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1998

SERVICE Report

Große Rückschau: Das waren die Knüller das vergangenen Jahres

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Der Kampf um die Marktanteile zwingt die Industrie zu Neuheiten. Doch nicht jede Neuheit ist auch eine echte Innovation. Vieles ist bloß überarbeitet. COLOR FOTO stellt Ihnen deswegen die echten Top-Knüller des letzten Jahres vor. Lesen Sie den Jahresrückblick mit zwölf Neuheiten von der Canon EOS 50E bis zur Rolleiflex 6008 Integral. Einige Firmen wie Fuji, Nikon und Pentax werden Sie vermissen. Aber diese Firmen zeigten ihre interessantesten Neuentwicklungen bereits komplett auf der photokina 1994. Hierzu gehören der Fujicolor G Plus die Nikon F90X und die Pentax Z-1P.

Augengesteuerter Autofokus

Drei Jahre nach der EOS 5 erschien nun die zweite Canon mit augengesteuertem Autofokus: die Canon EOS 50E. Während die Augensteuerung der Canon EOS 5 noch einige Schwächen zeigte, funktioniert das EOS 50E-System deutlich besser. Das weiterentwickelte System kommt nun auch mit Hochformataufnahmen zurecht und reagiert wesentlich schneller. Die Ansprechzeit sank von 220 Millisekunden auf 120 Millisekunden (Canon-Angabe). Selbstverständlich hat die Canon EOS 50E einen AF-Kreuzsensor, Belichtungsreihenautomatik, Belichtungskorrektur, Blitzbelichtungskorrektur, Mehrfeldbelichtungsmessung, Selektivmessung und Integralmessung. Neben dieser umfangreichen Ausstattung bietet die EOS 50E ein durchdachtes Bedienungskonzept mit den bekannten Canon-Elementen. Hierzu gehören: das Funktionswählrad, das große Einstellrad auf der Rückseite und nur sehr wenige doppelt belegte Schalter. Die Canon EOS 50E wendet sich an den engagierten Amateur mit drei Argumenten: Zu einem günstigen Preis bekommt der Käufer eine Top-Ausstattung, eine einfache Bedienung und den Einstieg in ein umfassendes System. Der Gehäusepreis beträgt 1000 Mark.

Feststehender Spiegel

Sportfotografen müssen den alles entscheidenden Sekundenbruchteil erwischen, damit ihr Bild stimmt. Ihre Kamera muß sofort auslösen, wenn sie das Kommando geben und nicht irgendwann später. Die Canon EOS 1N RS macht deswegen sechs Millisekunden nach dem Druck auf den Auslöser das Bild. Dabei schafft die Kamera bis zu 10 Bilder pro Sekunde ein feststehender Spiegel macht die Blitzreaktion möglich. Im Prinzip entspricht die EOS 1N RS weitgehend der EOS 1N. Doch statt des Schwingspiegels hat das RS-Modell einen feststehenden, teildurchlässigen Spiegel. Dieser feststehende Spiegel lenkt einen Teil des Lichtes in den Sucher und läßt den Rest zum Film durch. Für die Aufnahme muß die Kamera also keinen Spiegel hochklappen und spart so viel Zeit. Zudem sieht der Fotograf, während des Fotografierens, sein Motiv, da ja kontinuierlich Licht in den Sucher fällt. Allerdings arbeitet der Autofokus während der schnellen Serien nicht und kann so auch die Schärfe nicht nachführen. Die Ausstattung entspricht der EOS 1N mit AF-Kreuzsensor, Mehrfeldmessung, Spotmessung, Selektivmessung, Integralmessung, Belichtungsreihenautomatik, Belichtungskorrektur und Blitzbelichtungskorrektur. Zum Mißfallen der Amateure liegt der Gehäusepreis bei 5000 Mark.

Übersichtlich

Minolta ist mit der Dynax 600si Classic einen konzeptionellen Schritt zurückgegangen. Und dieser Rückschritt ist ein echter Fortschritt. Denn die Dynax 600si Classic lehnt sich an bewährte Bedienungskonzepte an und erfreut mit einer verblüffend einfachen Handhabung. Sie verzichtet auf intelligente Multifunktionsknöpfe mit verschachtelten Ebenen und genialen Kombinationen. Statt dessen gibt es einen separaten Schalter oder ein Einstellrad für jede Funktion. Diese Schalter und Räder sind eindeutig gekennzeichnet mit Beschriftungen und den bekannten Piktogrammen. So findet auch der Unkundige schnell sein Ziel. Neben der vereinfachten Bedienung hat der Fotograf einen zweiten Vorteil. Wo andere Kameras ihre Möglichkeiten in Durchschaltroutinen verbergen, zeigen die Minolta-Piktogramme zur gesuchten Einstellung immer auch die Alternativen. Die Kamera regt so den Fotografen an, seine Standards zu verlassen und die Technik gezielter einzusetzen. Minolta hat die Dynax 600si Classic sehr gut ausgestattet mit Belichtungsreihenautomatik, Mehrfeldmessung, Integralmessung, Spotmessung, Abblendtaste und drahtloser Blitzfernsteuerung. Ihr Gehäusepreis beträgt 1100 Mark.

Reduzierte Verwackelung

Wer mit zu langen Verschlußzeiten aus der Hand fotografiert, bekommt verwackelte Bilder. Dieses Problem betrifft besonders Teleobjektive, da längere Brennweiten kürzere Verschlußzeiten erfordern, um verwackelte Bilder zu vermeiden. Als Faustregel gilt: Längste Verschlußzeit = 1/Brennweite. Gleichzeitig sind lichtstarke Tele jedoch besonders teuer. Canon hat deswegen das erste Kleinbild-Wechselobjektivmit Bildstabilisator entwickelt: da Canon EF 4-5,6/75-300 mm USM IS (Image Stabilizer). Der eingebaute Image Stabilizer reduziert die Verwackelungsunschärfe. Er gleicht die Zitterbewegungen des Objektivs durch ein bewegliches Linsenglied aus: Zunächst ermitteln zwei Gyro-Sensoren die horizontalen und vertikalen Bewegungen des Objektivs. Die Sensoren melden dann ihre Beobachtungen einem Mikrocomputer. Der Mikrocomputer analysiert die Daten und verschiebt im Objektiv eine Linsengruppe, um die Bewegung auszugleichen. Im Ergebnis wackelt das Bild auf dem Film nicht, obwohl das Objektiv zittert. Canon gibt die Effizienz des Systems mit zirka zwei Stufen an. Das heißt, eine Aufnahme mit 1/60 Sekunde ist ungefähr so scharf wie eine normale Aufnahme mit 1/250 Sekunde. Ähnliche Anti-Wackel-Systeme finden Sie auch in zahlreichen Videokameras und in der Nikon Zoom 700 VR. Die Nikon-Kompaktkamera hat in Heft 9/94 sehr gut abgeschnitten und bewiesen, daß derartige Systeme in der Praxis funktionieren. Die Bilder waren deutlich weniger verwackelt als üblich. Dementsprechend gespannt warten wir auf das Canon-Objektiv. Im Test & Technikteil der nächsten COLOR FOTO-Ausgabe (1/96)werden wir voraussichtlich einen Testbericht veröffentlichen. Das Canon EF 4-5,6/75-300 mm USM IS hat folgende technische Daten: 15 Linsen in 10 Gruppen, kürzeste Entfernung: 1,5 m, Ultraschall-Autofokusmotor, Filterdurchmesser 58 mm, Baugröße 78,5 x 137,2 mm und ein Gewicht von 670 Gramm. Der Mikrocomputer verschiebt die zweite Linsengruppe um maximal 1,1 Millimeter. Die unverbindliche Preisempfehlung beträgt 1300 Mark.

Top-Qualität im Miniformat

Wer nach einem Spitzenobjektiv in einer kleinen Kamera sucht, sollte sich die Leica Minilux ansehen. Die neueste Leica-Kompaktkamera bietet ein ausgezeichnetes Objektiv und eine hervorragende Verarbeitung vom Titangehäuse bis zur metallenen Filmführung. Allerdings fertigt Leica auch diese Kompaktkamera nicht selber. Doch das Konzept. die Objektivrechnung und die Endkontrolle sind "made by Leica". Das Leica Summarit 2,4/40 Millimeter hat sechs Linsen in vier Gruppen und arbeitet von 70 Zentimeter bis unendlich. Die Scharfeinstellung erfolgt automatisch oder manuell. Selbstverständlich sitzen die Blende und der Zentralverschluß mitten im Objektiv an der optimalen Stelle des Strahlenganges. Diese Bauweise reduziert die Bildfehler. Zur Ausstattung gehören: aktiver Infrarot-Autofokus, eine manuelle Entfernungseinstellung, eine Zeitautomatik, eine Programmautomatik und eine manuelle Belichtungskorrektur in halben Stufen von EV +2 bis -2. Die Leica Minilux läßt sich gut bedienen und bietet für eine Kompaktkamera viele Möglichkeiten. Nur der Sucher könnte etwas größer sein und sollte zumindest die Zeit anzeigen. Hier sind andere Edelkompaktkameras besser ausgestattet als die Leica Minilux. Leica-Minilux-Dias können Sie problemlos mit SLR-Dias mischen. Und im Vergleich zu anderen Edelkompaktkameras bleibt der Preis mit 1600 Mark sogar noch maßvoll.

Die Reisekamera

Ein 6x6 Dia ist gut, doch oft ist ein 6x7 Dia besser. Der zusätzliche Zentimeter paßt das Mittelformatdia dem rechteckigen Zeitschriftenformat an und verringert so den Bildbeschnitt. Mamiya trägt dieser Überlegung mit der neuen Meßsucherkamera Rechnung und bietet nun eine ideale Reisekamera im 6x7-Format an. Mit der Mamiya 7 kann man schnell und präzise arbeiten. Ihr Handling ähnelt dem einer Kleinbildkamera. Hieran trägt der Meßsucher entscheidenden Anteil. Denn er ist hell, groß und zeigt sehr genau die Parallaxe an. Zum Scharfstellen müssen sie ein kleines Teilbild in der Suchermitte mit dem eigentlichen Sucherbild zur Deckung bringen. Dies funktioniert wie bei der Leica M sehr rasch und genau. Weitere Pluspunkte sammeln das niedrige Auslösegeräusch und der sehr erschütterungsarme Verschlußablauf. Hier punktet das Meßsucherprinzip der Mamiya 7, da es ohne den Schwingspiegel einer SLR-Kamera auskommt. Zur Ausstattung gehören eine manuelle Belichtungskorrektur in 1/3 Stufen, eine Zeitautomatik und ein manueller Belichtungsabgleich. Die Belichtungsmessung erfolgt jedoch nur durch den Sucher und nicht durchs Objektiv.

Die Japaner bieten vier Objektive zur Mamiya 7 an: Mamiya N 4/65 mm L für 2900 Mark, Mamiya N 4/80 mm L für 2100 Mark und Mamiya N 4,5/ 150 mm L für 3100 Mark. Am interessantesten ist jedoch das Weitwinkelobjektiv Mamiya N 4,5/ 43 mm L für 4700 Mark. Trotz des 92xGRADx-Bildwinkels arbeitet das 43-Millimeter-Objektiv fast verzeichnungsfrei. Da die Mamiya 7 keinen Spiegelkasten hat, konnten die Ingenieure auf die bei Weitwinkelobjektiven übliche Retrofokus-Konstruktion verzichten. Das Mamiya-7-Gehäuse wird 2870 Mark kosten. Dieser Vorteil macht die Mamiya 7 auch für SLR-Fotografen interessant, die nach einem Weitwinkel suchen. 

Die Elektronische

Während Hasselblad das klassische Design nur sehr langsam verändert, setzt Rollei voll auf moderne Elektronik. Gegenüber dem alten Spitzenmodell Rolleiflex 6008 Professional SRC l000 ist das neue in drei wesentlichen Punkten verbessert. So arbeitet die Spot- und Integralmessung der Rolleiflex 6008 Integral bereits ab EV 0 statt EV 3. Bei Blitzeinsätzen ergänzt eine neue Aufhellblitzsteuerung die bekannte TTL-Blitzlichtsteuerung Der Fotograf kann die Blitzsteuerung um maximal drei Blenden in 1/3 Stufen korrigieren. Die meiste Aufmerksamkeit verdient jedoch das neuentwickelte Master-Control-Steuergerät. Sie können unter anderem die Meßcharakteristik der Integralmessung beeinflussen, die Belichtungsreihenautomatik programmieren und eine Leiseschaltung einstellen mit einem langsameren Filmtransport und entsprechender Spiegelrückführung. Wie die ältere 6008 Professional SRC l000 so ist auch die neue 6008 Integral sehr gut ausgestattet mit Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik, Mehrzonenmessung, Spotmessung, Multispotmessung, Belichtungskorrektur, motorischem Filmtransport, Belichtungsreihenautomatik, TTL-Blitzautomatik und einer sehr umfangreichen Sucheranzeige. Zu den technische Highlights gehören die PQS Objektive mit ihren 1/1000 Sekunde schnellen Zentralverschlüssen. Das Rolleiflex-6008-Integral-Gehäuse kostet im Handel mit Magazin 5500 Mark. Das Master-Control-Steuergerät schlägt mit 2000 Mark zu Buche.

Edelmetall aus Schweden

Wer nach der etwas anderen Mittelformatkamera sucht, wird bei Hasselblad fündig. Das neue Spitzenmodell, die Hasselblad 205 FCC setzt ab sofort den schwedischen Maßstab. Für 15500 Mark (Gehäuse plus Magazin) bekommen Sie eine 6x6-Kamera mit einer exquisiten Ausstattung ohne Gimicks. Zu den Highlights gehören die Spotmessung mit l Prozent Meßfläche, die Differenzmessung und natürlich der schnelle Schlitzverschluß mit der 1/2000 Sekunde. Gerade die Spotmessung ist den Schweden besonders gut gelungen, denn ihr Arbeitsbereich beginnt bei EV -1 bezogen auf ISO 100/21xGRADx und Blende 2,8. Entsprechend effektiv arbeitet die Differenzmessung, wenn man verschiedene Motivdetails anmessen will. Darüber hinaus bietet die Hasselblad eine umfangreiche Ausstattung mit Zeitautomatik, Zonenfunktion, TTL-Blitzlichtmessung, Belichtungsreihenautomatik (Winder) und einer manuellen Belichtungskorrektur in 1/4 Stufen von EV -5 bis +5. Wie bei Hasselblad üblich akzeptiert auch das neue Spitzenmodell alle seit 1957 gebauten Objektive. Allerdings können Sie mit älteren Objektiven nicht alle Möglichkeiten der 205 FCC nutzen. Im Handel soll das Hasselblad 205 FCC Gehäuse mit einem Magazin zirka 15 500 Mark kosten.

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