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Artikel
1998
Photographica
Zweiäugige SLR-Kameras
Die Rolleiflex mit dem 135-mm-Tele
Bis auf den heutigen Tag fasziniert die perfekte Mechanik der zweiäugigen 6x6-Kameras von Rollei. Zu den ausgefallenen Schätzen der Baureihe gehört die Tele-Rolleiflex.
Wer mechanische Kameras liebt, handwerkliche Präzision zu schätzen weiß und ein Faible für lebendige Kamerageschichte hat, kommt auf Dauer nicht um die zweiäugigen Rolleiflex- und Rolleicord-Modelle herum. Etwas Besonderes unter diesen Modellen ist die Tele-Rollei. Sie ist nicht mit einem 75-mm- oder 80-mm-Standardobjektiv ausgestattet, sondern mit einem Carl Zeiss Sonnar 4/135 mm. Die Tele-Rollei vermittelt schon bei der ersten "Begegnung" ein Gefühl von Solidität und Gediegenheit. Satt und schwer ruht sie in der rechten Hand, während der Blick auf die Mattscheibe fällt. Tief unten im Lichtschacht ist seitenverkehrt (aber aufrechtstehend) das spätere Bild zu sehen - gegebenenfalls vergrößert durch die ausklappbare Lupe. Die Linke übernimmt dann die Fokussierung mit Hilfe des großen Rändelrades, das "butterweich" zu drehen ist und den Objektivträger sachte vor- und zurückgleiten läßt. Schnittbildkeil und Mattscheibe zeigen dabei den Unterschied zwischen Schärfe und Unschärfe.
Um Verschlußzeit und Blende zu bestimmen, wurde ein externer Belichtungsmesser eingesetzt. Die eingestellten Werte können zwar nicht im Sucher, aber doch in einem kleinen Fenster davor abgelesen werden. Dann ein Druck auf den Auslöser - und mit einem kaum hörbaren Klick verrichtet der Zentralverschluß seine Arbeit. Es folgt der Rollei-Doppelschwung - halbe Drehung vor, halbe Drehung zurück und die Tele-Rollei ist bereit zur nächsten Aufnahme.
Nach dem letzten Bild ist der Film schon bis zum Ende aufgespult und der nächste Film kann eingelegt werden, wobei man nicht auf Filmmarkierungen achten muß. Die Tele-Rollei ist nämlich mit einem Filmtastwerk ausgestattet und stoppt das Vorkurbeln automatisch beim ersten Bild.
Wer auf einer Kamerabörse rund 1500 Mark für eine Tele-Rollei zahlt, sollte sich das Vergnügen gönnen und wenigstens einen Film mit ihr belichten, ehe die Kamera in der Vitrine verschwindet - wenn sie dann überhaupt noch verschwindet. Denn über die faszinierende Technik sollten die Ergebnisse nicht vergessen werden: scharfe und kontrastreiche Bilder.
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