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Artikel

1998

Service Praxisbericht

Welche Kamera hat den stärksten Spiegelschlag? Sechs Modelle im Vergleich

Spiegelschlag verwackelt Telefotos

Wer mit Stativ und langen Brennweiten fotografiert, sollte vier Dinge beachten: 

Wählen Sie eine Kamera mit geringem Spiegelschlag wie die Canon EOS 5 oder die Nikon F90X. 

Achten Sie auf große Auflageflächen zwischen Stativ und Kamera. 

Nehmen Sie schwere Stative und Objektive.

Verlagern Sie den Schwerpunkt weg vom Stativkopf. Das ist die Quintessenz unseres Tests, in dem erstmals die Stärke des Spiegelschlags von SLR-Kameras gemessen wurde.

Wenn Sie Ihre Kamera auslösen, schwingt der Spiegel nach oben, und der Verschluß läuft ab. In Sekundenbruchteilen erschüttern mehrere Stöße die Kamera. Unser Test klärt, welche Kamera am stärksten wackelt.

Die Testmethoden

COLOR FOTO betrachtete das Problem von drei Seiten: Wir zeichneten die Beschleunigungen (Wackelbewegungen) der Kameras auf, maßen die Bewegungen der Objektivachsen und werteten Bildmaterial aus. Während der Beschleunigungsmessung stand das Kameragehäuse auf einem leichten Stativ. Der Sensor war am Kameraboden befestigt. Die Meßergebnisse entsprechen dem subjektiven Eindruck beim Fotografieren. Allerdings erfaßt die Beschleunigungsmessung neben Kippbewegungen auch Verschiebungen. Diese Verschiebungen beeinflussen die Bildqualität aber nur geringfügig, da nicht die verschobene, sondern die verkippte Objektivachse Unschärfen erzeugt. Kippbewegungen der Objektivachse machten wir direkt per Laser sichtbar. Die Ergebnisse der Lasermessung finden Sie im Balkendiagramm "Erschütterungsmessung". Wir setzten die Kamera mit einem Objektiv auf ein Stativ und klebten einen Spiegel auf den Objektivrand. Anschließend richteten wir einen Laser auf den Spiegel und beobachteten den reflektierten Laserpunkt auf einer weit entfernt liegenden Wand (Entfernung 31,2 m). Dieser Meßaufbau genügt, um kleinste Erschütterungen der Objektivachse zu erfassen. Eine Videokamera hielt die Bewegungen des Meßflecks fest. Selbstverständlich verwendeten wir immer dasselbe Stativ und dasselbe Objektiv, ein Tamron 2,8/300 mm mit Adaptall-2-System. Weitere Messungen prüften ein leichtes Stativ und ein leichtes Objektiv (Danubia 6,3/400 mm). Gleichzeitig machten wir Testfotos, um die Messungen mit der tatsächlichen Bildunschärfe zu vergleichen. Allerdings sind die Testaufnahmen noch stärker an die spezifischen Bedingungen gebunden als die Messungen.

Die Testergebnisse

Klarer Testsieger wurde die Canon EOS 5 wegen ihrer Spiegelvorauslösung. Alle drei Testmethoden belegen den deutlichen Vorteil der Spiegelvorauslösung. Unter einer 20fach-Lupe sieht man die Unterschiede zwischen den Bildern mit und ohne Vorauslösung. Dasselbe gilt für die Meßergebnisse. Mit vorausgelöstem Spiegel halbiert sich die Kippbewegung der Objektivachse. Hier kann keiner der Konkurrenten mithalten, auch nicht die beiden Nikon-Kameras. Deren Testergebnisse entsprechen den Canon-Werten ohne Vorauslösung.
Im Vergleich zu dem schweren Tamron-Objektiv und dem schweren Stativ schneiden das leichte Objektiv und das leichte Stativ deutlich schlechter ab. Sowohl die Meßergebnisse als auch die Bilder belegen eine stark zitternde Objektivachse. Bereits unter einer 10fach-Lupe sehen Sie, daß aus einem Punkt ein kurzer Strich wird. Bilder mit dieser Kombination sind deutlich sichtbar verwackelt.

Fazit

Bei langen Brennweiten führen auch leichte Zitterbewegungen der Objektivachse zu unscharfen Bildern. Wir empfehlen deshalb neben einem soliden Stativ die Spiegelvorauslösung. Wer bewegte Objekte Fotografien, sollte eine erschütterungsarme Kamerakonstruktion wählen, ein schweres Stativ und ein schweres Objektiv.

Die Resultate der Spiegelschlagmessungen

Im Vergleich arbeitet die Canon EOS 5 mit Spiegelvorauslösung am ruhigsten. Ohne Vorauslösung liegen die Canon EOS 5, Nikon F90X und Nikon F70 ungefähr gleich auf. Die parallel zu den Messungen gemachten Bilder zeigen, daß starke Spiegelschläge zu deutlichen Unschärfen führen können. Es gibt jedoch keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Spiegelschlag und der Bildunschärfe. Wie stark sich der Spiegelschlag und der Verschlußablauf auswirken, hängt von folgenden Punkten ab: Objektivbrennweite, Verschlußzeit, Stativ, Stativkopf, Gewicht des Systems, Auflagefläche und Auflagematerial zwischen Kamera (Objektiv) und Stativkopf sowie Lage des Kamera-Objektiv-Schwerpunkts zum Stativkopf. Darüber hinaus spielen die Eigenresonanzen eine entscheidende Rolle.

Erschütterungsmessung

Kurze Balken beziehungsweise niedrige Punktzahlen stehen für eine kaum wackelnde Objektivachse. Soweit nicht anders angegeben, beziehen sich die Werte auf die Kombination: Kamera plus schweres Tamron-Obiektiv plus schweres Stativ. Eine Balkenlänge von 3,3 entspricht ungefähr der "erlaubten" Unschärfe im Negativ von 0,033 Millimetern.

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