noch einiges mehr. Die Dynax 9xi bietet die gegenwärtig schnellste Blitzsynchronzeit aller Kameras, die 1/300 Sekunde. Bei Aufnahmen mit Blitz- und Dauerlicht kann man damit schnelle Bewegungsabläufe "einfrieren". In Programm- und Zeitautomatik sind die Verschlußzeiten zwischen 1/300 und 1/60 Sekunde blitzsynchronisiert. Bei Blendenautomatik und manueller Belichtungseinstellung sind sämtliche Zeiten zwischen 11300 Sekunde und 30 Sekunden voll
 synchronisiert. Mit der Dynax 9xi stellt Minolta auch ein neues, leistungsstarkes Blitzgerät 5400xi mit Leitzahl 54 (bei ISO 100/21 und Ausleuchtung für 105 Millimeter Brennweite) vor. Neu ist zudem ein Aufsteckgerät für die drahtlose Blitzfernsteuerung. Damit können zwei Programm-Blitzgeräte 5400xi - oder 3500xi - beispielsweise im Verhältnis 2:1 gesteuert werden. Wenn ein Programm-Blitz gerät des Typs 5400xi oder 3500xi verwendet wird, sind mit der 9xi auch automatische Belichtungsreihen möglich. Die Blitzleistung wird dabei so verändert, daß eine Serie von drei Aufnahmen mit einer Belichtungsdifferenz von einer halben Stufe entsteht.
Erfreulicherweise hat die neue Dynax 9xi auch eine Synchronanschlußbuchse mit herkömmlichem Gewinde, so daß professionelle Studioblitz-Anlagen angeschlossen werden können.

Sonstige Features

Die von der Dynax 7xi bekannten Features, wie beispielsweise Aktivierung beim Blick in den Sucher, Motivübersichtsfunktion und kontinuierliche Brennweiteneinstellung, sind auch bei der Dynax 9xi vorhanden. Eine Belichtungsreihenautomatik in halben Stufen ist nun ebenfalls in die Kamera integriert.
Ebenfalls neu ist ein Zoomobjektiv der herkömmlichen Baureihe (kein xi-Zoom) mit Makrofunktion und Highspeed-Autofokus. Das Objektiv 3,5-4,5/ 28-85 mm besteht aus dreizehn Linsen in zehn Gruppen und soll laut Minolta sehr gute Abbildungseigenschaften haben.
Die Minolta Dynax 9xi ist ab Mitte Juni 1992 erhältlich. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 1999 Mark. Das Blitzgerät 5400xi soll etwa 600 Mark
kosten.

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